12.07.2016 Insa Thiel

Solitär unter Solitären: Skulpturenhalle Hombroich

Foto: Nic Tenwiggenhorn

Ganz bewusst wählte Thomas Schütte das Grundstück, welches er letztendlich durch einen geschickten Tausch erworben hatte. Das Ausstellungskonzept des weitläufigen Areals außerhalb der Stadt besticht nicht nur durch eine enge Kooperation zwischen den einzelnen Institutionen – die Idee ihrer Gründer verkörpernd erscheint jedes Gebäude zuerst als Exponat an sich, bevor es sein, mit künstlerischen Schätzen bestücktes Inneres preisgibt. Als Solitär unter Solitären und situiert zwischen Raketenstation, Insel Hombroich und Kirkeby-Feld bildet der Bau mit seinem geschwungenen Dach und seiner ovalen Form einen angenehmen Kontrast zu den ansonsten überwiegend eckigen Bauten entlang des langgestreckten Weges.

Begonnen hatte es mit einem Modell des Künstlers aus Kartoffelchip und Streichholzschachtel. Aus dieser Logik heraus entstand ein zweiteiliger Bau aus halb eingegrabener Lagerfläche für Schüttes eigenes Werk, das er in Hinblick auf die Galerie in eine Stiftung überführt hat, und einem darüber liegenden, von einem geschwungenen Dach gerahmten, offenen Ausstellungsraum. Die Speichenrad-Konstruktion ermöglicht dabei absolute Stützenfreiheit, die in ihrer Kontinuität lediglich durch einen bewusst platzierten, intimen Ausstellungraum unterbrochen wird. Dieser schafft mithilfe seiner Oberfläche aus Klinkern Bezug zur Außenfassade und erinnert an einen kleinen Schutzraum – einen Raum im Raum, der zoniert und einzelne Exponate umso mehr in den Fokus stellt. Im Außenraum schmiegen sich, durch einen thermischen Prozess haltbar gemachte Pappelholzlamellen um den ovalen Betonkörper und lassen ihn als feingliedriges Gerippe erscheinen. Das horizontale Oberlichtband zwischen überkragendem Dach und Gerippe bringt Licht ins Innere und gibt dem Dach eine gewisse Leichtigkeit.

Dienende Räumlichkeiten wie Ticketschalter, Büroräume für die Kuratoren und Toiletten befinden sich in einem seitlich angegliederten Gebäude, welches nahezu vollständig unter einem Erdwall verborgen ist und durch die Verkleidung mit anthrazitfarbenen Ringofenklinkern als selbstständiges Element betont wird. In regelmäßigen Abständen herausgezogene Ziegelköpfe brechen die Ebenheit der Wand auf, bilden dabei ein Rautenmuster aus und beleben die Fläche mit Licht und Schatten. Ins Augenmerk sticht dabei der schornsteinartige Aufbau der dem Büro als Lichtschacht dient. Auch das Untergeschoss der Haupthalle ist unter der Erde verborgen und lediglich über einen Nebeneingang zugänglich. Mit einer Größe von 800 m² bildet er den Lagerraum für Schüttes Sammlung. Die Skulpturenhalle bietet rund 700 m² Ausstellungsfläche, zusammen mit Lager und Nebengebäude sind es rund 2.000 m². Mit einem finanziellen Gesamtvolumen von rund 5,6 Millionen blieb das Budget inklusiver der Außenanlagen dennoch weit unter dem eines klassischen Museumsbaus.

Lesbar als Monument Schüttes bilden die Skulpturen im unsichtbaren Untergeschoss bildhaft das Fundament der Stiftung und der Galerie. Entstanden auf seiner eigenen Entwurfsidee und umgesetzt und weiterentwickelt in enger Zusammenarbeit mit den Architekten Lars Klatte und Heinrich Heinemann entstand ein Bau, der vor allem auf hohe Qualität abzielte. So kam es auch, dass fast alle der verbauten Materialien vorher vor Ort geprüft, hinterfragt und weiterentwickelt wurden. Die dadurch entstandene lange Bauzeit von anderthalb Jahren, jedoch inklusive archäologischer Zwangsunterbrechung, verdeutlicht den Willen nach Wertbeständigkeit und Bauen auf hohem Niveau. Bewiesen hat das Künstler-Architekten-Duo vor allem, dass ein ernstzunehmendes Museum auch für vergleichsweise geringe Gesamtkosten realisierbar ist. Mit Konzentration auf Materialien, Raumwirkung und Gesamtkonzept gelingt ihnen einen Bau, der Kunst und Architektur vereint und den dialogischen Prozess ablesbar macht. Details wie die grüne Farbe des Stahls verraten den künstlerischen Einfluss, während die Konstruktion und die Umsetzung im Detail die architektonische Intention offenbaren.

Foto: Nic Tenwiggenhorn

Foto: Nic Tenwiggenhorn

Foto: Nic Tenwiggenhorn

Foto: Nic Tenwiggenhorn

Foto: Nic Tenwiggenhorn

Foto: Nic Tenwiggenhorn

Ansichten, Grafik: RKW Architekten

Dachaufsicht, Grafik: RKW Architekten

Grundriss EG, Grafik: RKW Architekten

Grundriss UG, Grafik: RKW Architekten

Lageplan, Grafik: RKW Architekten

Schnitte, Grafik: RKW Architekten

Weitere Informationen:

Projektleitung: Lars Klatte und Heinrich Heinemann
Bauzeit: September 2014 – März 2016
Planungszeit: Beginn 2011
Dimension: Elllipse
Längsachse: 37,70 m
Querachse: 22,70 m
Höhe: 4,50 bis 7,30 m
Ausstellungsfläche: 610 m²

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