05.10.2009

Sozial nachhaltig mit Stroh und Lehm

Eine interessantes Beispiel für konkrete Entwicklungshilfe ist die Arbeit des gemeinnützigen Vereins S2arch – Social Sustainable Architecture mit Sitz in Wien. Für die Realisierung von kommunalen Bildungsbauten in Entwicklungsländern lädt er europäische Architekturstudenten ein, vor Ort Gebäude zusammen mit einheimischen Schülern zu errichten. Eines seiner Projekte ist der Bau eines Campus für das von ihm gegründete Ithuba Skills College in Südafrika, für das Studenten der FH Kärnten ein Unterrichtsgebäude aus Lehm und Stroh planten und bauten.

Im Vorfeld der sechswöchigen Reise nach Montic, einem Township 40 Kilometer südlich von Johannesburg, hatten die 18 Studenten sich schon fast ein Jahr lang intensiv mit den Gegebenheiten vor Ort beschäftigt. Der Entwurf sollte nicht nur den klimatischen und topographischen, sondern auch den sozialen Besonderheiten des Bauortes Rechnung tragen. Denn die Aufgabe bestand nicht nur darin, neue Unterrichtsräume zu schaffen und – unter den Stichworten „Wissenstransfer“ und „Hilfe zur Selbsthilfe“ - der einheimischen Bevölkerung einen Anstoß zum Nachbau in Eigenregie zu geben.

Foto: S2arch

Photo: Cyrille Weiner

Das Unterrichts- und Werkstattgebäude auf L-förmigen Grundriss besteht aus zwei voneinander getrennt liegenden Räumen, die ein Dach miteinander verbindet. Darunter angeordnet sind den Räumen zugeordnete Freibereiche sowie ein Waschplatz und die Toilettenanlagen. Die Wände des 80 Quadratmeter großen Unterrichtsraums bestehen aus Lehmziegeln des Formats 60x30x15 Zentimeter, für die dem Lehm der Blähton Leca, Hanf, Papier und Stroh beigemischt wurden. Die Ziegel wurden in Kärnten entwickelt und vor Ort zusammen mit den Schülern des Ithuba Skills College produziert. Die Studenten hatten sich für Lehm als Baumaterial entschieden, weil dieser als billiger, universeller Baustoff vor Ort zur Verfügung stand. Außerdem begünstigt seine feuchteregulierende und wärmespeichernde Eigenschaft ein angenehmes Raumklima. Weiterer positiver Aspekt dieses Baustoffs ist, dass für die Herstellung von Strohlehm nur ein geringer Energieaufwand notwendig ist und beim Gewinn, Einbau und Rückbau keinerlei Umweltbelastungen entstehen.

Foto: S2arch

Foto: Shu He Photo, Shengliang Su

Foto: Shu He Photo, Shengliang Su

Aus Zeitgründen realisierten die Studenten den 50 Quadratmeter großen Werkstattraum nicht aus Ziegeln, sondern aus gestampftem Strohlehm mit einer Tragkonstruktion aus gebrauchten Verschalungsplatten. Um Gebäudewände vor der Witterung zu schützen, wurde das Trapezblech der Dachhaut an der Nord- und Südfassade nach Vorbild der lokalen Bauten bis an die Geländeoberkante geführt. Nach Osten hin gibt es einen Dachüberstand von 1,50 Meter, die Westfassade erhielt einen Kalkzementputz. Für den Bau fielen insgesamt Materialkosten von 42.000 ? an, die durch Spendengelder finanziert werden konnten.

Inzwischen findet in diesem neuen Gebäude des Ithuba Skills College Unterricht statt. Weitere Campus-Gebäude wurden mit Hilfe von Studenten der TU Graz und der RWTH Aachen errichtet.

Foto: S2arch

Weitere Informationen Eine Publikation zum Projekt kann zum Preis von 24 € (bzw. 18 € für Studenten) über die Website www.schap.net oder FH Kärnten erworben werden.

Hunor Holló

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