24.03.2015 Frank Kaltenbach

Speerspitze der Forschung: SwissTech Convention Center

Spätestens seit 2010 ist der Campus der EPFL in Lausanne weltberühmt: durch das Rolex Learning Center des japanischen Architekturbüros SANAA. Jetzt wurde dort ein weiterer markanter Baustein eröffnet, der den Anspruch als eine der führenden Hochschulen in Sachen Spitzenforschung repräsentiert und das räumliche Angebot entscheidend erweitert: ein Konferenzzentrum mit insgesamt 3000 Plätzen.

Architekten: Richter Dahl Rocha
Standort: Route Louis-Favre 2, 1024 Ecublens, CH–Lausanne

Foto: Fernando Guerra

Lagplan, Grafik: Richter Dahl Rocha

Eingangsebene auf der Plattform mit Metrostation, Grafik: Richter Dahl Rocha

Konferenzzentrum und Studentenwohnheim/Hotel als Ensemble, Modellfoto: Olivier Christinat

Scharfkantig wie ein Diamant wirkt das SwissTech Convention Center mit dem weit auskragenden Vordach nach Süden zunächst wie ein Solitär. Es bildet jedoch ein spannungsreiches Ensemble mit dem benachbarten Gebäudeblock, der ein Einkaufszentrum, Restaurants, ein 70-Zimmer-Hotel und ein Wohnheim für 516 Studierende aufnimmt und als Teil des Wettbewerbs 2006 ebenfalls von Richter Dahl Rocha & Associés geplant wurde. Während die Gebäudehülle aus eloxiertem Aluminium beim Konferenzzentrum als Schuppenpanzer gestaltet ist, wirken die Aluminiumpaneele der Studentenunterkünfte bewusst technisch und dennoch wohnlich. Durch die Metrostation, die unmittelbar vor dem Foyer eingerichtet wurde, wird das Gebäude zum neuen Entrée für den gesamten Hochschulstandort.
Mit dem SwissTech Convention Center ist die Umstrukturierung des EPFL-Campus noch nicht abgeschlossen. 2018 soll Dominique Perrault seine mehrgeschossige »Teaching Bridge« mit Rundblick über den Genfer See und nach Lausanne eröffnen.

Die Aluminiumfassade des Altbaus diente als Inspiration für die Materialisierung des Konferenzzentrums, Foto: Frank Kaltenbach

Metrostation direkt vor dem Eingang der Ladenzeile, Foto: Frank Kaltenbach

Aufgang zur Plattform mit Metrostation und den Eingangsbereichen des Konferenzzentrums, Foto: Claudia Fuchs

Studentenwohnheim/Hotel mit Ladenzeile und Gastronomie auf der Eingangsebene, Foto: Frank Kaltenbach

Foto: Fernando Guerra

Für warme Farbtöne als Kontrast zur technoiden Anmutung sorgt die farbige Gestaltung der Gebäudehülle durch Catherine Bolle. Gemeinsam mit ihrem Künstlerkollegen Daniel Schlaepfer hat sie die transluzenten, bis zu 15 Meter hohen Farbstreifen vor der Westfassade gestaltet, wo die Verglasung der geneigten Decke des Foyers folgt. Bei trübem Licht verfremden sie den Blick auf die Einfamilienhäuser des benachbarten Dorfs, bei tief stehender Abendsonne wirken sie wie Farbfilter von Scheinwerfern. Dann werden durch die gesamte Halle hinweg bunte Strichcodes auf den Boden projiziert und der sachliche Raum in mystisches Licht getaucht. Die Funktion der bunten Glaslamellen geht über den Sonnenschutz hinaus. Technisch gesehen sind sie eine Weltneuheit, denn es handelt sich um den ersten großmaßstäblichen Einsatz von elektrochemischen Dünnschicht-Solarzellen. Diese so genannten Grätzel-Zellen sind nach dem EPFL-Professor Michael Grätzel benannt, der diese innovative Technologie entwickelt hat. Aufgrund der chemischen Zusammensetzung der Farbstoffe kann selbst bei bedecktem Himmel Strom erzeugt werden. Die Orientierung zur Sonne spielt keine entscheidende Rolle. Die unterschiedlich eingefärbten Farbstoff-Solarmodule sind in 41 x 210 cm große übereinander angeordnete Aluminium-Glas-Paneele integriert, die in unterschiedlichen Winkeln vor die Fassade montiert wurden. Neben den Vorteilen hoher Gestaltungsfreiheit und vergleichsweise ressourcensparender Produktion liegt der Wirkungsgrad jedoch bisher noch weit hinter den herkömmlichen Siliziumzellen zurück.

Die Quadratur des Kreises: weiße Photovoltaikmodule entwickelt

Foto: Frank Kaltenbach

Grafik: Richter Dahl Rocha

Foto: Frank Kaltenbach

Foto: Frank Kaltenbach

Tageslichtnutzung, eine angenehme Raumatmosphäre und eine hohe Flexibilität in der Raumaufteilung machen das SwissTech Convention Center zu einer vielseitig einsetzbaren Veranstaltungsmaschine. Die Raumfachwerke der zwei großen Dachträger ruhen auf je zwei Kernen im Norden und in der Gebäudemitte und kragen über dem südlichen Foyer ca. 40 Meter aus. Der Plenarsaal mit über 2000 Sitzplätzen kann in 15 Minuten von einem Auditorium in eine 1900 Quadratmeter große Messe- und Banketthalle mit flachem Boden verwandelt werden. Dabei schwenken die an den höhenverstellbaren Bodendielen fest ­installierten Sitze nach unten in den Hohlraum. Die Galerie mit 865 Plätzen kann vom Plenum abgetrennt und in einen separaten Raum mit 468 Plätzen und einen Vorraum verwandelt werden.

Film zum SwissTech Convention Center

Foto: Fernando Guerra

Grafik:Richter Dahl Rocha

Plenarsaal als Messe- oder Banketthalle mit ebenem Boden, Foto: Fernando Guerra

Plenarsaal als Auditorium mit Gefälle und aus dem Boden herausgedrehten Stuhlreihen, Foto: Fernando Guerra

Plenarsaal und Galerie mit insgesamt 2865 Sitzplätzen, Foto: Fernando Guerra

Weit auskragendes Stahlfachwerk auf vier Stahlbetonpfeilern mit insgesamt sechs Auflagern, Grafik: Richter Dahl Rocha

Einen ausführlichen Bericht finden Sie in unserer Ausgabe DETAIL 2015/1+2 zum Thema »Bauen mit Glas«.
https://detail-cdn.s3.eu-central-1.amazonaws.com/media/catalog/product/T/e/Teaser.jpg?width=437&height=582&store=de_de&image-type=image
Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein, um einen Link zum Zurücksetzen Ihres Passworts zu erhalten.
Pflichtfelder
oder
Copyright © 2024 DETAIL. Alle Rechte vorbehalten.