18.05.2010

strahlend grau - herbert hirche zum 100. geburtstag

Die Ausstellung präsentiert den Nachlass Herbert Hirches (20.5.1910 - 28.1.2002) und feiert den Architekten, Möbel- und Produktdesigner als einen der prägenden Werkbund-Gestalter der deutschen Nachkriegszeit im Berliner Museum der Dinge 21. Mai bis 13. September 2010.

Herbert Hirche um 1980

Zum 100. Geburtstag von Herbert Hirche packt das Archiv seine Schätze aus: Zeichnungen, Skizzen, Pläne, Briefe und Fotos eröffnen neue Einblicke in Leben und Werk. Zum ersten Mal werden, neben einer Auswahl seiner Möbel, Hirches Studienarbeiten aus dem Unterricht bei Kandinsky und Mies van der Rohe am Bauhaus zu sehen sein, frühe Möbelentwürfe aus den 1940er und 1950er Jahren und nicht ausgeführte Varianten des legendären Fernsehgeräts HF 1 für die Firma Braun. Herbert Hirche war einer der Pioniere des neuen Braun - Designs, mit deren Entwürfen die Firma Braun international Erfolgsgeschichte schrieb.

Wie die Braun-Apparate „stille Helfer und Diener“(Erwin Braun) sein sollten, so wollte Hirche mit seinen schlichten Möbeln und Bauten dem Menschen selbst größtmögliche Freiräume bieten. Der Ausstellungstitel “strahlend grau“ ist in diesem Sinne als eine Metapher zu verstehen für die Sachlichkeit und Neutralität der Entwürfe Hirches und zugleich für deren diskrete Eleganz. „Lasst uns maßhalten!“ war das Motto eines Musterkoffers mit 45 Grau-Proben, der dem verehrten Lehrer Herbert Hirche zum 52. Geburtstag von seinen Mitarbeitern und ehemaligen Studenten überreicht wurde - mit augenzwinkernder Ironie kommentierten sie Hirches Haltung der Zurückhaltung und seine Vorliebe für die Farbe Grau.

Foto: Musterkoffer mit Grau-Proben, ein Geburtstagsgeschenk von Hirches Mitarbeitern und ehemaligen Studenten zum 20. Mai 1962

Fernsehgerät FS6, 1962, Braun AG Kronberg Foto: Armin Hermann

Hirche war für viele dem Werkbund verbundene Firmen tätig, darunter Wilkhahn, Holzäpfel, Walter Knoll und Wilde+Spieth. Er war Hochschullehrer in Berlin und Stuttgart, Mitglied des Rats für Formgebung und - als Ratgeber und Mentor - die „graue Eminenz“ des jungen Verbands Deutscher Industriedesigner. Auf der Internationalen Bauausstellung 1957 in Berlin, auf den Mailänder Triennalen, der Weltausstellung in Brüssel 1958 und der Documenta 1964 wurden Hirches Arbeiten als Musterbeispiele einer vom Werkbund propagierten neuen (west)deutschen Produktkultur ausgestellt. Die junge Demokratie entsandte die Dinge als Botschafter eines besseren Deutschlands ins Ausland. Arbeiten eines Entwerfers wie Herbert Hirche waren aufgrund seiner Biografie in idealer Weise geeignet, an die moderne, moralisch unbelastete Tradition der Vorkriegszeit anzuknüpfen, die Geschichte zwischen 1933 und 1945 zu negieren und das utopische Potential in der Aufbruchsstimmung jener Jahre wahrzunehmen.
In der Ausstellung „strahlend grau“ werden die historischen Entwürfe mit aktuellen materiellen Aneignungen konfrontiert: Lange nahezu in Vergessenheit geraten, werden Hirches Möbel, die teilweise über ein Prototypstadium nie hinausgekommen waren, seit einigen Jahren in Serie produziert und als „Klassiker“ vermarktet. Auf der diesjährigen Möbelmesse erhielt die Wiederauflage eines Sessels, den Hirche 1957 für die Interbau entwickelt hatte, den „Classical Innovation“- Preis. Retro-Trend, Re-Edition und Re-Design: Der Markt erfindet den „modernen Klassiker“, das Gebrauchsmöbel der 1950er Jahre mutiert zur „Design-Ikone“. Mit der Ausstellung wird auch die Frage diskutiert, wie, wo und durch wen bestimmt wird, wer und was ins kollektive Gedächtnis aufgenommen wird.

„strahlend grau - herbert hirche zum 100. geburtstag“ markiert den Auftakt zu einer geplanten Ausstellungsreihe, die das im Werkbundarchiv - Museum der Dinge bewahrte Erbe in den Blick nehmen will.

Zur Webseite Museum der Dinge

Ausstellung "Schönheit der Technik", Stuttgart 1953, Ausstellungsgestaltung Herbert Hirche

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