23.02.2010

Symbiose aus Pflanze und Mensch: Villa Flora in Venlo

2012 findet im niederländischen Venlo die Gartenbauausstellung "Floriade" statt. Für die Veranstaltung, die ganz unter dem Zeichen des Konzepts "Cradle to Cradle" stehen soll, hat Jon Kristinsson ein Bürogebäude entworfen, in dem Arbeits- und Pflanzenwelt einander in einer symbiontischen Kreislaufbeziehung ergänzen sollen.
„Abfall ist Nahrung“ lautet eine der Kernthesen des Konzepts „Cradle to Cradle“, das zuletzt in den Niederlanden zahlreiche Anhänger gefunden hat. Nun will die Region Venlo ihre Wirtschaftsstruktur langfristig nach diesem Ideal umformen. Erstes Schaustück für die Bemühungen soll der „Greenport Venlo“ werden, eine Grünanlage am Schnittpunkt der Autobahnen N 73 und A 67. Dort findet 2012 die Floriade, Hollands wichtigste, alle zehn Jahre veranstaltete Gartenbauausstellung statt.

Grafik: Jon Kristinsson

Grundlage ist das System „Zonneterp“, an dessen Entwicklung Kristinsson Architects beteiligt waren und das die Abwärme von Hollands zahlreichen Gewächshäusern zur Gebäudebeheizung nutzen will. Zwei Hektar Gewächshäuser reichen demnach zur Beheizung von rund 220 Einfamilienhäusern – oder eben einer entsprechenden Bürofläche - aus. Die Abwärme der Gewächshäuser wird nicht wie sonst durch Entlüftung ins Freie „entsorgt“, sondern in einer Grundwasserschicht zwischengespeichert. Diese funktioniert wie ein Schichtspeicher im Gebäude – oben wärmeres, unten kühleres Wasser – und kann daher sowohl zur Gebäudebeheizung und –kühlung verwendet werden. Als Wärmeüberträger dienen im Fall der Villa Flora die weitgespannten Geschossdecken aus Betonfertigteilen, die von warmem oder kaltem Wasser durchströmt werden.

Grafik: Jon Kristinsson

Vakuumtoiletten im gesamten Gebäude tragen zu einer Senkung des Wasserbedarfs bei. Zur Energiegewinnung werden alle im Gebäude entstehenden organischen Abfälle (inklusive der aus den Toiletten abgesaugten Fäkalien) in einem Fermenter zur Gewinnung von Biogas genutzt. Daraus wiederum wird über einen Generator Strom für die Büroflächen erzeugt. Das bei der Verbrennung entstehende CO2 dient in den Gewächshäusern als „Nahrung“ für die Pflanzen. Auch die pflanzlichen Reststoffe aus dem Fermenter werden zunächst entwässert und dann zur Düngung der Pflanzen genutzt.
Ein Experiment ist die Villa Flora auch hinsichtlich ihres Innenraumklimas. Denn, so die Architekten, „die Stoffwechsel von Pflanzen und sitzenden Menschen sind äußerst unterschiedlich“ – und damit auch deren Komfortansprüche. Zudem sollen im Gebäude vier unterschiedliche Klimazonen mit entsprechender Vegetation und Raumgestaltung eingerichtet werden: ein großer mediterraner Bereich mit Olivenbäumen und Palmen, ein „nahöstlicher“ Bereich mit Wüstensand, Beduinenzelten und Dattelpalmen, ein „Amazonas-Büro“ mit feuchtwarmem Klima und ein separates Gewächshaus mit Polarklima und dazu gehöriger Vegetation.

Grafik: Jon Kristinsson

Ob die „Villa Flora“ in der geplanten Größe und mit all den eben beschriebenen Besonderheiten realisiert wird, ist indes derzeit noch offen. Venlos Oberbürgermeister Herbert Brus sagte im Mai in einem Interview mit dem Internetportal derwesten.de: „Im Januar haben wir alle Pläne noch einmal begutachtet und den Realitäten angepasst. Wir denken immer noch, dass die Vilal Flora und der Innova-Toren gebaut werden können. Aber ein 10.000 Quadratmeter großes Bürogebäude muss man auch nicht in Gänze errichten. Vielleicht reichen ja auch 5000 Quadratmeter. Man kann das Gebäude ja nach der Floriade weiter entwickeln.“

Grafik: Jon Kristinsson

Grafik: Jon Kristinsson

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