04.07.2014 Peter Popp

Unterirdisch – Das Spektakel des Unsichtbaren

Unterirdische Bahnhöfe und riesige Tunnels, Kellerclubs und geheime Bunker – Unser Leben spielt sich zunehmend im Untergrund ab. Mit der neuen Ausstellung macht das Museum für Gestaltung diese immens verzweigte Wirklichkeit unter dem Boden sichtbar. Ort: Museum für Gestaltung, Ausstellungsstrasse 60, CH-8005 Zürich
Dauer: 04. Juli - 28- September 2014

Luca Zanier, Zugangsstollen zur Kavernenzentrale Ferrera (Fertigstellung 1963), 2011, © Luca Zanier Photography, Zürich

Die unterirdische Wirklichkeit bewegt sich im Spannungsfeld von Möglichkeit, Notwendigkeit und Wunschvorstellung. Für manche Bauwerke wird der Untergrund aus pragmatischen Gründen gewählt, um zusätzlichen Platz zu schaffen – etwa für Parkhäuser oder für all die Lebensmittelabteilungen von Warenhäusern. Andere Anlagen befinden sich notwendigerweise unter dem Boden, weil sie dort geschützter oder diskreter sind. Dies gilt für Räume der Religion oder der Forschung ebenso wie für den Bundesratsbunker, der so geheim ist, dass es ihn offiziell gar nicht gibt. Die Underground- oder Independent-Kultur hingegen erobert sich leere Räume als Orte der Utopie, an denen die Freiheit grenzenlos scheint. Das Potenzial von unbenutzten Räumen unter dem Boden haben aber nicht nur Kellerclubs, -kinos und -theater erkannt, sondern auch die etablierte Kultur oder Betreiber von Datenspeichern. Wesentlich bei solchen Umnutzungen ist der Faktor Zeit. Denn das immer äußerst solide gebaute Unterirdische überdauert meist das Oberirdische.

Silvio Maraini, Reservoir Ibruch, Zumikon (Fertigstellung 1967), aus der Serie Geflutete Kathedralen, 2011, © Silvio Maraini

Dominic Büttner, Gotthard-Strassentunnel (Fertigstellung 1980), aus der Serie Dreamscapes, 2010, © Dominic Büttner

Neben den Beweggründen für den Bau im Untergrund nimmt die Ausstellung auch die Gestaltung des Untergrunds in den Blick und fragt nach, wie mit dem Einsatz von Raum, Material, Farbe und Licht spezifische Orte entstehen. So verschieden unterirdische Bauten auch gestaltet sind, etwas ist ihnen allen gemeinsam: Es fehlt ihnen eine äußere Erscheinung. Die Bauwerke mögen klein oder gross sein, es sind nie richtige Häuser. Nur die Portalbauten am Übergang zwischen ober- und unterirdisch können eine architektonische Form erhalten und so auf das Darunterliegende hinweisen.

Dominique Perrault, Hauptgebäude der Ewha Frauen-Universität, Seoul, 2008, Foto: André Morin (2008), © André Morin / DPA / Adagp

Gérard Miedinger, Kunden-Tresorraum Bank Julius Bär, Zürich, 1983, Foto: Christian Zingg (2013), © Julius Baer Art Collection

In sieben thematischen Räumen, deren szenografische Gestaltung vom Untergrund inspiriert ist, präsentiert die Ausstellung anhand von Modellen und teils eigens erarbeiteten Fotos, Videos und Grafiken bedeutende nationale und internationale Bauwerke aus der Gegenwart. Am Beispiel von Zürich wird zudem die hohe Dichte der unterirdischen Nutzung einer heutigen Stadt aufgezeigt. So wird das Unterirdische als eigenständiger Lebensraum sichtbar, welcher unsere Städte und Landschaften zukünftig noch viel mehr prägen dürfte, als dies heute schon der Fall ist.

Santiago Calatrava, Bahnhof Stadelhofen, Zürich, 1990, Foto: Paolo Rosselli (1991)

Peter Zumthor, Therme Vals, 1996, Foto: Hélène Binet (2006), © Gabrielle Ammann, ammann gallery / Cologne

Kuratorium: 
Andres Janser, Kurator Museum für Gestaltung Zürich

Szenografie: 
Graber Pulver Architekten


Termine
Zürich ZHdK Lecture on Global Culture 

Mittwoch, 17. September 2014, 18 Uhr
The Disappearance of Architecture: Between Presence & Absence  
Dominique Perrault, Architekt, Paris, Gründer Laboratory of Underground Architecture,  
ETH Lausanne
Anschliessend Diskussion mit Andres Janser.  
Moderation: Michael Schindhelm, Autor und internationaler Kulturberater, Kurator ZHdK Lectures on Global Culture  
In Englisch
 
 
Führungen
Mittwoch, 18 Uhr: 9.7., 23.7., 6.8., 20.8., 10.9.2014
Sonntag, 11 Uhr: 6.7., 20.7., 3.8., 17.8., 31.8., 14.9., 28.9.2014
 
 
Spaziergänge in den Untergrund
Samstag, 12. Juli 2014, 11 Uhr
Dolendeckelführung unter das Museum
Mit Christian Ratti, Künstler und Dolologe
 
Samstag, 30. August 2014, 11.30 Uhr
Zum tiefsten Punkt von Zürich
Mit Franziska Mühlbacher, Kuratorin Vermittlung
 
Samstag, 13. September 2014, 11 Uhr
Der Untergrund als Schutzraum
Mit Désirée Hess, wissenschaftliche Mitarbeiterin
 
 
Workshops
Samstag, 23. August 2014, 14–16.30 Uhr
Leuchtende Untergrundwelten
Für Familien mit Kindern ab 6 Jahren
Mit Franziska Mühlbacher
 
Die Stadt unter der Stadt
Für Schulen, 1.–10. Schuljahr, Berufs- und Mittelschulen  Mit Franziska Mühlbacher
Kosten und Daten auf der Website
 
 
In den Sommerferien 14. bis 18. Juli 2014, 10–16 Uhr
Untertunnelt Forschungsexpedition für Kinder von 8–12 Jahren
 
11. bis 15. August 2014, 10–16 Uhr
Das Unterversum
Video- und Foto-Projektwoche für 6.–9. Schuljahr
 
Das Ferienprogramm wird realisiert in Zusammenarbeit mit den Zürcher Gemeinschaftszen-tren/Medienwerk GZ Buchegg, dem Schulamt der Stadt Zürich und Pro Juventute Ferienplausch
 

Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag 10–17 Uhr, Mittwoch 10–20 Uhr
Bundesfeiertag: 1.8.2014 10–17 Uhr
Lange Nacht der Museen: 6.9.2014 19-02 Uhr
Geschlossen: Montags
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