02.12.2009 Heide Wessely

Velodrom in Berlin (1993)

Im Jahr 2000 hatte die Stadt Berlin an der Bewerbung um die Durchführung der Olympischen Spiele teilgenommen. Im Zuge dessen entstand im Bezirk Prenzlauer Berg ein neuer Komplex aus Rad- und Schwimmsporthalle – ein Kristallisationspunkt zwischen gründerzeitlicher Stadtentwicklung und Nachkriegsstädtebau.
Folge 4

Architekten:
Dominique Perrault, Paris
Reichert, Pranschke, Maluche, München
Schmidt-Schicketanz und Partner, München

Der Bau des Velodroms und der angrenzenden Schwimmhalle geht auf die Bewerbung der Stadt Berlin für die Olympischen Spiele 2000 zurück. Nach einem international ausgeschriebenen Wettbewerb begannen im Juni 1993 die Bauarbeiten für die beiden Sportstätten. Erst ein viertel Jahr später gab die IOC Sydney den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2000. Dies hatte erhebliche Umplanungen zur Folge, denn statt einer Olympiatauglichen Sportstätte brauchte man nun einen Ort, in dem auch Konzerte oder öffentliche Veranstaltungen stattfinden konnten.
Für den Stadtteil Prenzlauer Berg ist mit den beiden Hallen ein Kristallisationspunkt entstanden, und ein Naherholungsgebiet für die Bewohner der angrenzenden Stadtteile. An der Nahtstalle zwischen gründerzeitlicher Stadtentwicklung und Nachkriegsstädtebau bilden die Bauten nun eine bedeutsame Eingangssituation zur Berliner Innenstadt. Das städtebauliche Konzept besteht darin, die Anlage in eine urbane Parklandschaft zu versenken, zwischen rund 450 neu gepflanzten Apfelbäumen und einigen kleinen Seen. Beide Hallen sind wie Amphitheater in das ca. 100 000 m2 große Gelände eingebettet. Die 17 Meter tief abgesenkten dreigeschossigen Baukörper sind durch einen Treppen- und Rampenkranz eingefasst und ragen knapp einen Meter über das eigentliche Geländeniveau. Die Arena der Radsporthalle ist gegenüber der Haupterschließungs- und Foyerebene um sechs Meter abgesenkt. Die Zuschauer gelangen von den Foyers über so genannte „Mundlöcher“ direkt auf die unteren Tribünenränge. Treppen und Aufzüge führen zu den oberen Rängen, die auch direkt von der Gartenebene aus erreicht werden können. Ein riesiges, strahlenförmig ausgebildetes Stahlfachwerk überspannt die Arena der Radsporthalle.

Modell des Velodroms, das in der Eingangshalle der nebenan gelegenen Schwimm- und Sprunghalle ausgestellt ist. Foto: Jochen Jansen

Eine Vielzahl von Laufbrücken innerhalb des Tragwerks gewährleistet optimale Bedienungs- und Wartungsmöglichkeiten. Die gesamte Dachfläche sowie die Fassaden wurden mit einem eigens für dieses Projekt entwickelten Stahlgewebe verkleidet.

Im Velodrom finden heute neben Radsportveranstaltungen wie dem Sechstagerennen auch Leichtathletikwettkämpfe, Konzerte und Shows wie z.B. „Wetten dass...?“ statt. Für
Veranstaltungen wie Tennisturniere oder Triathlon können zusätzlich die zwischen den Hallen liegende Mehrzweckhalle und die Schwimmhalle mitgenutzt werden. Für Tennisturniere besteht die Möglichkeit eines der Schwimmbecken durch temporäre Aufbauten und Tribünen zu einem dritten Tennis-Court umzufunktionieren.

20 Jahre nach der Wende zeigt sich dass der städtebauliche Ansatz, den Perrault mit dem Versenken der beiden Großformen in die Erde verfolgte, funktioniert. Er hat eine städtebauliche Brache konserviert, die für Berlin einst so charakteristisch war, die jedoch über die Zeit Stück für Stück verschwindet.

Blick auf das Tragwerk

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