Vexierspiel: Installation in den Zisterenen von Frederiksberg

Foto: Jens Markus Lindhe

Mitten im Schlosspark von Frederiksberg bei Kopenhagen führen zwei unscheinbare Treppen in die Unterwelt. Sie erschließen der Öffentlichkeit einen Ort, wie er in vielen Städten existiert, aber meist im Verborgenen bleibt: Die Zisternen von Frederiksberg wurden im 18. Jahrhundert als offenes Trinkwasserreservoir angelegt und vor 150 Jahren in den Untergrund verlegt, um die Bevölkerung vor Seuchen zu schützen. Seit 1996 sind sie Kopenhagens ungewöhnlichster Ausstellungsraum: drei große Säle fast ohne Tageslicht, durchzogen von langen Reihen mächtiger Pfeiler und Ziegelbögen. Die Temperatur hier liegt ganzjährig um die 9 °C, die Luftfeuchtigkeit beträgt 100% und der CO2-Gehalt der Luft ist fünf bis zehnmal höher als im Freien.
 
Für traditionelle Kunstausstellungen sind diese Bedingungen eine Herausforderung. Für Hiroshi Sambuichi waren sie der perfekte Ausgangspunkt, um seine künstlerische Vision zu verwirklichen. In seiner Arbeit als Architekt versucht er die Schönheiten eines bestimmten Ortes hervorzuheben. Dafür untersucht er die bewegenden Materialien eines Ortes – das sind vor allem Licht, Luft und Wasser. Das Studium der Naturphänomene braucht Zeit: Laut Sambuichi dauert es vier Jahreszeiten der Beobachtung bis man einen Ort wirklich verstanden hat.

In Frederiksberg entschloss sich der Architekt, den Ausstellungshallen zwei Elemente zurückzugeben, die dort lange ausgeschlossen waren: das Wasser und das Tageslicht. Auf überdachten Stegen aus japanischem Zypressenholz wandern die Besucher über spiegelnde Wasserflächen. Gleich zu Beginn führt sie ein 120 Meter langer Korridor in die hinterste der drei Hallen, wo ein unerwartetes Rendez-vous mit der Außenwelt auf sie wartet. Am Ende des langen Gangs, im entferntesten Winkel dieser Unterwelt, schimmert ein Lichtfleck auf, der langsam größer wird. Es ist Tageslicht, das Sambuichi geschickt mithilfe mehrerer Spiegel in die Zisternen gelenkt hat. Von Zeit zu Zeit erfüllt feiner Sprühnebel den Raum, in dem sich das Sonnenlicht in allen Regenbogenfarben bricht.

Das nachfolgende Video liefert spannende Einblicke in Hiroshi Sambuichis Denkgebäude, das sich im Spannungsfeld zwischen Naturphilosophie, Spiritualität und Ästhetik bewegt. Inmitten seiner kraftvoll inszenierten Ausstellungsarchitektur spricht er im Interview über die Wichtigkeit von Heimat und über sein Anliegen, den Menschen die Schönheit der Orte, an denen sie leben, neu vor Augen zu führen.



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