22.05.2012 Tim Westphal

Villa in Geldrop, Niederlande

Die Villa in Geldrop von Hofman Dujardin Architekten aus Amsterdam ist auf den ersten Blick unspektakulär, erscheint wie die Simplifizierung des Archteyps »Satteldach-Haus«. Der Bau ist lang gestreckt, an der Südseite und den Giebelflächen großzügig verglast. Ebenerdig liegt er auf dem grünen Acker und ein unbefestigter Weg führt über das Grundstück zum Wohnhaus. Fast ist man geneigt, mit dem Traktor vorzufahren – das Dorfidyll rundum macht Lust darauf.

Alle Fotos: Matthijs van Roon/Hofman Dujardin, Amsterdam; Blick auf die Nordfassade. Über die Treppe »schreitet« man hinab zum Patio und zum Eingang des Hauses. Ebenerdig ist der Zugang auch möglich – über die unscheinbare Tür rechts im Bild am Westgiebel.

Projektbeteiligte
Architekten: Hofman Dujardin Architects, Amsterdam,
Mitarbeit: Barbara Dujardin, Michiel Hofman, Bart Wigger, Felix van Bemmel, Tinka Niemann, Nuno Urbano, Federico Arzenton, Daniela Verbeten und Vera Nottebom, www.hofmandujardin.nl
Bauunternehmen: KSB Snoeijen Bouw, NL-Heeze, www. ksb-bouw.nl
Fachplaner Gebäudetechnik: Bouwtechnisch Adviesburo Ad Wouters B.V., NL-Mierlo, www. wouters-bouwadvies.nl
Elektro: Mebro Elektrotechniek, NL-Nuenen, www.mebro.nl
HKL-Technik: Installatiebedrijf Snijders B.V., NL-Best, www.snijders-best.nl


Produkte und Hersteller
Stahl-Glasfassade: Metaglas B.V., NL-Tiel, www.metaglas.nl
Mauerwerksziegel: Wienerberger B.V., NL-Zaltbommel, www.wienerberger.nl
Leuchten: Modular Lighting Instruments, Modular Lighting Nederlande B.V.,
NL-Amstelveen, www.modular.nl
Dekoratives Licht: MOOOI Amsterdam, NL-Amsterdam, www.moooi.com
Bezugsstoff Sofas: Kvadrat B.V., NL-Amsterdam, www.kvadrat.dk

Der zentrale offene und lichte Essbereich für die vierköpfige Familie.

Nahtlos geht der homogene Küchenblock in einen Frühstückstresen über.

Die komplette Südfassade ist verglast, sodass das Grün der Umgebung allgegenwärtig wird.

Von Norden, über die vom Betongraben gefasste großzügige Freittreppe kommend, betritt der Besucher den zentralen Wohnraum im Untergeschoss, um den sich die Schlafzimmer und Bäder der Familie gliedern. Eine kontemplative Atmosphäre umfängt ihn unweigerlich. Lediglich der Blick vom Wohnraum durch die Glasfassade lässt die Augen über die lang gestreckte graue Betonrampe hinweg ein paar Baumkronen und den blauen Himmel erspähen. Und holt ihn zurück in die Realität.Entgegen der Zurückgezogenheit und Intimität, die das Untergeschoss ausstahlt, wirkt das Erdgeschoss mit der vollverglasten Südfassade und den verglasten Giebeln wie ein riesiges Schaufenster zur Straße: das Familienleben auf dem Präsentierteller. Doch das stimmt nur bedingt, denn die Nordfassade mit der Haupterschließung lässt pointiert Blicke auf den Essbereich und in das Arbeitszimmer zu. Einblicke in die Küche und den offenen, nach Süden orientierten Wohnbereich bleiben verwehrt und im Verborgenen. Dies einzigartige Spiel mit Zurückgezogenheit und Transparenz – vom Entwurfskonzept über die Grundrissgestaltung bis hin zur Materialwahl – und die Stringenz der Umsetzung »auf der grünen Wiese« verleihen diesem Wohnhaus seinen Charme.                    

Der offene Wohnbereich erstreckt sich über die Südseite bis hin zum Ostgiebel. Das Dachgeschoss wird durch die Galerie geöffnet und der Wohnraum erstreckt sich bis unter den First.

Querschnitt durch das Gebäude mit den zentralen Blickachsen.

Das Funktionsschema zeigt die verschiedenen Geschosse und die Zuordnung der Räume. Der Stahlbetongraben ist Erschließungsweg und »Lichtfänger« in einem.

Dabei trügt der ländliche Anschein, denn die Gemeinde Geldrop liegt nur knapp 10 km Luftline von Eindhoven entfernt. Eindhoven mit den Entwicklungs- und Produk­tionsstandorten von Philips oder DAF und der angesehenen Technischen Universität ist heute eines der wichtigsten Technologiezentren der Niederlande. Doch gerade die Lage im Speckgürtel dieses Technologie­standorts bringt immer wieder erfrischend andere Architektur hervor und ist für gut situierte Bauherren wie für kreative Architekten gleichermaßen attraktiv. Im speziellen Fall war es ein ortsansässiger Geschäftsmann, der auf die Amsterdamer Architekten Hofman Dujardin zuging. Im Ergebnis »ist das Gebäude die Summe der unterschiedlichen aber ergänzenden Vorstellungen von Bauherr und Architekt«, wie es Hofman Dujardin selbst formulieren. Ein Stahlbetongraben, der auch Zugang zum eingegrabenen Untergeschoss ist, verläuft quer durch die Hauptachse des Hauses. Die Architekten schaffen einen direkten Durchblick – Einblicke in das intime Familienleben eingeschlossen. Was für viele Bauherren unvorstellbar ist, bewusst Transparenz zu schaffen, um den Blicken Fremder ausgesetzt zu werden, ist bei der Villa in Gel­drop Teil eines Lebensentwurfs. Vor allem einer sauberen Detaillierung ist es zu verdanken, dass das Wohnhaus als beispielhaft für das Bauen in den Niederlanden gelten darf. Seine klare Kubatur, die einheitliche Materialität von Fassade und Dach und die Reduktion auf essenzielle Baustoffe wie Beton, Stahl, Glas verleihen ihm Präsenz auf der platten Landscholle. Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Architekten dem Tageslicht. Trotz des komplett versenkten Untergeschosses sind die an den Beton­graben angeschlossenen Räume hell und durch die geschickte Positionierung des Baukörpers auf dem Grundstück fast den ganzen Tag mit Sonnenlicht versorgt. Die Architekten verstehen den Grundriss mit seinen zwei Patios als »moderne Interpretation klassischer Grundrisse aus der italienischen Renaissance«.

Blick auf das Spieleck der Kinder und einen der vier Schlafräume im Untergeschoss. Darüber sind der Essbereich im Erdgeschoss und das große Fenster zum Arbeitsraum im Obergeschoss auszumachen.

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