23.03.2012 Florian Maier

Visionen für's Wohnen

Beim Bau-Energie-Kongress am 23. Januar 2012 in Berlin konfrontierten sich 240 Teilnehmer mit Visionen über zukünftige Wohnformen. Wissenschaftler beleuchteten absehbare Probleme, welche sich durch die anhaltende Binnenwanderung der Bevölkerung vom Land in die Stadt ergeben werden.
Prof. Christoph Mäckler vom Deutschen Institut für Stadtbaukunst der TU Dortmund widmete sich zunächst dem brandaktuellen Thema »Sanierung im Bestand«. An Beispielen zeigte er den Identitätsverlust in der Baukultur, wenn Wärmedämmung zum alles entscheidenden Argument wird. »Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit werden allzu oft vernachlässigt, gerade bei der Sanierung. Dieses kurzfristige Denken bringt nachfolgenden Generationen neue Umweltprobleme«, kritisierte Mäckler die gegenwärtige Baupolitik.
 
Dr. Reiner Klingholz vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung prognostizierte aufgrund der Demografie zu erwartende Entwicklungen: »Die Binnenwanderung hat tiefgreifende Folgen wie Wohnungsnot in Ballungsgebieten einerseits, Schließung von Schulen, Kitas oder Theatern in strukturschwachen Regionen andererseits – bis zu ausbleibenden Familiengründungen. Jeder Tag schenkt uns sechs Stunden Lebenserwartung. 2050 werden 14 Prozent der Bürger 80 Jahre und älter sein«, so Klingholz. »Das verlangt dringend altersgerechte Lösungen im Neubau und sozialverträgliche Sanierungen

Prof. Christoph Mäckler. Foto: Wienerberger GmbH / Peter Himsel

Prof. Volker Eichener von der EBZ Business School Bochum beklagte fehlende Anreize für das Bauen. Nur 0,4 Prozent des Bundeshaushaltes fließen in den Wohnungsbau. Durch Wegfall der Zweckbindung in den Ländern ab 2014 sei ein weiterer Rückgang programmiert. Einen Ausweg sieht Eichener in der Neubauförderung, die reichliche Steuereinnahmen bringe. Ansonsten erwarte er in deutschen Städten eine bisher nicht gekannte Ghettobildung.
 
Prof. Klaus Hurrelmann, Autor von Shell-Studien zur Einstellung und Lebenssituation der jungen Generation, beleuchtete voraussichtliche Wohn- und Lebensformen Jugendlicher im Jahr 2025. Seit 20 Jahren sei eine wachsende Sensibilität für Umweltfragen zu verzeichnen. Auch Wohneigentum sei im Kommen, da man viel Wert auf Sicherheit lege. Deshalb werde auch die Lebensform der Eltern kopiert. Jugendliche mit mittlerem Abschluss suchen das Häuschen mit Garten, Elitegruppen eher das Townhouse. Die Shell-Studie habe aber auch belegt, dass sich junge Menschen der Schwierigkeiten bewusst sind, diese Ziele zu erreichen.

Dr. Reiner Klingholz, Foto: Wienerberger GmbH / Peter Himsel

Prof. Dr. Volker Eichener, Foto: Wienerberger GmbH / Peter Himsel

Auch Bestsellerautor Frank Schätzing, bekannt für visionäre Entwürfe zu globalen Entwicklungsfragen, trat als Gastredner auf und signierte sein neuestes Buch »Limit«.

Frank Schätzing, Foto: Wienerberger GmbH / Peter Himsel

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