01.11.2009 Frank Kaltenbach

Vom Schlachthof zum Öko-Quartier

Die Lage direkt am Ufer des Tibers machte das Gelände seit jeher attraktiv. Schon im alten Rom wurden hier die Schiffe für die Hauptstadt des Imperiums entladen und der Hügel hinter dem Gelände ist nichts anderes als eine antike Deponie aus Amphorenscherben. Nachdem der Schlachthof seine Funktion verloren hatte, verwahrloste das Areal zusehens zum wilden Abstellplatz und als bevorzugter Lagerplatz großer Zigeunergruppen. So bestand die erste Maßnahme darin, neben einer akribischen Bestandsaufnahme des Baubestands, die Flächen zu räumen.

Foto: Frank Kaltenbach

Im Vorhof wurde das Vieh gesammelt und in Koppeln sortiert. Leichte freistehende Dächer aus Gußeisen sorgten für den Witterungsschutz der Bediensteten. Um diese Konstruktionen einer neuerlichen Nutzung zuzuführen haben die Architekten den ehemaligen Außenraum in einen Gegliederten Bereich umstrukturiert mit einem Wechsel aus untergestellten Glasboxen und artikulierten Freiflächen.

Foto: Archiv

Foto: Luciano Cupelloni Architettura

Die "Città dell´Altra Economia" beherbergt auf 3500 Quadratmeter neu geschaffener Nutzfläche zwölf unterschiedliche Nutzungen mit den Themen: biologischer Landbau, fairer solidarischer Handel, ethische Finanzierungskonzepte, erneuerbare Energien, offene Kommunikation, verantwortungsvoller Tourismus, Wiederverwertung und Recycling von Wertstoffen. Cafés, Restaurants, Bars, Läden und Vortragssäle bieten einen bunte vielseitige Mischung. Der Hof wurde von den meisten Koppeln freigeräumt und kann als großzügige Freifläche in die Aktionen miteinbezogen werden. 

Foto: Frank Kaltenbach

Im Zentrum des Vorhofs steht ein achteckiger Turm für die Aufseher, das »Panoptikum«, das den Überblick über tausende von Tieren garantierte. Dann wurden die Tiere einzeln in einer Schleuse gewogen, inventarisiert und dem Schlachthof zugeführt. Dem zweigeschossigen Gebäude der Waage galt die besondere Aufmerksamkeit bei der Sanierung, da die historischen Details hier von besonders hoher Qualität sind. 

Foto: Frank Kaltenbach

Foto: Atelier Cupelloni

Nach der Waage wurden die Tiere von Leitplanken geführt zu den Schlachtbänken getrieben.

Foto: Frank Kaltenbach

Die Boxen, die unter die Gußeisendächer geschoben sind, werden über Oberlichter mit natürlichem Licht versorgt. Um die solaren Energieeinträge trotz der starken Strahlung in Mittelitalien gering zu halten, sind die Öffnungen knapp bemessenund nach Norden orientiert. 

Foto: Frank Kaltenbach

Foto: Archiv

Foto: Luciano Cupelloni

Abgehängte Membranen streuen das Licht, versetzt angeordnete Blenden mit einer Lochstruktur sind so angebracht, dass sie im Winter durch den flachen Einfallswinkel der Sonne die Räume erwärmtwerden, bei steilem Sonnenstand im Sommer hingegen direktes Licht ausgeblendet wird. Die opaken Dachschrägender Pultdächer, die nach Süden weisen sind mit 170 Photovotaikpaneelen ausgerüstet. Der Querschnitt des schrägen Dachs hat auch aerodynamische Vorteile und unterstützt die natürliche Entlüftung der Räume.

Foto: Atelier Cupelloni

Foto: Frank Kaltenbach

Bisher wurden zwei der eigentlichen Schlachthallen saniert und zum Museum Macro Future ausgebaut. Die Schienen an denen die Rinderhälften hängend verschoben wurden blieben erhalten.

Foto: Atelier Cupelloni

In die Halle ist eine Galerie eingezogen worden, die gesamte Klimatechnik ist in zwei neue weiße Wandscheiben integriert. Sämtliche neuen Eingriffe sind jedoch so konzipiert, dass sie im Bedarfsfall wieder ohne Beeinträchtigung der historischen Bausubstanz demontiert werden können. 

Foto: Frank Kaltenbach

Repräsentatives Tor zur Auslieferung des Fleisches. Der Mattador als heroisches Bild für den siegreichen Kampf des Menschen mit seiner Umwelt. Heute versinnbildlicht das neu strukturierte ehemalige Schlachthofareal das Gegenteil: Der Mensch muss seine Umwelt sorgsam behandeln, will er nicht selbst mit ihr zugrunde gehen. 

Foto: Frank Kaltenbach

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