Von Paris nach Rio: Charlotte Perriands Werke der Nachkriegsära

Brasilien war für Charlotte Perriand eine Art Wahlheimat. Auf Initiative von Lucio Costa nahm die französische Architektin 1959 an einem internationalen Kolloquium teil.  Die Planungen für die neue Hauptstadt waren damals in vollem Gange. Brasilien galt als Land des Aufbruchs und der Zukunft – Brasilia als Kapitale einer neuen Ära. In der Nachkriegszeit war Charlotte mehrfach in Brasilien – oft gemeinsam mit ihren Freunden und Kollegen Jean Prouvé, Alexander Kalder oder Richard Neutra. Ihre Entwürfe aus dieser Zeit – Gebäude, Interieurs und Möbel – vermitteln zwischen der neuen und der alten Welt. Die Gestaltung der Air France-Räume in Brasilia und Rio de Janeiro etwa bekennt sich zum Esprit der brasilianischen Avantgarde und erinnert gleichzeitig an europäische Ideale. 

Jacques Bersacs dritter Band der »Complete Works« dokumentiert Charlotte Perriands Arbeiten von 1956 bis 1968 – unter anderem die brasilianischen Projekte, die bislang kaum bekannt sind. Der großformatige Band vervollständigt den Blick auf das schillernde Gesamtwerk der Architektin und zeigt vielseitige Unterlagen aus dem Archiv. In Fotos, Skizzen und Plänen werden Ideen und Konzepte, Möbel- und Gebäudeentwürfe lebendig – sei es in London oder Osaka, Méribel oder Beirut. Das historische Tableau, das die Monographie präsentiert, hält viele Überraschungen für seine Leser bereit.

Charlotte Perriand, Complete Works. Volume 3, 1956-1968, Jacques Barsac (Hrsg.), mit einem Vorwort von Barry Bergdoll
1. Auflage, Scheidegger & Spiess in Kooperation mit Archives Charlotte Perriand, Zürich 2017.
528 Seiten, Euro (D) 72,–, 484 Farb- und 303 Schwarz-Weiß-Illustrationen, 23 x 30.5 cm,
ISBN 978-3-85881-748-8