17.06.2009

Was zeichnet erfolgreiche Architekten-Websites aus?

Bevor man den eigenen Internet-Auftritt ins Netz stellt oder sich an das Relaunch des Besteheden macht, ist solide konzeptionelle Vorarbeit gefragt: Der folgende Text versteht sich als Leifaden zu den maßgeblichen Fragen und Entscheidungen. Eine Website ist heute einfach ein Muss! Ist sie das? Wenn man sieht, zu welcher Art von Internet-Auftritten diese Vorstellung führt, ist man sich da gar nicht mehr so sicher. Die Haltung, eine Internetseite „gehört heute einfach dazu“ führte dazu, dass heute sehr viele Architekten irgendwie im Netz präsent sind. Man will den allgemeinen Kommunikationsstandards Rechnung tragen. Dieses begrüßenswerte Ansinnen führte dazu, dass viele technisch unausgereifte und inhaltlich kryptische Websites entstanden sind. Derjenige, der sie vor Jahren einmal „gebaut“ hat, ist meist über alle Berge. Nur selten ist der auf diese Weise entstandene Auftritt kongruent zum Profil eines Büros. Eine gut gepflegte, als aktives Kommunikationsmedium angelegte Website kostet Zeit und Geld. Der Aufwand, der für die eigene Internet-Präsenz betrieben werden kann, ist bei jedem Büro ein anderer. Daraus folgt: 1. Bitte entscheiden Sie sich klar: Soll ihre Website eine größere „Visitenkarte im Netz“ sein, die Basisinformationen zum Büro liefert und als unkomplizierte Kontaktmöglichkeit dient. Oder, und hier ist die „große Lösung“ angesprochen, soll der Web-Auftritt als aktive Kommunikationsplattform zum Herzstück ihres Eigenmarketing werden? Eine erfolgreiche Internetseite setzt also eine klare Vorstellung voraus, was sich der Betreiber vom Medium erwartet und wie weit das Engagement gehen soll. Eng damit verbunden ist der zweite Aspekt: 2. Für wen machen wir eigentlich unsere Website? Eine gute Frage – wer besucht eigentlich Architekten-Websites? Leicht quantifizieren lässt sich das nicht. Untersuchungen sprechen aber klar dafür, dass das Web eine große Bedeutung für Ihre Außendarstellung haben kann – sofern es hohe Dialog-Qualität hat.

Die hier dargestellten Ergebnisse einer Bauherren-Befragung unterstreichen, dass das Internet als Marketing-Medium nicht zu unterschätzen ist. Schließlich werden auch viele von denen, die auf Empfehlung von Freunden Kontakt zu einem Architekten aufgenommen haben, anschließend im Web nach den Kontaktdaten des Büros gesucht haben. Was die Nutzergruppen Ihres Internet-Auftritts angeht, folgender Vorschlag:

Befragung privater Bauherren: Wo haben Sie Ihren Architekten gefunden? (Quelle: Verband Privater Bauherren)

Ein Internet-Auftritt ist nicht gedacht als Online-Büroarchiv, sondern als Kommunikationsmedium. Jedoch spricht nichts dagegen, auf der eigenen Website auch einen Archivbereich einzurichten. Damit wird die Seite ganz nebenbei zur praktischen Unterstützung für die bürointerne Nutzung, etwa wenn in sekundenschnelle bestimmte Projektdaten abgefragt werden sollen. Die hier vorgestellten Nutzer-Gruppen unterstreichen die Notwendigkeit einer klaren Entscheidung über den Zweck Ihrer Präsentation. Das Ziel, das Image des Büros gegenüber Besuchern, die mich schon kennen, zu stärken und zugleich die Aufmerksamkeit möglichst vieler fremder Besucher zu gewinnen, führt zum 3. Hinweis:

Wer besucht und nutzt Architekten-Websites?

3. Profil: Gesicht zeigen, unterscheidbar sein Das Web ist weit, der surfende User schnell. Trotzdem sollte es ihm gelingen, sich in kurzer Zeit – im Web sind das häufig nur Sekunden – ein erstes Bild von Ihnen zu machen. Auch im ganz praktischen Sinn: Gut ist es, wenn Ihr Büro eindeutig als Architekturbüro erkennbar ist. Ein Bild sollte entstehen in emotionaler Hinsicht wie auch in der Sache – wofür steht ein Büro, welche Themen lassen sich mit ihm verbinden? Das klingt schwierig, wird mancher einwerfen. Schwierig wird es wirklich, wenn Profilierung und Positionierung alleine durch die Präsentation von Projekten erreicht werden sollen. Denn das Web ist ein Kommunikations-, kein Präsentationsmedium. Es ist Ihr Sprachrohr – aber keine leblose Präsentationsplattform für Projektfotos. Die Leistung Architektur wird unterscheidbar durch die architektonische Handschrift – oder durch die Art, wie sie erbracht wird – durch Besonderheiten, Zusatzleistungen, Mehrwert, Ihren persönlichen Stil – es geht also darum, Prozessqualitäten und praktischen Mehrwert für den Auftraggeber herauszuarbeiten. 4. Vertrauen und Sympathie wecken Im Internet? Braucht es dafür in Wahrheit nicht das persönliche Gespräch?! Das ist richtig. Der Königsweg zum Aufbau einer persönlichen Beziehung ist immer der direkte Kontakt. Im Internet können wir aber andere Wege gehen, um zunächst mittelbar eine Beziehung zu unserem Gegenüber aufzubauen. Über unsere Themen, über starke Farben und Bilder, durch eine Seite, die in Ihrer ganzen Wirkung „Ja“ sagt und positive Gefühle wecken kann. Dazu gehören auch Bilder von Ihrer Arbeit, z.B. Momentaufnahmen aus dem Planungsbüro oder von der Baustelle. Oder professionell angefertigte Portraits der Partner. Seien sie sicher: Für ihre Portraitfotos interessieren sich viel mehr Besucher ihrer Seite an als Ihre Projektbilder!
Noch kennen ihre Besucher nur diese Bilder von Ihnen. Aber sie sind der erste Schritt, eine persönliche Beziehung zu Ihnen aufzubauen, eine Idee von ihrer Person zu gewinnen. Häufig entscheidet es sich an ebendiesem Punkt des noch anonymen Kennenlernens, ob es zur Kontaktaufnahme kommt – und nicht bei ihren Referenzen. Der Weg zum Auftrag führt immer über die Personen. Hier wird deutlich, was zu den wichtigsten Aufgaben von Internet-Auftritten zählt:
5. Sprungbrett für den persönlichen Kontakt Ein Internet-Auftritt, der es seinen Besuchern verwehrt, Ihnen auf direktem Wege eine E-Mail zu senden oder sie anzurufen, verliert einen wesentlichen Aspekt seiner Daseinsberechtigung. Die Präsenz im Web soll zum persönlichen Kontakt einladen. Was auch immer für Kontaktformulare sprechen mag – die Anmaßung, vom Interessent vor Kontaktaufnahme diverse Angaben einzufordern, erscheint als Mißtrauensgeste. Im günstigen Fall kann der Internet-Auftritt also zum Drehkreuz Ihres gesamten Kommunikationskonzeptes werden. Im Netz können Sie Filme abspielen und sie können Material aller Art, etwa Texte und Bilder Ihrer Projekte einstellen und zum Download anbieten. Dementsprechend lässt sich auch ein Pressebereich gestalten. Das, womit alles beginnt, zu guter Letzt: 6. Begrüßung und Ansprache ? klangen als Thema schon an. Weil ich nicht weiß, wer mein Besucher ist und was er will, verzichte ich ganz auf ein Konzept der Ansprache und auf jede Art von Begrüßung?! Zahlreiche Architekten scheinen bei der Gestaltung Ihrer Seite zu diesem Schluss gelangt zu sein. Sofern es außer dem Schriftzug des Büros und den Menütiteln überhaupt Texte gibt, ringt man sich in distanzierter dritter Person ein paar dürre Halbsätze über „die Architekten“ und ihre Werke ab. Vergebens sucht man im Text die Wörtchen „wir“ und „uns“, ohne roten Faden reihen sich endlos Projektbilder, in hilflosem Nominalstil erstarrt der Text. Und weil Text sowieso eher von den Bildern ablenkt, wird dafür am liebsten eine 8 oder 9-Punkt Schriftgröße gewählt, so dass die Beschriftungen bei hoher Bildschirmauflösung ohnehin nur noch als längliche Farbflecken neben den Renderings auffallen. Wenn Architekten über Ihren aktuellen Entwurf sprechen, ist es Ihre Begeisterung, die überzeugt, weil sie von Herzen kommt. Wie kommt es nur, dass alle glauben, eine Website dürfe von der Freude an der eigenen Arbeit nichts spüren lassen? Zu unseriös, zu wenig sachlich, heißt es dann. Ist das wirklich so? Eine spürbare Begeisterung für die eigene Arbeit überträgt sich auf Ihr Gegenüber und ist eines der überzeugendsten Argumente für Sie und Ihre Arbeit. Text auf Basis eines im Mai 2009 im Kölner KAP FORUM gehaltenen Vortrags („Architekten nutzen neue Medien“)

Plakataktion der Neumarkter Architekten zur Fußball-WM 2006

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