11.02.2010

Weingarten 2020: Ein Stadtteil wird saniert

Anfang Dezember ist das Forschungsprojekt „Weingarten 2020“ in Freiburg im Breisgau gestartet. Sein Ziel: die nachhaltige Energieversorgung des Quartiers Weingarten in Deutschlands heimlicher „Ökohauptstadt.“ Wesentlicher Bestandteil des Projekts ist die Sanierung von Wohnungen für 5800 Einwohner. Dadurch sollen unter anderem die Laufzeiten eines bereits im Quartier befindlichen Blockheizkraftwerks optimiert werden.
Das Projekt wird von der Freiburger Stadtbau FSB, der badenova WÄRMEPLUS und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE gemeinsam durchgeführt. Nach Angaben der Beteiligten geht es weit über eine Standardsanierung hinaus: Die Beteiligung der Forschung soll es möglich machen, den Primärenergiebedarf für Beheizung, Trinkwassererwärmung, Lüftung, Klimatisierung und Beleuchtung sowie Hilfsenergien gegenüber dem heutigen Stand der Technik nochmals deutlich zu reduzieren. Das Beispiel soll zeigen, dass die konsequente und nachhaltige energetische Sanierung von Bestandsbauten auch bei niedrigen Kosten möglich ist. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Projekt im Rahmen des Schwerpunkts »Energieeffiziente Stadt«.

„Weingarten 2020“ umfasst die Planung, Umsetzung und messtechnische Analyse der energetischen Gebäudesanierung und der Energieversorgung dieses Stadtteils. »Der Primärenergieverbrauch aller Energiedienstleistungen wird um 30 Prozent gegenüber dem heutigen Zustand reduziert werden«, so Sebastian Herkel, Leiter der Gruppe Solares Bauen am Fraunhofer ISE. Die Reduktion des Energieverbrauchs hat auch Einfluss auf die Auslastung von Blockheizkraftwerken (BHKW). Bei der Sanierung werden Lösungen angestrebt, die einerseits eine Reduzierung des Wärmeverbrauchs bewirken und andererseits die Laufzeiten des vorhandenen BHKW und damit die dadurch erreichbare CO2-Reduktion miteinander in Einklang bringen.

Der westliche Teil des 1965-1969 entstandenen Freiburger Stadtteils Weingarten wird seit 2007 und noch bis ca. 2018 modernisiert. In diesem rund 30 ha großen Areal wohnen etwa 5800 Menschen. Die Wohnungen sind zum größten Teil im Besitz der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Freiburg, der Freiburger Stadtbau (FSB).

Die in Freiburg erscheinende „Badische Zeitung“ bezeichnete die Sanierung von Weingarten-West bereits als „das ehrgeizigste Projekt in Sachen energetische Standards in der Stadt. Die Freiburger Stadtbau (FSB), der die meisten Wohnungen im Quartier gehören, will über 40 Jahre alte Häuser auf Neubau- oder Passivhausniveau bringen.“

In einer Pressemitteilung der Stadt Freiburg heißt es weiter: „Zu den spektakulären Einzelprojekten gehört das Haus Bugginger Straße 50, ein Hochhaus mit knapp 100 Wohnungen auf 16 Stockwerken aus den 60er Jahren: Es wird derzeit als erstes von vier vergleichbaren Gebäuden im Quartier komplett entkernt und soll nach Abschluss des Totalumbaus bis Ende 2010 als bundesweit erstes Haus dieser Art Passivhausstandard erreichen, also nur noch einen Bruchteil des bisherigen Energieaufwands für die Heizung erfordern. Mit der Sanierung vergrößert sich auch die Zahl der Wohnungen, indem die Wohnungszuschnitte aufgrund der veränderten Nachfrage verkleinert werden.“

Ihre Heizwärme beziehen die zu sanierenden Häuser über ein Fernwärmenetz, das zu 60% durch ein Gas-Blockheizkraftwerk mit 6 MW elektrischer Leistung versorgt wird. Daneben erzeugt das BHKW Strom für rund 15 000 Freiburger Haushalte. Im Sanierungsgebiet sind vier Gebäudetypen überwiegend aus den 1960er Jahren vorhanden: 16-geschossige Hochhäuser, acht- und viergeschossige Mehrfamilienhäuser sowie einige Nichtwohngebäude: die Evangelische Hochschule für Sozialwesen, eine Kirche mit Gemeindezentrum sowie Läden.

Von Beginn an die Energieversorgung über das BHKW Weingarten in die wissenschaftliche Begleitung einbezogen. Hier soll unter anderem untersucht werden, welche Auswirkungen die erwartete Reduktion des Wärmeverbrauchs auf die Anlage und ihre Laufzeit, vor allem aber auf die CO2-Emissionen haben wird, und mit welchen Maßnahmen die zu erwartenden Verkürzungen der Laufzeit des BHKW aus ökonomischer Sicht zu kompensieren sind. Darüber hinaus plant die Freiburger Stadtbau in enger Abstimmung mit dem Fraunhofer-Institut die Anwendung neuer innovativer Dämmmaterialien und –techniken, die bei gleicher oder besserer Wirkung als herkömmliche Wand- und Deckendämmungen eine deutlich geringere Einbautiefe erfordern.

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