14.05.2009 Axel Dürheimer

Welche Chancen birgt die Energetische Sanierung?

Ein Schwerpunkt der durch die Konjunkturpakete geförderten Bauvorhaben liegt auf der energetischen Sanierung von Bestandgebäuden der Kommunen und des Bundes. Im fünften Teil der Serie „Die Krise als Chance“ zeigt DETAIL.de, was man als Architekt können und wissen muss, um sich für Aufträge in diesem Bereich zu positionieren.

Der energetische Aspekt der Baumaßnahmen von Bund und Kommunen soll nach der Leitlinie Klimaschutz und Energieeffizienz die wichtigste Rolle spielen. Bei diesen Aufgaben mit dem Schwerpunkt „Verringerung der CO2-Emissionen und Steigerung der Energieeffizienz“ kann auch der Architekt wichtiger werden. Vorausgesetzt, er hat sich qualifiziert. Als Architekt sollte man also über die Standards einer Sanierung nach Energie-Einsparverordnung (EnEV) Bescheid wissen, um den Bauherrn richtig beraten zu können. Und ob man das für gerechtfertigt hält oder nicht – ein Titel ist dabei in der öffentlichen Diskussion in aller Munde: der des Energieberaters. Sollte man sich also zum Energieberater weiterbilden?

Energieberater werden?

Energieberater ist kein geschützter Begriff wie Architekt. Jedoch fordert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das jede Bezuschussung für energetische Sanierung prüft, einen Standard, der vom Energieberater erfüllt werden muss. Die Ausbildung zum Architekten allein reicht dafür noch nicht. Grundsätzlich definiert die BAFA den Begriff „Energieberater“ aber als „Ingenieure und Architekten, die durch ihre bisherige berufliche Tätigkeit oder durch zusätzliche Fortbildungsmaßnahmen die für eine Energieberatung notwendigen Fachkenntnisse erworben haben“ oder als „Absolventen der Lehrgänge der Handwerkskammern zum geprüften Gebäudeenergieberater (HWK)“.

Werden diese Vorraussetzungen vom Antragssteller erfüllt, wird er auf die Energieberaterliste der BAFA aufgenommen. Damit kann der zum Energieberater fortgebildete Architekt dann den Bezuschussungsantrag für Mittel der KfW stellen. Erst, wer auf dieser Liste steht, zählt für die BAFA als Energieberater. Eine Liste möglicher Fortbildungsmaßnahmen zum Energieberater finden Sie auf der Website des Bundesamtes.

Foto: Rockwool

Wer auf diese Liste will, kann sich fort- und weiterbilden. Zwingend notwendig, ist zumindest die Ausbildung zum Energieberater für Wohngebäude. Wirtschaftlich erst so richtig interessant, wird laut Stefan Arlt vom Büro ghk Architekten allerdings erst die Fortbildung als Energieberater für Nichtwohngebäude. „An reinen Beratungen für Wohngebäude ist nur schwer Geld zu verdienen“, so der ausgebildete Architekt und Energieberater. Dafür seien die Aufträge hierfür zu selten und die Honorare mit rund 600 bis 700 Euro bei Ein- und Zweifamilienhäusern zu gering gegenüber dem Aufwand, der dahinter steckt. Interessanter sei die Energieberatung nach DIN 18599 für Nichtwohngebäude. „Hier kann es sich beispielsweise bei Schulgebäuden schon um 10.000 Euro Auftragswert und mehr handeln, was das Projekt auch aus unternehmerischer Sicht für den Architekten interessant macht“, so Arlt.

Wie kann sich der Architekt positionieren?

Eine Fortbildung zu Energieberater macht also in den meisten Fällen Sinn – allein um dem Grundcharakter des Architektenberufs als Generalist gerecht zu werden. Denn ob privater oder öffentlicher Bauherr, eine Kompetenz in diesem Zukunftsfeld wird mehr und mehr vorausgesetzt. Viel entscheidender aber ist, sich als Architekt damit den Weg zum größeren Brocken, der eigentlichen Planungsaufgabe zu ebnen. Wer den Kommunen bei der Vorplanung und energetischen Grundkonzeption geholfen hat, ist oft auch erster Ansprechpartner für die Ausführungsplanung und Bauüberwachung.

Große Chance von den Konjunkturprogrammen zu profitieren, haben auch Büros, die vor 10 bis 15 Jahren bereits Schulen in ihren Kommunen gebaut haben. Ideal ist, wenn man direkt von den Entscheidern für ein Konzept zur energetischen Sanierung der eigenen früheren Bauten angefragt wird. Wenn das nicht geschieht, hilft Eigeninitiative. Der richtige Anruf zur rechten Zeit kann in so manchem Bauamt das Bewusstsein über die Notwendigkeit und Möglichkeit solcher Maßnahmen erst wecken. Erst die Beratung, dann das Konzept und mit den Finanzmitteln des Bundes der Auftrag – so laufen geglückte Kausalketten.

Energieeffizienz – auch ein Thema für Unternehmen

Aber nicht nur bei Projekten der öffentlichen Hand helfen Fortbildung und Eigeninitiative. Einer Umfrage der Deutschen Bank unter 400 Top-Managern in mittelständischen Firmen zufolge, planen insgesamt 40 Prozent der befragten Unternehmer im Laufe dieses Jahres Geld im Bereich Energieeffizienz zu investieren. Neben den gestiegenen Kosten für Energie spielt hier auch der Image-Faktor eine Rolle. Architekten mit Energieberater-Wissen sind somit nicht nur für Schulsanierungen der Kommunen, sondern auch für die Sanierung von Gewerbebauten der Unternehmen gefragter denn je.

Welches Geld fließt in die energetische Sanierung?

Wie berichtet, werden insgesamt zehn Milliarden Euro aus dem Zukunftsinvestitionsgesetz an die Kommunen weitergegeben. Es sollen deutliche Impulse für Klimaschutz und Energieeffizienz gesetzt werden. Soll heißen: Das Geld aus dem Konjunkturpaket II, das für Bildung und Infrastruktur verwendet wird, muss großteils „grün“ verbaut werden.

Zweiter Pott ist das CO2-Gebäudesanierungsprogramm aus dem Konjunkturpaket I. Hierfür stehen für die Jahre 2009 bis 2011 insgesamt drei Milliarden Euro bereit. Damit sollen zusätzliche Investitionen in die Energieeffizienz von Gebäuden angestoßen werden. Verteilt wird dieses Geld über die Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Bereits bestehende Programme wurden mit weiteren 2,5 Milliarden Euro aufgestockt.

Darüber hinaus hat die Bundesregierung den „KfW-Sonderfonds Energieeffizienz in KMU“ um weitere 300 Millionen Euro erweitert. Damit sollen vor allem mittelständische Unternehmen ermuntert werden, ihre Gebäude energetisch zu sanieren.

Und sonst?

Interessant für potenzielle Bauherren und damit nützliches Wissen für den beratenden Architekten sind außerdem die „Konjunkturprogramme“ verschiedener Hersteller. Dabei stocken die Hersteller, ähnlich der Autobauer bei der Abwrackprämie, einfach die Förderung oder Bezuschussung spezieller Gebäude oder Bereiche auf. Beispielsweise unterstützt das Programm von SolarWorld, Photovoltaik auf Schuldächern und WIRSOL Solar, Photovoltaik in der Metropolregion Rhein-Neckar. Wer potentiellen Auftraggeber auf solche Möglichkeiten aufmerksam macht, profiliert sich auch als möglicher Auftragnehmer.

Fazit

Gut aufgestellt ist der Architekt, der sich zumindest mit der Materie „Energetische Sanierung“ befasst hat und seine Kontakte zu den Kommunen pflegt. Ein Energieberater nach BAFA zu sein, zeigt dem Bauherrn Kompetenz. Und nachdem inzwischen auch bei den Unternehmen ankommt, dass „Grün-Sein“ nicht nur imageprägend, sondern auch ökonomisch begründbar ist, schadet Fachwissen hier wie immer nicht. Es kann als Wegbereiter für weitere Planungsaufträge wirken.

Foto: Wole Onigbanjo/pixelio.de

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