09.06.2013 Peter Popp

Würdige Atmosphäre: Aussegnungshalle in Ingelheim

Langgezogene Bruchsteinmauern kennzeichnen die Landschaftsarchitektur des
neuen, überkonfessionellen Zentralfriedhofs zwischen Ingelheim und dem nahe gelegenen Rhein. Das architektonische Konzept entwickelt sich unmittelbar aus den raumgreifenden Mauern, die sich hier verdichten, teilweise auflösen und Räume mit differenzierten Übergängen bilden.
Architekten: Bayer & Strobel Architekten, Kaiserslautern
Standort: In den Frenzen, D-55218 Ingelheim am Rhein

Foto: Peter Strobel

Eine ausführliche Print-Dokumentation zum Projekt lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe DETAIL 2013/6 zum Thema »Massives Bauen«.
Der Eingangsbereich im Süden des Geländes wird durch die 2012 fertiggestellte Aussegnungshalle definiert. Eine fast quadratische Dachplatte aus Beton wird über drei unterschiedlich proportionierten Innenhöfen so ausgeschnitten, dass sich in Teilbereichen überdachte Galerien ergeben. Ein vierter Ausschnitt ist von einem hoch aufragenden Satteldach überdeckt, das die Aussegnungshalle in ihrer Bedeutung als sakraler Raum weithin erkennbar macht. Über einen großen Eingangshof gelangen die Trauergäste in einen niedrigen Vorraum und weiter in einen holzvertäfelten, fast wohnlich gehaltenen Raum zur Abschiednahme. Die Halle selbst wird durch das beeindruckende, mit schlichten Holzlamellen verkleidete Dach geprägt.
Die beiden 60 Grad steilen Dachflächen werden durch eine beidseitige Beplankung auf den Sparrenpfetten scheibenartig ausgesteift und tragen so, an jeweils zwei Punkten zusätzlich unterstützt, über die lange Seite des Raums von Giebelwand zu Giebelwand. Diese Konstruktion ermöglicht zum einen im Firstbereich ein fast 16 Meter langes Oberlichtband, das den Raum in ein feierliches, zenitales Licht taucht. Zum anderen kann die Halle über seitliche, stützenfreie Glasflächen auf zwei introvertierte, dem Wandel der Jahreszeiten unterworfene Höfe geöffnet werden.

Der Rohbau zeigt die Aussparungen in der mittleren Giebelwand zur Lagesicherung der Sparrenpfetten
Foto: Christian Köhler

Nach der Montage der Sparrenpfetten erfolgt die unterseitige Beplankung mit OSB PLatten
Foto: Christian Köhler

Durch die beidseitige Beplankung mit OSB Platten erhalten die Dachflächen ihre tragende Scheibenwirkung
Foto: Christian Köhler

In den öffentlichen Bereichen prägt ortstypischer gelb-grauer Travertin einen Großteil der Wandflächen. Er wird je nach Situation ein- oder beidseitig, teilweise mit zusätzlicher Kerndämmung, als Vorsatzschale tragender Betonwände eingesetzt. Wertige «klassische» Materialien – Sichtbeton, Terrazzo, Eiche und Glas – und eine sorgfältige Detaillierung unterstreichen die dem Ort angemessene, würdige Atmosphäre.

Foto: Christian Köhler

Foto: Peter Strobel

Fotos: Peter Strobel

Die Aussegnungshalle war außerdem für den Deutschen Natursteinpreis 2013 nominiert, Kategorie »Massive Bauteile und Bauen im Bestand«.
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