19.06.2019 Charlotte Petereit

Zugang für Alle: São Paulos soziale Infrastrukturen im Architekturmuseum der TUM

Foto: Charlotte Petereit

In der Metropole São Paulo leben heute etwa 21 Millionen Menschen. Die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats ist Wirtschafts-, Finanz-, Kultur- und Verkehrszentrum. Obwohl sie Brasiliens sicherste Großstadt und reich an Ressourcen ist, gilt es Probleme wie Kriminalität, Armut, Luft- und Wasserverschmutzung, Entsorgung, Lärm und Bodenversiegelung zu bewältigen. Seit Jahrzehnten investiert São Paulo deshalb in architektonische Infrastrukturen, um der räumlichen Enge der stark vertikal bebauten Stadt entgegenzuwirken.

Einige dieser Projekte aus den Bereichen Erholung, Kultur, Sport, Bildung, Gesundheit und Gastronomie dokumentiert die Ausstellung »Zugang für Alle: São Paulos soziale Infrastrukturen«. Es handelt sich dabei um multifunktionale Bauten wie das SESC Pompéia bzw. offene Räume wie Niemeyers Marquise do Parque Ibirapuera in öffentlicher, halböffentlicher oder gar privater Hand. Die Fallbeispiele, die zwischen den 1950er-Jahren und heute entstanden, werden in ihrem jetzigen Zustand betrachtet. Sie alle dienen der sozialen und vor allem lokalen Nachhaltigkeit. »Zugang für Alle« beleuchtet also keine formale Architektur, die als Touristenmagnet das Wesen einer Stadt verändert. Stattdessen geht es darum, dass auch die Stadt ihre Gebäude gestaltet und Orte des Wohlfühlens und Akzeptanz für alle entstehen.

Einladend ist auch die Dramaturgie der Ausstellung. Der Schriftzug »Zugang für Alle« in knallroten Versalien, winkt den Besucher direkt aus dem Foyer durch die Eingangstür in den ersten der hellen, luftigen Ausstellungsräume. Hier sind die Exponate anhand dreier Themen geordnet: große multiprogrammatische Gebäude, offene Räume und Avenida Paulista. An schlanken, schwarzen Stahlrahmen mit Gittern und weißen Tischplatten sind die Projekte je einzeln präsentiert. Originale sowie neu angefertigte Fotografien, Explosionszeichnungen, Pläne und Filme illustrieren das bunte pulsierende Leben. Die Darstellung scheint angenehm spontan und macht durch Sichtbezüge neugierig auf das, was dahinter kommt. Man gelangt von der sonntags verkehrsberuhigten Stadtautobahn Minhocão zum SESC 24 de Maio von Paolo Mendes da Rocha (vertiefende Informationen zu diesem Projekt finden Sie hier). Die Rampe, die sich hier von der Straße durch die 14 Etagen öffentlicher Freizeitangebote zieht, verdeutlicht einen der Schwerpunkte aller Interventionen: die Vernetzung der Architektur mit der Stadt und ihren Bewohnern.

Im zweiten Saal betont ein fast raumlanges Modell der Avenida Paulista eben diese wichtigen Übergänge von Außen nach Innen mit Hilfe eingefärbter Flächen. Dass soziale Infrastrukturen auch politisch wirken, zeigt besonders das hier lokalisierte MASP von Linda Bo Bardi. Der öffentliche Platz unter dem Kunstmuseum ist Ausgangspunkt vieler Demonstrationen. Spätestens an diesem Punkt stellt sich die Frage, was heute in Zeiten radikaler Umbrüche in Brasilien aus diesen Oasen wird. Daniel Talesniks Antwort ist eher optimistisch: Ein Großteil der dokumentierten Projekte entstand unter Despoten, hat sie überdauert und wird demnach hoffentlich Mittel zum freien Austausch, zum Versammeln und einfach zum Sein bleiben.

Eine Oase möchte auch das Team der Ausstellung erschaffen. Der letzte Raum lädt dazu ein, das Gesehene im Gespräch Revue passieren zu lassen. Er ist ausgestattet mit einer Art Miniatur von Niemeyers Dach, die als Sitzgelegenheit dient. Wer das Thema zusätzlich noch vertiefen möchte, kann sich in der kleinen Bibliothek bedienen oder den Interviews mit den Experten der Projekte lauschen.

Im Rahmen der Ausstellung finden folgende Veranstaltungen statt:
Kuratorenführung: 29.08.19 , 18:30 Uhr I 07.09.19 15:00 Uhr (in englischer Sprache)
Kinderbauworkshop Bambolê: 07./30./31.07.19 , 10:00 (Anmeldung erforderlich)

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