12.10.2016

Zweiter Frühling für die Preußensiedlung

In zwei Bauabschnitten wurden insgesamt 45 kleine Wohnhäuser samt eigenem Garten und Tierstallbauten von den Architekten Max Bel und Franz Clement (erster Bauabschnitt) und dem Werkbund­architekt Hermann Muthesius (zweiter Teil) erstellt. Es entstand der Prototyp einer Gartenstadt: Wohnen im eigenen kleinen Haus, in nachbarschaftlicher Atmosphäre und im Grünen, aber mit direkter Anbindung an den Komfort der Großstadt. Nach der Wende verfiel die renommierte und teilweise denkmalgeschützte Siedlung zusehends. Dreiviertel der Landhäuser waren nicht mehr bewohnbar. Bei der 2012 abgeschlossenen Sanierung des Ensembles orientierte sich das Berliner Büro Kubeneck Architekten an den Vorstellungen von Hermann Muthesius zum Thema Denkmalschutz: Das alleinige Ziel der Denkmalpflege sollte Instandhaltung, aber nicht ­Wiederherstellung sein. Das Neue sei gegenüber dem Alten zu kennzeichnen. Für die Sanierung entwickelte man zwei Konzepte entsprechend der zwei Bauabschnitte. Der erste Bauabschnitt mit 19 Wohnungen, à 55 m2 groß in sieben Doppelhäusern, ist mehr baugeschichtlich als architektonisch interessant. Hier griff man stärker in den Bestand ein, optimierte die Grundrisse und dämmte die Fassaden von außen. Den zweiten Bauabschnitt mit 26 Reihenhäusern, die zu einem Wohnhof gebündelt waren, wollte man so wenig wie möglich verändern. So dämmte man die Häuser von innen, um den Charakter der Fassaden mit dem groben Besenputz zu erhalten. Für weitere Gestaltungselemente wurden denkmalgerechte und gleichzeitig bezahlbare Lösungen gefunden. Was beide Sanierungskonzepte eint, ist die Erneuerung der Dächer. Hier kamen passend zu dem jeweiligen Bauabschnitt Dachziegel zum Einsatz, die den historischen Formen entsprachen. Hermann Muthesius hatte auf den Reihenhäusern regionaltypisch einen sogenannten »Berliner Biber« mit drei Rippen und Segmentschnitt in Naturrot vorgesehen. Genau dieses Modell ist bis heute Bestandteil des Wienerberger-Sortiments aus dem Koramic-Werk in Langenzenn. Der 15,5 cm schmale Biber passt optimal zu den durch Gauben und Giebel gegliederten, kleinteiligen Dachflächen. Er ermöglicht außerdem die ebenfalls von Hermann Muthesius gewünschten eingebundenen Dachkehlen. Der erste Bauabschnitt, wo die ursprünglichen Hohlfalzziegel formgetreu durch den »Cavus 14 naturrot« ersetzt wurden, war handwerklich anspruchsvoll. Nicht nur die Walmdächer und die sich an den Giebeln anschließenden Mansarddächer deckten die Fachhandwerker mit den modernen Hohlfalzziegeln, sondern auch alle Balkon­überdachungen, Vordächer und Gesimse. Um die notwendige Windsogsicherheit zu erzielen, kam das »Sturmfix-System« zum Einsatz. Für dieses Objekt wurde eigens ein Befestigungsplan erstellt, damit die zusätzlich verschraubten Klammern die Ziegel auch bei hohen Windsogkräften sicher auf der Unterkonstruktion fixieren. Weitere Informationen: Wienerberger GmbH, Hannover

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