07.08.2017 Elena Markus

Architekturforensik: Ausstellung »The Evidence Room« in Toronto

Foto: Fred Hunsberger (University of Waterloo School of Architecture)

Die Ausstellung mit dem Titel »The Evidence Room« (Beweisraum), die zurzeit in Toronto zu sehen ist, demonstriert die schreckliche Rolle, die Architektur bei dem Bau des NS-Konzentrationslagers Auschwitz gespielt hat. Der Ausstellungsraum enthält Schlüsselobjekte aus dem Todeslager, das von Robert Jan van Pelt nach einer jahrelangen Recherche rekonstruiert wurde. Schon in den 1980er-Jahren interessierte er sich für die Architektur des Krematoriums 2 – dem tödlichsten Gebäude in diesem Konzentrationslager. Aber erst nach dem Mauerfall konnten die Konstruktions- und Bauunterlagen genau studiert werden. 
Wahrscheinlich ist das Projekt eines der ersten in der inzwischen etablierten forensischen (Architektur-)Forschung. Dennoch war nicht die architektonische Forensik sondern ein historisches Interesse ursprünglich das primäre Ziel. Robert Jan van Pelts sorgfältige Analyse diente auch als entscheidender Beweis auf dem letzten Gerichtsprozess zur Holocaustleugnung im Jahr 1999 in Großbritannien. Sein Gutachten für die Gerichtsverhandlung war vor allem an die Holocaustleugner adressiert, die sich immer wieder auf fehlende offizielle Unterlagen zu Auschwitz als Vernichtungseinrichtung berufen. 
Die architektonischen Beweisstücke waren zuerst in einer abstrahierten Form auf der von Alejandro Aravena kuratierten Architekturbiennale »Reporting from the Front« zu sehen. Drei Schlüsselkomponenten der Auschwitz-Gaskammern – eine Gassäule, eine gasdichte Tür und eine gasdichte Luke – werden anhand von vorhandenen Unterlagen und Gebäuderesten im Maßstab 1:1 nachgebaut. Die Kuratoren gestalten den Beweisraum ausschließlich in weiß: Die gezeigten Modelle sind um etwa 60 Gipsabgüsse von wichtigen Dokumenten einschließlich Blaupausen, Briefwechsel, Rechnungen von den beauftragten Baufirmen, Fotografien und Zeichnungen ergänzt. Man findet weder Erklärungstafeln noch Videos in der Ausstellung: Die Gegenstände allein sind stille Zeugen der unheimlichen Vorgänge der nationalsozialistischen Zeit.
Die Ausstellung im ROM kann noch bis zum 28. Januar 2018 besichtigt werden.

Foto: Fred Hunsberger (University of Waterloo School of Architecture)

Foto: Fred Hunsberger (University of Waterloo School of Architecture)

Foto: Fred Hunsberger (University of Waterloo School of Architecture)

Foto: Fred Hunsberger (University of Waterloo School of Architecture)

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