30.03.2020 Jakob Schoof

Digitalpioniere und notleidende Arbeitnehmer: Covid-19 und die britischen Architekten

Foto: Jürgen Steglich/ pixelio.de

Mehr als ein Drittel aller Architekten erhalten keine volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bei 15% herrscht immer noch Präsenzpflicht bei der Arbeit und bei 35% aller Architekten wurden bereits Projekte storniert oder auf Eis gelegt: Das ist das grobe Bild aus einer Umfrage unter fast 600 Architekten, die das britische Architects’ Journal am 24. März veröffentlicht hat.

37% der Befragten gaben an, dass sie im Fall einer Erkrankung mit Covid-19 nicht mehr ihren regulären Arbeitslohn erhalten. Anders als in Deutschland gibt es für britische Angestellte im Krankheitsfall keine Lohnfortzahlung, sondern lediglich ein gesetzlich festgelegtes Mindest-Krankengeld von knapp 100 britischen Pfund pro Woche – es sei denn, im Arbeitsvertrag ist eine andere, großzügigere Regelung festgeschrieben. Vor allem kleinere Architekturbüros können sich diese aber oft nicht leisten.
Der Weg ins Home-Office ist vielen britischen Architekten offenbar leicht gefallen: Mehr als 35% aller Befragten gaben an, dass alle ihre Mitarbeiter mittlerweile von zu Hause aus arbeiten, bei weiteren 25% sitzt der größte Teil mittlerweile im Home-Office. Für 15% aller Architekturbüros hat sich allerdings nichts geändert, und einige der Befragten gaben an, dass ihre Vorgesetzten sie nach wie vor zwängen, zur Arbeit zu kommen. Bei den oft weiten Pendelwegen in London geht das oft nicht ohne die – derzeit gefährliche – Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Ganz ohne Abstriche lässt sich die Heimarbeit im Team freilich oft nicht organisieren. Die größten Einbußen erwarten die britischen Architekten und Architektinnen bei der Produktivität (24% aller Befragten) sowie bei der Kommunikation (22%) und Koordination im Team (19%).

Zu den häufigsten Software-Lösungen, die die britischen Architekten von zu Hause aus nutzen, zählen wenig überraschend CAD-Programme, die Adobe Creative Suite sowie – mit Abstrichen – BIM-Lösungen.
Welche Auswirkungen das Coronavirus langfristig haben wird, ist jetzt natürlich noch unklar. Dennoch berichten 33% der Architekten und Architektinnen, dass bei ihnen bereits Projekte auf Eis gelegt wurden, bei 2% wurden Bauvorhaben schon komplett gestoppt und 38% erwarten, dass Projekte demnächst „on hold“ gesetzt oder abgesagt werden. Mehr als die Hälfte der Befragten erwartet außerdem, dass sie mindestens zwei Monate lang von zu Hause aus arbeiten werden müssen oder dass sie ihre derzeitige Anstellung komplett verlieren werden.

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