Ein Wohnhaus in den Pyrenäen von Cadaval & Solà-Morales
Text: Detail Daily
Datum: 04.07.2012
Spanien ist ein unglaublich facettenreiches Land, doch nur zu leicht vergisst man seine Vielfalt und konzentriert sich auf das Wenige, was man über das Land zu wissen glaubt. In den Pyrenäen scheinen abgelegene Gemeinden hinsichtlich mancher Bräuche der Schweiz näherzustehen als Spanien.
Die architektonischen Formen in diesen Dörfern sind gleichermaßen vom Schnee wie von der Sonne beeinflusst und es gibt noch viele andere bauliche Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Das von Cadaval & Solà-Morales entworfene Wohnhaus vereint einige dieser traditioneller Bauweisen mit modernen Einflüssen.
Schwere Trockensteinmauern sind ein traditionelles Merkmal der Gebäude in dieser Gegend und haben sich in tektonischer Hinsicht und unter Umweltschutzaspekten gut bewährt. Sie sind massiv, schwer und haben sehr wenige Öffnungen, so dass düstere Innenräume entstehen. Bei diesem Entwurf wurden zwar nach wie vor massive Wände eingesetzt, aber im Rahmen von ausgeklügelten strukturellen und umwelttechnischen Konzepten. So wurden in manchen Bereichen anstelle der Steinwände große Glasflächen geschaffen, die die atemberaubenden Aussichten, die den Standort auszeichnen, einfangen.
Solche Entwicklungen sind sehr interessant und kennzeichnen eine Veränderung, weg von utilitaristischen, hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Häusern, die das Rückgrat des Dorfes bilden, hin zu Wohnhäusern, die im Wesentlichen der Erholung dienen. Zumindest dort, wo die Bewohner ihren Lebensunterhalt mit Tätigkeiten verdienen, die nicht mit der täglichen wirtschaftlichen Aktivität des Dorfers zusammenhängen. Mit anderen Worten, die Architektur markiert hier den Übergang zu einer postindustriellen Wirtschaft.