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Unbuilding Walls: Deutscher Pavillon auf der Architekturbiennale 2018
Lars Krückeberg, Thomas Willemeit, Marianne Birthler and Wolfram Putz, Foto: Pablo Castagnola
Im August 2017 gab die Wettbewerbskommission unter Vorsitz von Matthias Sauerbruch bekannt, dass GRAFT zusammen mit der Politikerin Marianne Birthler (Bündnis 90/Die Grünen) den Deutschen Pavillon auf der Venedig-Biennale 2018 bespielen. Mit der Ausstellung ziehen die Kuratoren nicht nur eine historische Bilanz: Das gewählte Thema mit dem Titel »Unbuilding Walls« reagiert, wie schon vor zwei Jahren die DAM-Präsentation »Making Heimat«, auf das hochaktuelle politische Geschehen in Deutschland und darüber hinaus.
Am 5. Februar 2018 ist die Berliner Mauer seit exakt 28 Jahren Geschichte –, genauso lange, wie die Mauer zuvor Bestand hatte. Im deutschen Pavillon betrachten die Kuratoren einerseits die Abgrenzungs- und Teilungsprozesse aus der räumlichen Perspektive. In Bezug auf das diesjährige Thema der Biennale »Freespace« schenken die Kuratoren aber auch jenen architektonischen und städtebaulichen Projekten besondere Beachtung, die den Prozess der räumlichen Heilung vorantreiben.
Anhand von 28 Projekten, die den frei gewordenen Raum des ehemaligen Grenzstreifens zwischen Ost- und Westdeutschland bespielen, werden beispielhafte räumliche Transformationen nach 28 Jahren ohne Mauer deutlich gemacht. Eines der präsentierten Beispiele ist der Axel-Springer-Neubau von OMA, der auf dem ehemaligen Todesstreifen zwischen Kreuzberg und Mitte entsteht. Ein weiteres Projekt ist der ehemalige Grenzübergang Checkpoint Charlie, inzwischen eine äußerst beliebte Touristenattraktion: In einem aktuell ausgelobten Wettbewerb wird nach einer neuen Perspektive für den Ort und das Checkpoint Charlie-Museum gesucht.
Neben den Projekten zur Mauer in Deutschland soll es in der Ausstellung auch um aktuelle Mauern und Grenzen weltweit gehen. Gegenwärtige Debatten zu Israel und Palästina, Mexiko und USA, Nord- und Südkorea werden von einem Journalistenteam untersucht und im Pavillon präsentiert.
Lars Krückeberg, Wolfram Putz und Thomas Willemeit gründeten 1998 das Architekturbüro GRAFT, das in der breiten Öffentlichkeit vor allem durch die Zusammenarbeit mit dem Hollywood-Star Brad Pitt bekannt wurde. Marianne Birthler war zwischen 2000 und 2011 Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen und gehört dem Beirat der Gedenkstätte Berliner Mauer an. Zur Ausstellungseröffnung erscheint im Birkhäuser Verlag die Publikation »Unbuilding Walls. Vom Todesstreifen zum freien Raum From Death Strip to Freespace«.
Es bleibt zu hoffen, dass das hochbrisante Thema nicht unter einer unterkomplexen Behandlung leidet und sich nicht, wie in einem bösen Kommentar zur entsprechenden Baunetzmeldung –, in »drei wohlfeile(n) Reizbegriffe(n) und sehr viel Gipskarton« erschöpfen wird.