Neue Blüte: »Tempel des Lichts« von Patkau Architects
Foto: James Dow
Das Yasodhara Ashram im Südwesten Kanadas verlor 2014 seinen Tempel durch einen Brand. Das Fundament auf Felsen am Rande eines Waldes konnte aber gerettet werden und dient auch dem neuen »Tempel des Lichts« als Gründung. So konnte im Bauprozess Geld und Material gespart werden. Für die Bewohner und Besucher des Ashrams, die dem alten Tempel spirituell sehr verbunden waren, geht die Bedeutung dieser Geste noch über die wirtschaftlichen Faktoren hinaus.
Der parametrische Entwurf für einen großen, offenen Sakralraum entstammt der Forschungsabteilung des kanadischen Büros Patkau Architects. Acht geschwungene Wände, die wie Blütenblätter mühlenartig ineinandergreifen, bilden die Kuppel über dem Versammlungsraum. Eine strahlend weiße Hülle liegt über der Konstruktion aus Verbundholzträgern und reflektiert das Tageslicht. »Der Tempel soll die Umgebung nicht dominieren, sondern Teil von ihr werden«, sagt Luke Stern von Patkau Architects. Und auch umgekehrt wird die Umgebung Teil des Tempels, denn Fenster im unteren Bereich der Wände ermöglichen Ausblicke in alle Richtungen – über den See aber auch in den Wald und zu den umliegenden Gebäuden. Zusätzlich kann der Blick durch eine Art Opaion jederzeit zum Himmel gerichtet werden. In einem seitlich angefügten Gebäudeteil befinden sich die Empfangshalle und der Eingang für Prozessionen. Diskret hinter einer geschwungenen Wand versteckt, liegen die Neben- und Lagerräume.
Für die Architekten war dieser Tempelbau eine Art Prototyp auf der Suche nach einem transportablen, effizienten Bausystem für evokative, gewölbte Räume. Der Entwurf für den »Tempel des Lichts« ist in enger Zusammenarbeit mit dem Ashram entstanden, das sich der Nachhaltigkeit und minimalen Eingriffen in das Ökosystem verschrieben hat. Die ungewöhnliche Form zwang sie dazu, digitale Fertigungsprozesse zu nutzen und mit den Unternehmern hauptsächlich über das 3-D-Modell zu kommunizieren.
Weitere Informationen:
Fläche: 325 m²
Team: John Patkau, Patricia Patkau, Luke Stern, Mike Green, John Lacy, Tom Schroeder, Peter Suter
Statik: Equilibrium Consulting
Elektrotechnik: Integral Group
Lichtplanung: Render Light and Planning
Fassadenplanung: RDH Building Science
Raumakustik: RWDI Consulting
Geotechnik: Deverney Engineering Services
Bauleitung: Alfred Horie Construction
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