10.08.2019 Bettina Sigmund

Zeitgerechte Stadt

(Imagefoto: Pixabay)

Was können Dimensionen von Zeitgerechtigkeit sein? Kann Zeitgerechtigkeit hergestellt werden? Welche Aufgaben würden für unterschiedliche Akteurinnen und Akteure entstehen? Dies sind einige Fragen, die im Rahmen des Arbeitskreises am Leibniz Forum für Raumwissenschaften behandelt wurden. Die Teilnehmer – Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Planung und Praxis – behandelten unter Leitung von Caroline Kramer, Professorin für Humangeographie am Karlsruher Institut für Technologie KIT und Dietrich Henckel, Professor i. R. für Stadt- und Regionalökonomie, TU Berlin und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik, im Rahmen eines dreijährigen Forschungs- und Diskussionsprozesses die Dimensionen und Auswirkungen von zeitlichen Aspekten auf die Stadt und das urbane Leben.

Ausgangsbasis für die wissenschaftlich theoretischen Denkansätze ist das übergeordnete Thema der sozialen Gerechtigkeit. Ungleichheiten in der Gesellschaft spielen in der öffentlichen und politischen Diskussion derzeit eine große Rolle. Damit stellen sich auch Fragen neu, die nicht nur soziale Aspekte, sondern auch die zeitliche Struktur und Organisation der Gesellschaft und insbesondere der Stadt betreffen. Dabei sind die Schnittstellen zur Stadt und letztendlich auch deren mögliche Auswirkungen auf die Stadtentwicklungsplanung erstaunlich vielseitig. Die Publikation befasst sich mit normativen Überlegungen zu Zeit, Raum und Planung, mit dem Faktor Zeit als Rhythmus und Takt des Strukturmusters urbanen Lebens, mit unterschiedlichen Zeit-Räumen oder dem Zeiterleben in der Stadt. Themen wie Chronobiologie, eine Wissenschaft, die sich mit der zeitlichen Organisation des gesellschaftlichen Lebens gegen die inneren Uhr und den circadianen Rhythmus des menschlichen Organismus auseinandersetzt, werden ebenso aufgegriffen wie die Auswirkungen von zeitlichen Ereignissen, wie beispielsweise der Einfluss der Studentification, der zeit-räumlichen Wirkung von Studenten auf ihre temporären Wohnorte, oder zeitpolitische Überlegungen bei der kommunalen und planerischen Diskussion zum Stadtverkehr. Plakativ wird der Zusammenhang von zeitlicher Dimension und Stadtplanung auch bei der Betrachtung einer alternden Stadtgesellschaft, die durch zunehmende Beschleunigung vom Leben der sogenannten Leistungsträger der Gesellschaft in eine Randposition verdrängt werden.

Ziel der Autoren ist »die Verzahnung von zeitlichen Aspekten und Rhythmen mit räumlichen Strukturen (...) auf den verschiedenen räumlichen Skalen  (...). Bei der Umsetzung in konkrete Maßnahmen kann man an Sensibilisierungsstrategien, an Zeitverträglichkeitsprüfungen oder auch an gesetzliche Regelungen denken. Langfristig sollten Raumzeitpolitik und Raum-Zeit-Planungen als integrative Ansätze den Bürgerinnen und Bürgern zu einem Recht auf Zeit und einem Recht auf Stadt verhelfen.«

Ein spannendes Thema, das einen neuen und erweiterten Blick auch auf die räumlichen Strukturen der Stadt wirft. Man muss allerdings ein wenig Zeit für die Lektüre mitbringen. Der Sammelband Zeitgerechte Stadt – Konzepte und Perspektiven für die Planungspraxis wurde Ende Juli öffentlich im Rahmen einer Buchpräsentation im CLB Berlin vorgestellt und kann nun über die ARL frei heruntergeladen werden.

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