29.06.2017 Peter Popp

Objektspezifische Lichtlösungen von PSLab

Foto: PSLab

Gegründet wurde das Studio 2005 von Dimitri Saddi in Beirut; seit 2009 ist eine Dependance auch in Stuttgart zuhause. Weitere Studios folgten in Bologna, Dubai und Amsterdam. Das 100-köpfige Team besteht aus Designern, Architekten und Technikern, die an jedem Punkt der Projektentwicklung eng zusammenarbeiten und die Objekte in der eigenen Manufaktur individuell für das jeweilige Projekt herstellen. DETAILinside: Das PSLab vertritt eine sehr persönlich geprägte Unternehmensphilosophie.
Mario Weck: Unser Anspruch entspricht der Haute Couture in der Mode — die Produkte werden nach eigenem Entwurf in unserer Manufaktur individuell für jedes Projekt auf Maß hergestellt. Wir versuchen, gemeinsam mit den Architekten und Kunden etwas entstehen zu lassen, was speziell auf sie abgestimmt ist.

Ist das nicht sehr kostenintensiv?
Ja und nein. Es hat immer damit zu tun, wie man produziert. Wenn die Produktion auf Automation beruht, lohnt es sich natürlich nicht, geringe Stückzahlen zu produzieren. Unsere Produktion ist jedoch so aufgebaut, dass sich die Entwürfe an einer gestalterischen und technischen Matrix orientieren. Thematisch basieren viele unserer Leuchten auf einem technischen Grunddesign. Dadurch lassen sich Anschlusselemente leicht in den Produktionsprozess integrieren. Wir pflegen eine Bibliothek mit mehr als 600 Bausteinen. Bei diesen sogenannten Rohlingen handelt es sich nicht um fertig montierte Leuchten, sondern um Basiselemente, die in unterschiedlichen Designlösungen vorkommen können.

Welche Faktoren tragen außerdem zur Prozessoptimierung bei?
Wir sind sehr teamorientiert, haben Spezialisten für Kommunikation und Grafik, ebenso wie für kreatives und technisches Design. Wir versuchen, die Aufgaben innerhalb eines Prozesses vom ersten Kundenkontakt bis zum fertigen Objekt ganz bewusst zu selektieren nach den Stärken und Fähigkeiten der jeweiligen Mitarbeiter.

Das Experiment scheint einen hohen Stellenwert in Ihrem Unternehmen zu haben.
In Deutschland und ganz Nordeuropa gibt es eine sehr ingenieurorientierte Ausprägung in der Designkultur. Alles wird berechnet, messbar gemacht und letztlich auf genau diese Art kommuniziert. Für uns hat jeder Raum in erster Linie einen Spirit und eine emotionale Bindung, die man lesen und erfühlen kann. Wir sind nicht diejenigen, die einen Ort kreieren, wir sind Teil dieses Prozesses. Unsere Aufgabe ist es herauszufiltern, was die Architekten umsetzen möchten und wie wir das mit unserem Design identitätsstiftend begleiten können.

Was genau verstehen Sie unter identitätsstiftender Ästhetik?

Es ist unsere Aufgabe, kulturelle Begebenheiten und die Architektur zu verstehen, den Ort und die Menschen zu lesen, um unseren Designprozess zu beginnen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen gehen wir ins Team und erstellen eine detaillierte Raumanalyse, auch mit dem Ziel, beurteilen zu können, ob wir die Zielsetzung des Architekten mittragen oder einen Gegenpol bilden wollen. Wir scheuen uns auch nicht, Auftragsangebote abzulehnen, die unsere Prozesse in Frage stellen, denn dadurch würde sich auch unsere Firmenkultur verändern. Wir versuchen unserem Design und unserer Haltung treu zu bleiben. Es sollte ein beiderseitiges Verständnis vorhanden sein, vielleicht auch ein gewisses Maß an Verrücktheit, um den Weg gemeinsam zu gehen.
Beim Restaurant Jane in Antwerpen handelte es sich um ein Projekt in einem bereits existierenden Gebäude.
Es ging darum, den historischen Kirchenraum eines ehemaligen Militärhospitals in ein exklusives Restaurant für ca. 50 Personen zu verwandeln. Bezug nehmend auf die sakrale Raumabfolge sahen wir vier verschiedene Lichtsituationen mit eigens von uns entwickelten Leuchtkörpern vor. Als zentraler Mittelpunkt fungiert ein raumgreifender 500 kg schwerer Kronleuchter mit 140 mundgeblasenen Leuchtkörpern aus Glas, die an feingliedrigen Stahlstäben 12 m weit in den Raum kragen, zusätzlich gehalten nur durch filigrane Stahlseile. Die Stäbe sind an einem zentral positionierten Zylinder fixiert, der die Lasten über einen mittigen Stab zum einzigen Aufhängepunkt führt. Eine Leuchte dieser Größenordnung hatten wir bis dahin noch nicht realisiert. Für die Endabnahme mussten wir den Prototypen an der Fassade unserer Produktionsstätte aufhängen, weil im Innenraum nicht genügend Platz war.

Wie nähert man sich dem »richtigen« Licht?
Für uns ist jede Lichtquelle richtig, wenn sie an der richtigen Stelle eingesetzt wird. Wir stellen uns die Frage, welcher Raum braucht welches Licht? Deshalb arbeiten wir nicht nur mit LED, sondern auch weiterhin mit klassischen Leuchtmitteln. Der Kronleuchter im Jane ist mit LED bestückt, der Rest mit Halogenlampen umgesetzt.

Welche Faktoren sind entscheidend für eine gelungene Lichtdramaturgie im Restaurant?
Auf keinen Fall sollten Restaurants komplett ausgeleuchtet sein. Ich bin der Meinung, dass oft viel zu viel Licht zum Einsatz kommt. Das gilt ebenso für atmosphärische Konzepte. Das Auge funktioniert wie eine Kamera. Bei Kerzenlicht nachts auf der Terrasse stellt man schnell fest, dass man eigentlich sehr gut sieht. Nach Einbruch der Dämmerung ließe sich das Kunstlicht also entsprechend anpassen, ohne das Seherlebnis einzuschränken.
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