31.03.2016 Marion Arnemann

Rückblick rendering/CODES – Zukunft Putz

Foto: Julian Wenninger

Unter der Leitung von Markus Schlegel und Timo Rieke vom Institute for International Trendscouting (ITT) sowie Meike Weber (Detail/ITT) entstand ein vielschichtiges Kompendium mit Einblicken in Geschichte des Materials und seiner künftigen Entwicklungsmöglichkeiten. Die Studie ist als work in progress konzipiert. Erste Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden in der Ausstellung auf der Messe Farbe, Ausbau & Fassade in München präsentiert, wobei Materialproben und Schautafeln einen vielfältigen Überblick in die Ansätze der Forscher boten. Begleitend dazu konnten die Messebesucher ihr Wissen in einem WorkLab vertiefen. Zusätzlich wurden die Fragen der Studie im Symposium „rendering/CODES – Zukunft Putz“ im Architekturforum der Messe aufgegriffen. Der Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen Architekten, Handwerkern, Forschungsinstituten und der Industrie beleuchtete die Qualitäten von Putz aus unterschiedlichen Perspektiven. Referenten und Diskussionspartner schilderten ihre Erfahrungen, sie diskutierten über seine sinnlichen und gestalterischen Qualitäten von verputzen Fassaden in der Architektur und im Städtebau, über handwerkliche Techniken sowie Innovationen der Industrie. Skulpturale Qualitäten und Fragen der Farbgestaltung An welche Gestaltungsfragen ist die Verwendung von Putz in der Architektur gekoppelt und welche Parameter sind für die Farbgebung relevant? In seinem Vortrag am ersten Tag des Symposiums erläuterte Jürgen Bartenschlag von Sauerbruch Hutton konkrete Entwurfsansätze von realisierten Projekte ein. Er zeichnete dabei ein Tableau der gestalterischen und konzeptuellen Qualitäten von Putz, das sich neben skulpturalen Erscheinungsformen auf die Farbgestaltung konzentrierte, der in den Projekten von Sauerbruch Hutton eine besondere Bedeutung zukommt. Der urbane Kontext war maßgeblich  für die Farbgestaltung der bündigen, glatten Putzfassaden des Universitätsgebäudes in Potsdam, das  die Architekten 2013 fertigstellten. Da sich die Farbgestaltung auch als emotionale Frage entpuppte, wurde sie im Entwurfs- und Planungsprozess mit allen Projektbeteiligten sowie Nutzern des Gebäudes diskutiert. Wichtig war dabei ein Gestaltungskonzept, das sich an der Umgebung orientierte.
Weniger die Farbe denn die konstruktiven Möglichkeiten von Putzfassaden standen im Fokus des Vortrags von Faraneh Farnoudi, Projektleiterin bei Hild + K am zweiten Tag des Symposiums. Die Architektin ging der Frage nach, inwiefern mit Putz innovative Fassaden gestaltet werden können, welche die Dämmung als Modellierungsmasse für skulpturale Erscheinungsformen nutzen. Anhand verschiedener Beispiele zeigte die Referentin eine Perspektive auf, die Unterkonstruktion von Putz als Teil eines Wärmedämmverbundsystems einzusetzen, das sich durch prägnante plastische Qualitäten von Fassaden auszeichnet. Johannes Ernst von Steidle Architekten rundete die architektonischen Merkmale von Putz in seinem Vortrag am dritten Tag des Symposiums mit einem Blick auf urbane Quartiere, Städte und die Kohärenz zwischen einzelnen Gebäuden ab. In seinem Vortrag “Form,  Farbe und Stadt“ erläuterte er Architektur und die Farbwahl von Fassaden als maßgebliche Gestaltungselemente für städtebauliche Konzepte, die sich in der Gesamtschau durch mehr auszeichnen müssen als durch die Summe einzelner Gebäudekörper.
Skulpturale Qualitäten und Fragen der Farbgestaltung An welche Gestaltungsfragen ist die Verwendung von Putz in der Architektur gekoppelt und welche Parameter sind für die Farbgebung relevant? In seinem Vortrag am ersten Tag des Symposiums erläuterte Jürgen Bartenschlag von Sauerbruch Hutton konkrete Entwurfsansätze von realisierten Projekte ein. Er zeichnete dabei ein Tableau der gestalterischen und konzeptuellen Qualitäten von Putz, das sich neben skulpturalen Erscheinungsformen auf die Farbgestaltung konzentrierte, der in den Projekten von Sauerbruch Hutton eine besondere Bedeutung zukommt. Der urbane Kontext war maßgeblich  für die Farbgestaltung der bündigen, glatten Putzfassaden des Universitätsgebäudes in Potsdam, das  die Architekten 2013 fertigstellten. Da sich die Farbgestaltung auch als emotionale Frage entpuppte, wurde sie im Entwurfs- und Planungsprozess mit allen Projektbeteiligten sowie Nutzern des Gebäudes diskutiert. Wichtig war dabei ein Gestaltungskonzept, das sich an der Umgebung orientierte.
Weniger die Farbe denn die konstruktiven Möglichkeiten von Putzfassaden standen im Fokus des Vortrags von Faraneh Farnoudi, Projektleiterin bei Hild + K am zweiten Tag des Symposiums. Die Architektin ging der Frage nach, inwiefern mit Putz innovative Fassaden gestaltet werden können, welche die Dämmung als Modellierungsmasse für skulpturale Erscheinungsformen nutzen. Anhand verschiedener Beispiele zeigte die Referentin eine Perspektive auf, die Unterkonstruktion von Putz als Teil eines Wärmedämmverbundsystems einzusetzen, das sich durch prägnante plastische Qualitäten von Fassaden auszeichnet. Johannes Ernst von Steidle Architekten rundete die architektonischen Merkmale von Putz in seinem Vortrag am dritten Tag des Symposiums mit einem Blick auf urbane Quartiere, Städte und die Kohärenz zwischen einzelnen Gebäuden ab. In seinem Vortrag “Form,  Farbe und Stadt“ erläuterte er Architektur und die Farbwahl von Fassaden als maßgebliche Gestaltungselemente für städtebauliche Konzepte, die sich in der Gesamtschau durch mehr auszeichnen müssen als durch die Summe einzelner Gebäudekörper.
Forschungsergebnisse und der Blick in die Geschichte Die Diskussionsrunden und Vorträge ergänzten den Blick auf die architektonische und urbane Wirkung des Materials durch unterschiedliche Forschungsansätze, die sich mit der Farbgestaltung auseinandersetzen. Axel Buether von der Bergischen Universität Wuppertal erläuterte in seinem Referat „Gestaltungsprinzipien einer Formensprache der Moderne“ die wahrnehmungspsychologischen Grundlagen von Farbe im urbanen Raum. Er verwies dabei auf die Prinzipien der visuellen Kommunikation und ihre epochenspezifischen Eigenarten und Schwerpunkte. Das einzelne Epochen im Stadtbild als bunte Zeitabschnitte und andere wiederum als weniger farbige in Erscheinung treten, wurde unter Verweis auf die Tradition von Bruno Taut und der frühen Moderne anschaulich. Auch die Forschungsergebnisse der Studie Rendering Codes, die Markus Schlegel vom Institute for International Trendscouting der HAWK im Detail vorstellte, gaben zu diesen Fragen Aufschluss. So verrät der Blick auf die Architekturgeschichte, dass die Farbigkeit von Gebäuden und urbanen Räumen auch in einem Zusammenhang mit spezifischen Materialien steht. Verputzten Oberflächen waren in der Moderne noch ausschlaggebend für die schillernde und phantasiereiche Farbgebung von Häusern und Siedlungen. Ihre Anwendung und Bedeutung wurde im Lauf des 20. Jahrhunderts zunehmend durch die konstruktiven Möglichkeiten des Stahl- und Glasbaus zurückgedrängt. Heute gelten Putzfassaden oft als kostengünstige Oberflächen, wobei die verschiedenen handwerklichen Techniken an Bedeutung verloren.
Anwendungstechniken und Zukunftspotenzial Entsprechend aufschlussreich zu dieser Beobachtung war die Vielfalt unterschiedlichen historischen Handwerkstechniken, die Hans Bruckner, Ausbilder für Maurer + Stuckateure an der Bauinnung München, in seinem Vortrag skizzierte. Die Vielzahl an Rezepturen und historischen Techniken bis hin zum Marmorieren wird in der Ausbildung von Stuckateuren und Maurern zwar gelehrt, doch abgesehen von denkmalpflegerischen Projekten ist sie im Berufsbild deutlich eingeschränkt. Diesen Gedanken griff auch Sebastian Rost von ornament & architektur in Berlin auf. Sein Vortrag „Werkstoff Putz, vermischte Verkleidung oder die Kunst der Lüge“ sondierte die Bedeutung von Putz als Surrogatmaterial, das andere Materialien nachahmt. Mehrfach griffen die Diskussionsrunden die Frage der Materialauthentizität im Zusammenhang mit Putzfassaden auf, wobei sich unterschiedliche Standpunkte herauskristallisierten. Dass sich durch verschiedene beigemischte Stoffe völlig neue Qualitäten von Putz ergeben können, die gerade in Fragen der Nachhaltigkeit überzeugen, bleibt Aufgabe der Forschung und der Entwicklung der Industrie. Helga Kühnhenrich von der Forschungsinitative Zukunft Bau des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung in Bonn erläuterte in ihrem Vortrag die Rahmenbedingungen für Forschungsprojekte, die in diesem Zusammenhang aufschlussreich sein können.
Die Ergebnisse des Symposiums werden in die Forschungsstudie „Rendering Codes“ der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Kunst Hildesheim einfließen und in den kommenden Jahren durch weitere Kongresse ergänzt. Parallel dazu wird die gleichnamige Ausstellung verschiedene weitere Stationen einlegen und mit dem Feedback der Besucher ergänzt. Im Jahr 2019 auf der FAF in Köln sind eine abschließende Präsentation sowie ein begleitendes Symposium geplant, die eine Bilanz über das Forschungsprojekt ziehen.
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