05.10.2009 Kim Ahrend

Shulman Ausstellung in Saarbrücken

Vom 1. bis 31. Oktober sind einige der bekanntesten Bilder des amerikanischen Architekturfotografen Julius Shulman im Saarbrücker Rathaus zu sehen. Die Ausstellungseröffnung war sehr festlich und würdigte Werk und Leben des im Sommer diesen Jahres verstorbenen Fotografen. DETAIL.de war vor Ort.
»Das ist eine besondere Ausstellung« mit diesen Worten kündigt die Saarbrücker Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer die Ausstellung des Architekturfotografen Julius Shulman im Saarbrücker Rathaus an. Und nicht nur wegen der einzigartigen Bilder ist die Ausstellung besonders, sondern auch wegen ihrer Konzeption. Es handelt sich um eine Wanderausstellung, die vor fünf Jahren im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main begann und nun ihre fünfte Station in Saarbrücken hat. Bei der Premiere war der damals 95-jährige Julius Shulman noch selbst dabei. Diesen Sommer ist er leider nach über 70-jähriger Schaffenszeit verstorben.

Die Baudezernentin spricht von Déjà-vu-Erlebnissen, die man beim Betrachten der Bilder hat. Denn unterbewusst ergibt sich das Gefühl, das Bild mit dem Gebäude, das es zeigt, schon einmal gesehen zu haben. Das liegt zum einen daran, dass die Wirkung der Bilder das Wohnen bis heute beeinflusst und zum anderen die Häuser fast alle Ikonen ihrer Zeit sind.

Foto: Julius Shulman

Die Kuratorin der Ausstellung Christina Gräwe ist Architektin und begann bereits während ihrer Diplomarbeit, sich mit Shulman zu beschäftigen. Sie nahm mit ihm Kontakt auf und das Ergebnis ihrer Recherche und Zusammenarbeit mit Shulman ist diese Ausstellung. In ihrer Laudatio erzählt sie aus dem Leben des Fotografen. Durch eine zufällige Begegnung mit Richard Neutra kam Shulman 1936 zur Architekturfotografie. Er bezeichnete seine Fotografien als »Öffentlichkeitsarbeit für Architekten«. Denn durch sie wurden die Architekten wie zum Beispiel Richard Neutra, Pierre Koenig und Rudolf Schindler erst bekannt. Zu seinen Auftraggebern gehörten neben den Architekten und Hausbesitzern auch bald die Fach- und Tagespresse. Ein ganz neues Printmedium entstand: Zeitungsbeilagen mit den Themen Haus und Wohnen.

Kuratorin Christina Gräwe, Foto: Cornelia Noll, Architektenkammer des Saarlandes

Sein meist abgelichteter Haustyp war das Case Study House – Häuser, die in Modulbauweise rasch errichtet werden konnten. Signifikant ist deren Deckenuntersicht aus Trapezblech. Dieses Detail findet man auf vielen seiner Bilder wieder. Dazu gehört auch das berühmteste: Case Study House No. 22 (siehe Teaser-Bild).

Julius Shulman war Autodidakt und auch kein reiner Architekturfotograf. Doch wurde er mit seinen Architekturfotografien berühmt. Die Ausstellung zeigt alle Etappen seines Schaffens. Die ersten Bilder Anfang der 30er-Jahre machte er mit einer einfachen Vestpocket-Kamera und seine letzten Aufnahmen ab Ende der 90er-Jahre gemeinsam mit einem Partnerfotografen. Alle seine Arbeiten zeichnen sich durch eine sehr penible Bildkomposition aus. Oft hatte er stundenlang auf den richtigen Lichteinfall gewartet, damit durch das Licht- und Schattenspiel exakt gezeichnete Linien entstanden. Zur perfekten Inszenierung eines Gebäudes arbeitete Shulman auch mit Statisten, die dem architektonischen Bild einen ganz bestimmten Charakter verliehen. So sieht man beispielsweise auf einer Fotografie eines Hauses von Pierre Koenig, ihn und eine Studentin, die Ehefrau und Ehemann darstellen sollen.

Erkundung des Licht- und Schattenspiels

Fotos: Kim Ahrend

Dem Betrachter lässt Shulman die Wahl, auf welchem Weg er in ein Bild eintaucht. Es gibt immer unterschiedliche Linien und Kanten – gerade oder geschwungene – an denen man sich entlang tastet und dadurch das Bild aus ganz unterschiedlichen Perspektiven wahrnimmt. Das zeigt sich besonders stark in der Luftaufnahme, die Fußgänger und ihre Schatten zeigt. Dieses Bild ist um 180 Grad gedreht und stellt damit die gewöhnliche Betrachtungsweise komplett auf den Kopf.

Über seine Karriere hat Julius Shulman oft gesagt: »All began just by chance«. Doch ganz und gar nicht zufällig entstanden seine Fotografien, denn solche Meisterwerke fallen nicht einfach so vom Himmel.

Foto: Julius Shulman

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