31.03.2019 Bettina Sigmund

Textile Formholzelemente

Detail eines Weidenfadens, ein sogenanntes Massivholzmonofil, zur Herstellung textiler Formholzteile (Foto: Bau Kunst Erfinden)

Die Erforschung unkonventioneller Ausgangsmaterialien für Faserstoffe und neuartige textile Fügetechniken lässt derzeit eine breite Palette an weiterentwickelten Halbzeugen für die Architektur entstehen. Gestalter und Wissenschaftler der Forschungsplattform Bau Kunst Erfinden der Universität Kassel entwickeln in Kooperation mit Projektpartnern einen Endlosfaden aus Massivholz. Das Projekt »Tethok – Textile Tektonik für den Holzbau« erforscht, wie daraus ein Werkstoff für die Architektur werden kann.

Die Erforschung unkonventioneller Ausgangsmaterialien für Faserstoffe und neuartige textile Fügetechniken lässt derzeit eine breite Palette an weiterentwickelten Halbzeugen für die Architektur entstehen. Die Forschungsarbeit Tethok verbindet altes Korbflechthandwerk und neue digitale Technologien. »Besonders interessant ist die Gruppe der Endlosfasertextilien, da mit ihnen leistungsfähige, komplexe Flächengebilde gestaltet, belastungsdifferenziert ausgelegt und gefertigt werden können«, erläutert Heike Klussmann, Leiterin der Forschungsplattform. Bislang werden diese Halbzeuge aus Kunststoff-, Glas-, Carbon- und Naturfasern wie Flachs oder Sisal hergestellt. Ein Endlosfaden aus Massivholz – mit all seinen technischen, ästhetischen und ökologischen Vorteilen, über die das Material Holz verfügt – existiert bislang nicht.

Im Projekt Tethok wird nun erforscht, wie sich ein solcher Faden, ein sogenanntes Massivholzmonofil aus biegsamem Weidenholz, wie es auch im Korbmacherhandwerk verwendet wird, herstellen lässt und wie im Anschluss daraus tragende Bauteile konstruiert werden können. Zur Verbindung der etwa 1,4 m langen und bis zu 7 mm breiten Streifen analysiert das Team klassische Holzverbindungen, um daraus ein geeignetes maschinentechnisches Verfahren zu entwickeln. Im Anschluss werden die technischen Parameter – Fadenabstände, Verkreuzungsrhythmus, Fadenrichtung und -dichte – so variiert, dass sowohl steife als auch nachgiebige und formbare Strukturen erzeugt werden können.

Jede Konstruktionsweise von Geweben, Gelegen, Wicklungen und Geflechten verursacht dabei automatisch eine eigene Ästhetik der Oberfläche, die dicht, offen, reliefartig oder mehrlagig ausgeprägt sein kann. Steffi Silbermann, künstlerische Mitarbeiterin bei Bau Kunst Erfinden erklärt: »Durch die unzähligen Varianten textiler Legearten ist es möglich, Holzflächen ein dekoratives, textiles Erscheinungsbild zu verleihen. Es entsteht eine neue Formsprache der Holzkonstruktion – die textile Tektonik im Holzbau.« Anwendungen sehen die Entwickler hauptsächlich als textile Leichtbauformteile für Architektur, Fahrzeugbau und Produktdesign, als akustische und haptische Oberflächenbeläge im Innenausbau sowie als Naturfaserverstärkung in ökologischen Verbundmaterialien.

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