Uniform, Unikat, Kollektion: Perspektiven zur strategischen Stadtentwicklung

Glasi Quartier in Bülach, Entwurfsprozess in Teams (Fotos: Duplex Architekten AG)

Clusterwohnen
Bei ihrem ersten Wohnprojekt »Mehr als wohnen« in einem der Außenbezirke Zürichs sollten mehr als 400 Einheiten entstehen. Ausgehend von dem städtebaulichen Ergebnis eines Wettbewerbs waren die vier ersten Preisträger auch an der Realisierung des Quartiers beteiligt. Die Architekten stellten sich die Frage, wie man Qualität abseits des Massenwohnungsbaus schafft, und diskutierten diese angesichts von vier beteiligten Büros heftig. »Wir haben nicht primär über die Häuser, sondern immer über den Zwischenraum gesprochen«, erläutert Dan Schürch das Besondere der Zusammenarbeit. Auf diese Weise entstanden Gassen, Plätze, Orte des Rückzugs – urbane Strukturen, die wir in unseren gewachsenen Städten kennen und schätzen. »Das selbe Prinzip haben wir im Anschluss auf die Wohnformen angewandt«, beschreibt er den Entwurfsgedanken. Um den Anspruch von maximal 40 Quadratmeter pro Bewohner zu erfüllen, organisiert sich ihr Haus mit zwei Wohnungen pro Ebene, in denen sich je 7 bis 12 Bewohner Gemeinschaftsräume wie Küche mit großem Esstisch, Gästezimmer oder Bibliothek teilen. Eigene Zonen mit Sanitärbereich, Schlafraum und kleiner Küchenzeile ergänzen das Clusterwohnen mit seinen Orten des Rückzugs, des gemeinschaftlichen und öffentlichen Wohnens. Stadtkollektionen
Noch stringenter verfolgten die Architekten ihren Ansatz der Zwischenräume beim Wohnprojekt »Glasi Quartier« in Bülach, das ebenfalls aus einem Wettbewerbsgewinn hervorging. Auf einem ehemaligen Industrieareal rund 20 Minuten Fahrzeit von Zürich entstehen 550 Wohnungen mit verschiedenen Wohnformen, Altenwohnen, einem Hotel sowie Gewerbeeinheiten. »Wir fragten uns, ob es sich dabei nun eigentlich noch um eine Siedlung handelt oder bereits um eine Stadt«, beschreibt Schürch den ersten Planungsgedanken und führt provokant weiter: »Können wir eigentlich noch Städte bauen oder haben wir diese Fähigkeit verlernt? Wann wird eine Struktur zur Stadt und wie wird eine Stadt unverwechselbar?« Anhand von Schwarzplänen lässt sich leicht nachweisen, dass nahezu jede Stadt ihre eigene markante Struktur besitzt. Gleich einem Fußabdruck lassen Bauvolumen, Plätze und Wege ein unverwechselbares Muster entstehen. Ausgehend davon haben Duplex Architekten das Quartier als Massenmodell verstanden, dass durch Sicht- und Wegachsen wie eine Linoldruckplatte zerschnitten wurde. Auf diese Weise formten sich 21 Bauinseln, Gassen, Aufweitungen und Plätze. Für die eigentlichen Gebäude unterteilten Duplex Architekten ihre Entwurfsplanung in mehrere Phasen, in denen angelehnt an die Modebranche Kollektionen entwickelt wurden. Um dieses Spiel aus Einheit und Vielfalt zu vervollkommnen, gliederten sie an ihren drei Standorten ihre Mitarbeiter in immer wieder neu zusammengesetzte Teams, die sich in mehreren Phasen dem Quartier und der Ausformulierung dessen Häuser widmeten. Während sich beispielsweise in der 1. Phase die Teams mit den Fassaden an den vier Plätzen des Quartiers beschäftigten, widmeten sie sich in der 2. Phase den Gebäuden an den Rändern sowie in der 3. Phase den Bauten entlang der Längs- und Querstraßen. An den Schnittstellen entstanden Diskussionspunkte und Umbrüche, die neben der Nutzungsvielfalt im Inneren auch eine Gestaltungsvarianz in den Fassaden erzeugt. Um bei hoher Dichte dennoch eine hohe Wohn- und Außenraumqualität zu schaffen, planten Duplex Architekten den privaten und öffentlichen Raum sehr sorgsam. So liegen die Eingänge zu den Wohnungen in den Gassen, damit an den Plätzen die Erdgeschossbereiche für Gewerbezonen und die zugehörigen Zugänge frei bleiben und Attraktivität schaffen. Die Nutzungsvielfalt wird allerdings nicht nur durch die Architektur bestimmt, auch das Betriebs- und Finanzierungskonzept entscheidet maßgeblich wie durchmischt das Viertel ist. So lässt sich möglicherweise mit Negativmieten der kleine Schuhmacher in der Nachbarschaft integrieren. Als Fazit bleibt für Duplex Architekten die Frage immanent, ob wir Städte oder Siedlungen bauen wollen. Wenn wir Stadt planen wollen, benötigen wir eine Verdichtung, ohne Nutzungsvielfalt und -mischung zu verhindern. Zugleich brauchen wir gut geplante, bedarfsorientierte Wohnhäuser, die Selbstorganisation aber auch Partizipation garantieren. Beim Projekt »Mehr als wohnen« gingen Duplex Architekten einen Schritt weiter und beendeten ihre Arbeit nicht mit der Übergabe, sondern führten eine Evaluierung durch. Neben einer Dokumentation der Einrichtungsbeispiele entstand ein Film aus Sequenzen, die die Bewohner nach der jeweils von den Planern vorgegebenen Tagesaufgabe drehten. Die Aktion sorgte zugleich für Interaktion zwischen den Bewohnern und trug maßgeblich zur Aneignung von Gebäude und Quartier durch die Nutzer bei. Denn »schlussendlich bauen wir für den Menschen«, resümiert Dan Schürch.
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