Dachaufstockungen von Falk Schneemann

In einer Nachkriegssiedlung im Karlsruher Stadtteil Rintheim setzte der Architekt Falk Schneemann drei demontierbare Wohnbauten auf die typischen eingeschossigen Garagenanlagen dieser Zeit. Die Aufbauten können bei Bedarf auf ähnliche Anlagen versetzt werden, wenn beispielsweise in Zukunft eine höhere Nachverdichtung in der Siedlung genehmigt wird. Die Idee dieser prototypischen Nachverdichtung entstand 2017 im Rahmen eines Ideenwettbewerbs. Daraus ging eine Machbarkeitsstudie für drei Standorte im Auftrag der Karlsruher Volkswohnung hervor. Einzig die Aufstockungen im Rintheimer Feld wurden von der Behörde genehmigt und schließlich auch umgesetzt. Dank einer Förderung des Landes Baden-Württemberg waren auch die Mittel vorhanden, das Projekt kreislaufgerecht und versetzbar auszuführen.

© Falk Schneemann Architektur

Die 536 m² neue Wohnfläche verteilen sich auf je vier Einheiten pro Garagenanlage. Diese werden nach wie vor von den Bewohnern der umliegenden Siedlung genutzt. Zusätzliche gemeinschaftliche Flächen, wie Fahrradstellplätze, ein Waschsalon und Müllräume führen zu einer weiteren Durchmischung der Nutzungen. Zur nachbarschaftlichen Begegnung trägt auch der teilweise überdachte Laubengang bei, der die L-förmigen und nahezu baugleichen Einheiten erschließt. An der Dachlandschaft der Ein- bis Dreizimmer-Wohnungen lassen sich die Nutzungen ablesen: in den niedrigen Bereichen kommen Bäder und Küchen unter, während sich die Wohnräume unter dem First befinden.

© Falk Schneemann Architektur

Die Holzkonstruktionen sind auf einem Stahlrost auf die Pultdächer der Garagen montiert. Der so entstandene Hohlraum zwischen Alt und Neu wird für die Haustechnik genutzt. Um die Wohnbauten möglichst nachhaltig und kreislaufgerecht zu gestalten, sind sie in Holzständerbauweise ausgeführt und größtenteils vorgefertigt. Boden- Wand- und Dachelemente wurden inklusive Fenster, Sonnenschutz und Elektroinstallationen im Werk errichtet und in kurzer Zeit vor Ort montiert. Lediglich bei der Fassade und den Bädern musste der Architekt hinsichtlich der Materialwahl Kompromisse eingehen. Aus Gründen des Brandschutzes wurde die Fassade mit vorpatiniertem Titanzink verkleidet. Die mattgraue Hülle fügt sich jedoch gut in das Umfeld ein. Bei den Bädern fiel die Wahl auf glasfaserverstärkten Kunststoff. Die Platten können im Werk zu Zellen verschraubt werden. Nach der Demontage können sie mehrfach neu geschliffen und wiederverwendet werden.  

Vorgefertigte Böden und Wände, © Falk Schneemann Architektur

Durch die nahezu sortenreine Konstruktionsweise können die Bauteile einfach und zerstörungsfrei getrennt werden. Die Fassade besteht beispielsweise aus Konstruktionsvollholz mit einer kompostierbaren Hanfdämmung und einer rohen Verkleidung aus Titanzink, die sich sehr gut für das Recycling eignet. Auf Folien konnte verzichtet werden, stattdessen dichtet eine massive Diagonalschalung die Konstruktion ab. Da der Bauherr über einen großen Wohnbaubestand verfügt, wurden Holzböden, Türen und Briefkästen aus einem Abrissgebäude ausgebaut, aufgearbeitet und in den neuen Wohnungen eingebaut.

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