Lord Norman Foster – Meister der Moderne

Am 1. Juni 2025 feiert der britische Stararchitekt Norman Foster seinen 90. Geburtstag. Die Welt der Architektur verneigt sich vor einem ihrer größten Visionäre. Kaum jemand hat das Stadtbild internationaler Metropolen so nachhaltig geprägt wie er – von Londons ikonischem Bürohochhaus The Gherkin bis zur gläsernen Kuppel des Berliner Reichstags. Foster steht für eine Architektur, die Ästhetik, Funktionalität und ökologische Verantwortung vereint. 

30 St Mary Axe, häufig The Gherkin genannt, ist ein 180 m hoher Wolkenkratzer im Finanzbezirk der City of London. © Nigel Young / Foster + Partners

Norman Foster wurde 1935 in einfachen Verhältnissen in Manchester geboren. Schon früh zeigte sich sein großes Talent für Technik und Design. Ohne elterliche Unterstützung finanzierte er sein Architekturstudium mit Nebenjobs und absolvierte später einen Master an der Yale University. Zusammen mit Su Brumwell, Wendy Cheesman und Richard Rogers gründete er zunächst das Studio Team 4, bevor er 1967 sein eigenes Büro Foster + Partners ins Leben rief. Dieses zählt heute zu den weltweit renommiertesten. Seine Karriere liest sich wie ein Drehbuch: Vom Schulabbrecher wurde er zu Lord Foster of Thames Bank, Träger des Pritzker-Preises (1999) und Kurator bedeutender Ausstellungen. Dabei blieb Foster stets seinem Anspruch treu, Architektur als Verbindung von Technik, Umwelt und Mensch zu sehen.

„Her Majesty Queen Elizabeth II“ und Lord Foster of Thames Bank, © Nigel Young / Foster + Partners 

Fosters Baustil ist unverkennbar: Glas, Stahl, Licht und Nachhaltigkeit. Bereits in den 1970er-Jahren machte er mit dem Hauptquartier von Willis Faber & Dumas auf sich aufmerksam. Danach folgte ein Meilenstein nach dem anderen: Dazu zählen die Hongkong and Shanghai Bank, der Millennium Tower in Japan, der Apple Park in Kalifornien, der Gherkin in London und die Millennium Bridge. Jedes dieser Bauwerke zeugt von visionärem Denken. In Deutschland sorgte er vor allem mit dem Commerzbank Tower in Frankfurt am Main (1997) für Aufsehen, dem ersten Green Building der Welt mit innovativer Doppelfassade. Ein weiteres Denkmal setzte er mit dem Umbau des Berliner Reichstags: Die gläserne Kuppel wurde zum Symbol der neuen deutschen Demokratie.

Rund 23 m hoch und 40 m breit – mit dem Regierungsumzug im Jahr 1999 erhielt das Reichstagsgebäude wieder eine Kuppel. © Nigel Young / Foster + Partners

Fosters Kreativität endet nicht an der Baugrenze. Der Brite ist auch Produktdesigner. Seine Entwürfe – von Badewannen für Hoesch bis hin zu edlem Geschirr für Stelton – stehen für Klarheit und Eleganz. Die Ausstellung Norman Foster, die 2023 im Pariser Centre Pompidou gezeigt wurde, war die bislang umfassendste Retrospektive seines Schaffens der letzten sechs Jahrzehnte. Doch Foster denkt weiter: So unterstützte er den Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt Charkiw in der Ukraine pro bono mit einem Masterplan für nachhaltige Architektur, Energie, Mobilität und Innovation. Seine Stiftung in Madrid fördert weltweit interdisziplinäres Denken und Forschung, um den Architektennachwuchs durch ganzheitliche Bildung auf die Zukunft vorzubereiten.

Norman Foster Collection von Stelton, © Stelton A/S 2025 

Norman Foster hat die Architektur neu definiert – technologisch, ökologisch und sozial. Anlässlich seines 90. Geburtstags ehrt die DETAIL-Redaktion nicht nur sein beeindruckendes Lebenswerk, sondern auch seine ungebrochene Schaffenskraft. Denn wie kaum ein anderer steht Foster für die Zukunft des Bauens. Und die beginnt immer mit einer Vision.