Spore Intitiative in Berlin von AFF Architekten

Eine teils wiederverwendete Ziegelfassade und eine außergewöhnliche Betonrippendecke sind nur zwei der Besonderheiten, die den Hauptsitz einer Kultur- und Umweltschutzorganisation von AFF Architekten auszeichnen.

Urban und doch grün – auf diesen Nenner lässt sich das Gebiet östlich des stillgelegten Berliner Flughafens Tempelhof bringen. Ein großer Teil des Grüns entfällt auf die zahlreichen Friedhöfe der Gegend. Auch der Hauptsitz der Spore Initiative liegt umgeben von parkähnlich angelegten Gräberfeldern an der viel befahrenen Hermannstraße. 

Zusammen mit dem weiter südlich gelegenen, noch im Bau befindlichen Publix-Haus für Non-Profit-Journalismus rahmt der Spore-Neubau den Zugang zum historischen Kirchhof Jerusalem. Auch das Nachbarhaus haben AFF Architekten entworfen. Vor dem Friedhofstor weichen die beiden Gebäude von der Straße zurück und bilden einen kleinen Vorplatz. Ein weiterer Rücksprung macht Platz für einen denkmalgeschützten Lichtmasten, der Flugzeugen früher die Einflugschneise nach Tempelhof anzeigte.  

Ziegel und Sichtbeton Ton in Ton

Die roten Ziegel- und Betonfassaden der Spore Initiative sind an die historischen Friedhofsbauten angelehnt und unterscheiden sich deutlich von den verputzten Gründerzeithäusern in der Gegend. Ihre dreiteilige, horizontale Schichtung bildet die Nutzungen im Gebäude ab: Im Erdgeschoss befinden sich hinter Structural-Glazing-Fassaden und rot eingefärbtem Sichtbeton das Foyer, ein Café und ein halb unterirdisches Auditorium. Darüber folgt hinter wiederverwendetem Ziegelmauerwerk eine Etage mit Ausstellungsflächen. 

Die Geometrie der Betonrippen folgt dem Kräfteverlauf in der Decke. © Tjark Spille

Große, bis unter die Decke reichende Museumsfenster öffnen die Räume an wenigen Stellen nach draußen. Ganz oben im Haus folgen zwei Stockwerke mit Vormauerung aus neuen, flacheren Ziegeln in einem homogeneren Rotton. Darin sind die hauseigene Bibliothek, Ateliers und Werkstätten, Büros und mehrere Gästeapartments für Künstler untergebracht. Auf dem flacheren nördlichen Gebäudeteil, vor dem Bereich für öffentliche Workshops, gibt es eine Dachterrasse.

Eichenholz und Sichtbeton sind die dominanten Materialien in den Obergeschossen. © Hans-Christian Schink

Effizient geformte Rippendecke

Eichenholz und Sichtbeton sind die dominierenden Materialien in den Innenräumen. Auf Beschichtungen verzichteten die Architekten wo immer möglich. Im Erdgeschoss zieht vor allem eine weit gespannte Rippendecke aus Stahlbeton die Blicke auf sich. Die digital optimierte Anordnung der Rippen folgt den Kräfteverläufen in der Decke, sodass nur ein Minimum an Material notwendig war: Bei Spannweiten bis 12 m beträgt die Deckenstärke im Schnitt 14 cm, die Rippen selbst sind 38 cm hoch. Selbst die Faltwand, mit der sich das Auditorium vom Foyer abtrennen lässt, folgt dem gekrümmten Rippenverlauf. 

Rippendecke aus Stahlbeton, © Hans-Christian Schink

Recycling

Nicht nur an den Fassaden griffen AFF Architekten zu wiederverwendeten Materialien: Ein Teil der Schalungshölzer für die Rippendecken sind jetzt an einem Pavillon auf der Dachterrasse verbaut. Die hölzernen Sitzschalen im Vortragssaal und die Waschbecken im Haus haben ebenfalls bereits ein Produktleben hinter sich.