21.07.2015 Jakob Schoof

Architektur zeigt Wirkung: Alejandro Aravena wird neuer Biennale-Direktor

Besser spät als nie: Am 18. Juli hat der Vorstand der Biennale in Venedig bekannt gegeben, dass der Chilene Alejandro Aravena Direktor der nächsten Architekturbiennale sein wird. Auf ihn wartet in den kommenden Monaten intensive Arbeit: Sein Vorgänger Rem Koolhaas wusste immerhin bereits im Januar 2013 von seiner Nominierung und hatte mithin ein halbes Jahr mehr Zeit für die Vorbereitung der weltweit wichtigsten Architekturausstellung.

In einem von der Biennale verbreiteten Statement erklärte Aravena, es gelte noch »Schlachten zu gewinnen« und »Grenzen zu erweitern, um die Qualität unserer gebauten Umwelt und damit die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.« Das hört sich martialisch an – gemeint ist jedoch: Aravena will konkrete Erfolgsstorys in den Mittelpunkt seiner Diskussion stellen; Projekte also, die allen Hindernissen zum Trotz konkrete Verbesserungen für ihre Bewohner und die Gesellschaft als Ganzes bewirken.

Relativ deutlich beschreibt Biennale-Präsident Paolo Baratta die Absicht, die hinter der Direktorenwahl steht: Nach der eher retrospektiv angelegten Architekturbiennale 2014 unter Ägide von Rem Koolhaas (Thema »Absorbing Modernity: 1914-2014«) soll es diesmal darum gehen, die »Vitalität der Architektur« herauszustellen und »Architektur zu zeigen, die spezifische Antworten auf spezifische Anforderungen gibt.« Und, so Baratta weiter, »diese Biennale will einmal mehr auf die Entfremdung der Architektur von der Zivilgesellschaft reagieren, die die Architektur einerseits in ein Spektakel verwandelt hat und sie andererseits verzichtbar gemacht hat. Unserer Meinung nach ist Alejandro Aravena von den Architekten der neuen Generation derjenige, der diese Realität am besten beschreiben und ihre Vitalität herausstellen kann.«

Wie bereits 2014 soll auch die Architekturbiennale 2016 wieder volle sechs Monate – vom 28. Mai bis zum 27. November – dauern. Grund für diese Entscheidung waren nicht zuletzt die steigenden Besucherzahlen, allen voran seitens der Hochschulen aus aller Welt. Ihnen bietet die Biennale seit 2012 spezielle Führungen und Workshops unter dem Namen »Biennale Sessions« an, die sich laut Baratta großer Resonanz erfreuen.

Profitstreben trifft soziales Interesse: Die Arbeit von Alejandro Aravena
Alejandro Aravena ist in Venedig kein Unbekannter: Er stellte nicht nur 2008 und 2012 auf der Architekturbiennale aus, sondern studierte bereits 1993 als frischgebackener Absolvent der Universidad Católica de Chile in der Lagunenstadt. 1994 gründete er sein eigenes Büro Alejandro Aravena Architects. Bekannt wurde er jedoch vor allem durch sein zweites Büro Elemental, das er während einer Gastprofessur an der Harvard University (2000-2005) gemeinsam mit dem Ingenieur Andres Iacobelli gründete.

Aravena bezeichnet Elemental als »for profit company with social interest« – also als gewinnorientiertes Planungsbüro, das unter anderem mit Aravenas Heimatuniversität in Santiago und dem chilenischen Ölkonzern COPEC kooperiert, um Projekte in den Bereichen Wohnungsbau, Nahverkehr, Infrastruktur und öffentlicher Raum zu realisieren. Im Zentrum der Arbeit von Elemental steht dennoch immer der gesellschaftliche Mehrwert. Mit dieser Ausrichtung steht das Büro stellvertretend für eine der Kernfragen, die auch die Architekturbiennale 2016 zu beantworten haben wird: Wie kann Architektur gesellschaftliche Relevanz beweisen und ihren Urhebern gleichzeitig das wirtschaftliche Überleben sichern?

Nach der Nominierung von Kazuyo Sejima 2010 ist die Wahl Aravenas nun der nächste logische Schritt zu mehr kultureller Pluralität in der früher recht europa- und nordamerikazentrierten Architekturschau. Der Chilene ist der erste Biennale-Direktor, der aus einem Schwellenland stammt. Am ehesten, so steht zu erwarten, dürfte seine Biennale an die ebenfalls weltumspannend angelegte (und sozial orientierte) Schau des Briten Richard Burdett 2006 anknüpfen. Man darf gespannt sein, welch unterschiedliche Beispiele für die gesellschaftliche Wirkungsmacht von Architektur er aus den verschiedenen Kulturkreisen in seiner Ausstellung vereinen wird. Ein offizielles Motto für die Architekturbiennale 2016 ist zwar noch nicht bekannt. Doch Aravenas Ernennung ist auch ein deutlicher Fingerzeig an die Auswahlgremien, die in den nächsten Wochen die Generalkommissare der nationalen Beiträge (darunter den deutschen) ernennen werden.
Die Biennale als Sammelbecken der Do-it-yourself-Architektur? Nutzerpartizipation als Gebot der Stunde? Sicher scheint vorerst nur: Die nächste Architekturbiennale in Venedig wird unter der Ägide des Chilenen Alejandro Aravena sicherlich zukunftsgerichteter ausfallen als die letzte.

Alejandro Aravena. Foto: Cristobal Palma

Besser spät als nie: Am 18. Juli hat der Vorstand der Biennale in Venedig bekannt gegeben, dass der Chilene Alejandro Aravena Direktor der nächsten Architekturbiennale sein wird. Auf ihn wartet in den kommenden Monaten intensive Arbeit: Sein Vorgänger Rem Koolhaas wusste immerhin bereits im Januar 2015 von seiner Nominierung und hatte mithin ein halbes Jahr mehr Zeit für die Vorbereitung der weltweit wichtigsten Architekturausstellung.

In einem von der Biennale verbreiteten Statement erklärte Aravena, es gelte noch »Schlachten zu gewinnen« und »Grenzen zu erweitern, um die Qualität unserer gebauten Umwelt und damit die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.« Das hört sich martialisch an – gemeint ist jedoch: Aravena will konkrete Erfolgsstorys in den Mittelpunkt seiner Diskussion stellen; Projekte also, die allen Hindernissen zum Trotz konkrete Verbesserungen für ihre Bewohner und die Gesellschaft als Ganzes bewirken.

Relativ deutlich beschreibt Biennale-Präsident Paolo Baratta die Absicht, die hinter der Direktorenwahl steht: Nach der eher retrospektiv angelegten Architekturbiennale 2014 unter Ägide von Rem Koolhaas (Thema »Absorbing Modernity: 1914-2014«) soll es diesmal darum gehen, die »Vitalität der Architektur« herauszustellen und »Architektur zu zeigen, die spezifische Antworten auf spezifische Anforderungen gibt.« Und, so Baratta weiter, »diese Biennale will einmal mehr auf die Entfremdung der Architektur von der Zivilgesellschaft reagieren, die die Architektur einerseits in ein Spektakel verwandelt hat und sie andererseits verzichtbar gemacht hat. Unserer Meinung nach ist Alejandro Aravena von den Architekten der neuen Generation derjenige, der diese Realität am besten beschreiben und ihre Vitalität herausstellen kann.«

Wie bereits 2014 soll auch die Architekturbiennale 2016 wieder volle sechs Monate – vom 28. Mai bis zum 27. November – dauern. Grund für diese Entscheidung waren nicht zuletzt die steigenden Besucherzahlen, allen voran seitens der Hochschulen aus aller Welt. Ihnen bietet die Biennale seit 2012 spezielle Führungen und Workshops unter dem Namen »Biennale Sessions« an, die sich laut Baratta großer Resonanz erfreuen.

Profitstreben trifft soziales Interesse: Die Arbeit von Alejandro Aravena
Alejandro Aravena ist in Venedig kein Unbekannter: Er stellte nicht nur 2008 und 2012 auf der Architekturbiennale aus, sondern studierte bereits 1993 als frischgebackener Absolvent der Universidad Católica de Chile in der Lagunenstadt. 1994 gründete er sein eigenes Büro Alejandro Aravena Architects. Bekannt wurde er jedoch vor allem durch sein zweites Büro Elemental, das er während einer Gastprofessur an der Harvard University (2000-2005) gemeinsam mit dem Ingenieur Andres Iacobelli gründete.

Aravena bezeichnet Elemental als »for profit company with social interest« – also als gewinnorientiertes Planungsbüro, das unter anderem mit Aravenas Heimatuniversität in Santiago und dem chilenischen Ölkonzern COPEC kooperiert, um Projekte in den Bereichen Wohnungsbau, Nahverkehr, Infrastruktur und öffentlicher Raum zu realisieren. Im Zentrum der Arbeit von Elemental steht dennoch immer der gesellschaftliche Mehrwert. Mit dieser Ausrichtung steht das Büro stellvertretend für eine der Kernfragen, die auch die Architekturbiennale 2016 zu beantworten haben wird: Wie kann Architektur gesellschaftliche Relevanz beweisen und ihren Urhebern gleichzeitig das wirtschaftliche Überlegen sichern?

Nach der Nominierung von Kazuyo Sejima 2010 ist die Wahl Aravenas nun der nächste logische Schritt zu mehr kultureller Pluralität in der früher recht europa- und nordamerikazentrierten Architekturschau. Der Chilene ist der erste Biennale-Direktor, der aus einem Schwellenland stammt. Am ehesten, so steht zu erwarten, dürfte seine Biennale an die ebenfalls weltumspannend angelegte (und sozial orientierte) Schau des Briten Richard Burdett 2006 anknüpfen. Man darf gespannt sein, welch unterschiedliche Beispiele für die gesellschaftliche Wirkungsmacht von Architektur er aus den verschiedenen Kulturkreisen in seiner Ausstellung vereinen wird. Ein offizielles Motto für die Architekturbiennale 2016 ist zwar noch nicht bekannt. Doch Aravenas Ernennung ist auch ein deutlicher Fingerzeig an die Auswahlgremien, die in den nächsten Wochen die Generalkommissare der nationalen Beiträge (darunter den deutschen) ernennen werden.
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