Atypisches Fachwerk: Frischeparadies in Stuttgart
Foto: Robertneun Architekten
Der Neubau des Delikatessen-Groß- und Einzelhändlers »Frischeparadies« verfügt über vier nebeneinanderliegende Raumschichten: Einkaufsflächen für Privatkunden (Markthalle) sowie ein Großhandelsbereich, in dem Waren angeliefert, gelagert, kommissioniert und z. B. an Restaurants oder Hotels ausgeliefert werden.
Als einziger für Kunden zugänglicher Bereich bildet die Markthalle den Ausgangspunkt des Entwurfs und insbesondere des charakteristischen Dachtragwerks. Über tragenden Stahlbetonquerwänden konzipierten Architekten und Ingenieure eine weit spannende Holz-Fachwerkstruktur, die in vier unterschiedlich breiten, typologisch aber identischen Abschnitten stützenfrei die Gebäudefläche überspannt. Die Fachwerkträger sollten dabei aus genau gleich dimensionierten Holzbauteilen bestehen und einer für sämtliche Felder geltenden Systematik folgen.
Diese Vorgaben ließen eine insgesamt eher atypische Fachwerksform entstehen, die in den großen Hallenfeldern neben den klassischen Ober- und Untergurten auch eine Unterspannung erforderlich machte: Die Aufnahme der aus den Dachlasten entstehenden Momente wurde also durch drei (statt wie üblich durch zwei) Gurtelemente gewährleistet, wobei die verschiedenen Spannweiten der Hallen zu einem uneinheitlichen Bild der Druck- und Zugkräfte in den Holzgurten führte.
Durch die Erhöhung der Holzgüten sowie durch kleinere Eingriffe im Bereich der Queraussteifung optimiere die ausführende Holzbaufirma die Materialstärken des Brettschichtholz-Dachtragwerks. Dadurch wurden im Vergleich zum ursprünglichen Tragwerksentwurf große Kosteneinsparungen und die Ausführung eines noch filigraneren Fachwerks möglich.