18.10.2023 Frank Kaltenbach

Kö-Bogen II in Düsseldorf – Gebäudehülle aus 30 000 Pflanzen

Foto: © ingenhoven architects / HGEsch

Grüne Gebäudehülle zur Verbesserung des Stadtklimas
Der 600 Millionen Euro teure Kö-Bogen II ist ein Investorenprojekt mit 24 000 m2 Ladenfläche, 5500 m2 Bürofläche und 450 Stellplätzen in der neuen Tiefgarage unter dem Gustav-Gründgens-Platz. Der Blick auf das frisch sanierte Düsseldorfer Schauspielhaus fällt von der Schadowstraße durch eine Fußgängerpassage, die als Aktionsraum genutzt werden kann und wie eine Schneise zwischen zwei begrünten Gebäuden verläuft. Das Dach der niedrigeren Markthalle neigt sich als Liegewiese wie eine Tribüne zu diesem Catwalk der Passanten, die Fassaden des gegenüberliegenden Hauptgebäudes sind steil terrassiert und mit Hecken bepflanzt.  Unterschiedliche Betrachtungsebenen haben zu dem Konzept geführt die geschlossene Nord- und Westfassade sowie das Dach der Gebäudehülle zu begrünen. Erstens steht eine Pflanzenfassade nicht in Konkurrenz zu den Ikonen der Nachkriegsarchitektur, die den Gustav-Gründgens-Platz bisher rahmen: Das 1960 fertiggestellte und 2014 sanierte Dreischeibenhochhaus von HPP sowie das 1969 eröffnete Düsseldorfer Schauspielhaus von Bernhard Pfau, das im Zuge der Baumaßnahmen des Kö-Bogen II von Christoph Ingenhoven saniert wird. Auf der Ebene der Grünplanung verbindet die bepflanzte Fassade den Hofgarten mit den Baumreihen entlang der Königsallee. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Stadtklima: Glas und dunkle massive Materialien absorbieren die Sonnenenergie und strahlen sie wieder ab. In heißen Sommern verstärkt das die Bildung von Hitzeinseln. Das  führt zu einem verstärkten Einsatz von mechanischen Klimaanlagen, die wiederum die Außenluft erwärmen und so zusätzlich zu einem weiteren Kühlbedarf in den Räumen beitragen. Begrünte Gebäudehüllen schirmen die Sonnenstrahlen von massiven Bauteilen ab und absorbieren die Sonnenenergie nicht als Wärme, sondern verwandeln in der Photosynthese Kohlendioxid zu Sauerstoff, kühlen die Außenluft durch die Verdunstung von Feuchtigkeit, dämpfen den Lärm und sorgen für Biodiversität als Lebensraum für Insekten und Vögel.

Von der Stadtverwaldung zum Bosco Verticale
Die Idee Klimaschutz mit Kunst zu verbinden ist nicht neu. 1982 hat der der Joseph Beuys, damals Professor an der Kunstakademie Düsseldorf,  mit seinem Projekt „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ auf der documenta 7 in Kassel als soziale Plastik 7000 Eichen pflanzen lassen. Die Vermeidung von Hitzeinseln ist jedoch am wichtigsten in den dicht bebauten Zentren der Metropolen, wo kein Platz für flächengreifende Anpflanzungen oder neue Parks vorhanden ist.  Als Folge platzierten die Architekten das Grün an den Fassaden. Beginnend mit den „Häusern im grünen Pelz“ von Gernot Minke in den 1980er Jahren über bepflanzte Wolkenkratzer in Singapur von Kean Yeang in den 1990er Jahren, bis zu den eingewachsenen Wohnungsbauten von Édouard François, den künstlerisch drapierten Pflanzteppichen von Patrick Blanc oder dem Bosco Verticale von Stefano Boeri.

Grünfassaden bauen ist nicht schwer, sie grün zu erhalten dagegen sehr
Viele der bisher realisierten Vertical Gardens zeigen jedoch schon nach kurzer Zeit einen hohen Wartungsbedarf. Pflanzen werden welk, bekommen zu viel oder zu wenig Sonne, vertragen den Wind nicht oder vertrocknen im Winter, weil der gefrorene Boden die Aufnahme von Flüssigkeit verhindert. Nicht selten stehen dann vor den grünen Schauschaufassaden an prominenter Stelle im Stadtbild Hubsteiger, von denen aus die Pflanzen in luftiger Höhe ausgetauscht werden müssen.

Wissenschaftliche Testreihen – von Klimaeffekten bis zur bedarfsgerechten Versorgung mit Nährstoffen
In wissenschaftlichen Testreihen hat der Phytotechnologe Karl-Heinz Strauch mit seinem Institut an der Beuth Hochschule Berlin ermittelt, welchen Effekt unterschiedliche Spezies auf das Mikroklima haben können. Über die Blattmasse der Versuchspflanzen konnte der Stoffwechsel und die Sauerstoffproduktion und Kühlleistung durch Verdunstung zumindest unter Laborbedingungen exakt bestimmt werden. Der positive ökologische Effekt der 8 km langen Hecken entspricht dem von 80 großen Laubbäumen.

Für den Kö-Bogen II hat sich die heimische Hainbuche als die geeignetste Spezies herausgestellt. Sie ist auch im urbanen Belastungsfeld sehr resilient. Im Winter benötigt sie kein Wasser, da sie dann im Gegensatz zu immergrünen Arten kein aktives Laub trägt. Die Blätter färben sich braun, bleiben aber am Spross. Sie fallen erst im Frühjahr ab, eine Woche später sprießen wieder die hellgrünen Triebe. Im Gegensatz zur allseits beliebten Tuja, mit ihrem hohen Anteil an ätherischen Ölen ist die Hainbuche nur schwer entflammbar, wie Brandversuche gezeigt haben.

Trotz aller sorgfältigen maßgeschneiderten Planung und Vorbereitung der Pflanzen muss die grüne Gebäudehülle wie jedes vegetationstechnische System regelmäßig von einer Fachfirma gewartet werden. Dazu sind zwischen den Hecken Laufstege angebracht und in den vertikalen Bereichen Befahranlagen.

Damit die spektakuläre Pflanzenhülle auch von der Schadowstraße aus sichtbar ist, kragen die linearen Pflanzkübel für die Hecken weit über die Traufe der 27 m hohe Schaufensterfassade der Einkaufsmeile aus.

Foto: © ingenhoven architects / HGEsch

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Foto: Stadtarchiv Düsseldorf

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