18.09.2017 Benno Schmitz

Benno Schmitz – ALMERE: VON DER GARTENSTADT ZUR GRÜNEN STADT

Almere; Foto: Benno Schmitz

Almere, die jüngste Stadt der Niederlande mit derzeit rund 200.000 Einwohnern, wurde in den 1970er Jahren in der Metropolregion Amsterdam direkt am Ijsselmeer auf dem Flevopolder gegründet. Der 44.000 Hektar große Polder wurde der früheren Zuderzee abgerungen – wegen zahlreicher Überschwemmungen wurde die Nordsee in den 1930er Jahren vom Inland getrennt. Almere war anfangs als Pendler- und Gartenstadt vor Amsterdam geplant, um den Bevölkerungsdruck der Großstadt zu entlasten. Mittlerweile ist sie die siebtgrößte Stadt der Niederlande und zählt zu den am schnellsten wachsenden Städten Europas.

Anfangs waren es nur ein paar Siedler, die sich auf dem trockengelegenen Polder niedergelassen haben. 1975 wurde mit Almere Haven der erste Stadtteil der Gartenstadt gegründet. Ein umfassendes Konzept zur Stadtplanung gab es nicht: Almere wurde partiell erweitert – die Vorbilder reichen von traditionellen niederländischen Städten bis hin zu amerikanischen Vorstädten. Mit der Gründung des Zentrums Almere Stad sollte der starken Zersiedlung entgegengewirkt werden. Der von hier weit entfernte Stadtteil Almere Buiten wurde in den 1980er Jahren durch diverse Bebauungen mit der Innenstadt verbunden.

Almere wächst organisch und mit eigener Dynamik, gleichzeitig ist die Stadt durch das schnelle Wachstum stark zersiedelt. Der Masterplan aus dem Jahr 1995 von OMA, der Almere ein einmaliges Aussehen verschaffen sollte, diente zum Imagewechsel vom Vorort zur eigenständigen Stadt, zur Wiederbelebung und zur Nachverdichtung des Stadtzentrums. Für die Bebauung in Almere sind Architekten und Architekturbüros wie David Chipperfield, SANAA, UN Studio, Claus en Kaan, William Alsop, Benthem Crouwel, Herman Hertzberger, OMA, Mecanoo und Gigon Guyer beauftragt worden.

Seit jeher ist Almere für neues Bauen offen. Seit den 1980er Jahren gab es drei Experimentierquartiere: De Realiteit, De Fantasie und De Eenvoud. In den Quartieren wurden Wettbewerbe ausgeschrieben, die Bauherren und Architekten durch geringe städtische Vorgaben die Verwirklichung innovativer Ideen ermöglichen sollten.

Clearing, Frank Görge & Carola Görge; Foto: Benno Schmitz

Conform, Robert de Kloe, Frans van Hoeken & Wim van Rijn; Foto: Benno Schmitz

De Korf; MADE Architects; Foto: Benno Schmitz

De Realiteit 11, Dick Bruijne; Foto: Benno Schmitz

Hardglas, Benthem Crouwel; Foto: Benno Schmitz

Ibis, Michel Koolen; Foto: Benno Schmitz

Mirror House, Johan Selbing & Anouk Vogel; Foto: Benno Schmitz

Rubber House, Arne Hansen & Nils Nolting; Foto: Benno Schmitz

Woning de Oogst Almere, Ontwerpstation Loppersum; Foto: Benno Schmitz

Im Stadtteil Almere Hout in Oosterwold, einem 4.300 Hektar großen Gebiet westlich der Innenstadt mit Platz für 15.000 neuen Wohnungen, soll der Begriff Stadt neu definiert werden. Das derzeit als Agrarlandschaft genutzte Gebiet wird seine geringere Dichte beibehalten und als Gegensatz zur Innenstadt funktionieren. Es gibt keinen Städtebauplan, der Stadtteil soll organisch wachsen. Die Stadtlandschaft wird – entgegen den in den Niederladen bisher üblichen Planungsprozessen – von den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner ausgehend entwickelt werden, die stark in den Prozess eingebunden werden sollen. Die Architekten setzen auf Partizipation, auf eine für die Bewohner liberale Selbstverwaltung und Verantwortung für ihren Stadtteil. In diesem Zusammenhang soll der Dialog unter den Bewohnern gestärkt werden. Da das Stadtgebiet nicht an das städtische Netz angeschlossen ist, müssen die Bewohner eigenständig entscheiden, wie die Ver- und Entsorgung, die Landwirtschaft oder das Bauen von Straßen und Wegen funktionieren wird. Die Ideen wurden in abgeschwächter Form schon in Almere umgesetzt, beispielsweise im Homeruskwartier in Almere Poort, in Noorderplassen-West, in Overgooi und in Nobelhorst, Almere Hout.

Bis zur Horticultural Expo im Jahr 2022 wird in Almere eine Erweiterung der Innenstadt nach Plänen des Architekturbüros MVRDV ausgeführt. Der zukunftsweisende Prototyp einer ökologischen grünen Stadt soll neben der Schaffung von Wohnraum auch weitere Nutzungen einer ganzheitlichen Stadt wie etwa die Energiegewinnung bis hin zu einer hocheffizienten ökologischen Nahrungsmittelproduktion beinhalten. Mit der Expo sollen die Besucher wieder auf die Probleme der wachsenden Weltbevölkerung aufmerksam gemacht und für Lösungen sensibilisiert werden.

Almere hat sich in den Niederlanden zum Hotspot für das partizipative und grüne Bauen entwickelt und versucht, einen Imagewechsel von einer Pendler- und Gartenstadt zur grünen Stadt zu erreichen. Ob die neue Bevölkerungsanzahl und das neue Image dabei helfen werden, nicht mehr nur als Vorort von Amsterdam bezeichnet zu werden, bleibt abzuwarten. In jedem Fall bietet Almere Bauherren und Architekten viele Gelegenheiten für neue und spannende Experimente.
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