14.06.2009

Die Architektur lernt schwimmen

Mit dem „IBA-Dock“ geht die Internationale Bauausstellung in Hamburg auf das Wasser: Das von Han Slawik entworfene Bauwerk bewegt sich mit der Tide auf und ab – und nutzt seinen schwimmenden Unterbau aus Beton als Kältequelle im Sommer und Wärmequelle im Winter.
Die bereits über 100-jährige Tradition der Internationalen Bauausstellungen in Deutschland wird derzeit in Hamburg um ein neues Kapitel erweitert: Auf der Elbinsel mit den Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel entstehen noch bis 2013 rund 40 Einzelprojekte wie Parks, Wohn- und Sportanlagen sowie ein Einkaufszentrum.
Zentraler Anlaufpunkt für die Besucher der Bauausstellung soll das „IBA-Dock“ im Norden der Insel werden. Nach Entwürfen des Hannoveraner Architekten Han Slawik soll binnen 10 Monaten ein schwimmendes Bauwerk errichtet werden, das äußerlich an gestapelte Container auf einem Überseefrachter erinnert.
Und im Übrigen auch ebenso funktioniert: Das Multifunktionsgebäude, von dem auch die Bewohner des Viertels profitieren sollen, ruht auf einem 50 Meter langen und 26 Meter breiten Beton-Ponton, der sich mit der Tide täglich um 3.5 Meter hebt und senkt. Die IBA-Veranstalter sehen im „Dock“ damit nicht zuletzt einen Prototypen für künftiges überschwemmungssicheres Bauen in Hochwassergebieten.

Abbildung: IMMOSOLAR

Die Aufbauten werden in Modulbauweise aus Stahl gefertigt. Dies spart Gewicht und ermöglicht es, einen Teil des Gebäudes für den Fall eines Transports abzunehmen, so dass das Bauwerk unter niedrigen Brücken passieren kann.
Neben Außenwänden mit 25 Zentimetern Wärmedämmung trägt vor allem ein intelligentes Klimatisierungssystem zur Energieeffizienz des schwimmenden Bauwerks bei. Die von dem Unternehmen Immosolar konzipierte Heizung, Warmwasserbereitung und Kühlung des Objekts wird komplett über erneuerbare Energien gedeckt.
Die wesentlichen Energieerzeuger sind Solarkollektoren (ca. 34 m2 Bruttokollektorfläche) und eine Sole/Wasser-Wärmepumpe (44 kW). Die Energiequelle für die Wärmepumpe ist der Stahlbeton-Ponton, in dem Bewehrungsmatten mit Wärmetauscherrohren als geschlossenes System verlegt werden.

Abbildung: IMMOSOLAR

Die Anlage wird durch ein Energie-Managementsystem als zentrale Steuerungs- und Hydraulikeinheit vervollständigt. Es sorgt dafür, dass alle Energieströme temperatur- und bedarfsabhängig verwertet werden. Solarenergie wird bei Bedarf sofort an die Verbraucher weitergeleitet oder zur späteren Nutzung zwischengespeichert. Dabei werden mehrere Speicher – Kombispeicher mit Durchflussprinzip (650 Liter), Pufferspeicher (1500 Liter), Kältespeicher (500 Liter) und geschlossenes Solesystem (ca. 2600 Liter) – je nach Priorität nacheinander be- oder entladen.
Die Solarkollektoren decken den größten Teil der Warmwasserbereitung und einen Teil der Heizungswärme. Darüber hinaus wird die Sonnenenergie mit Temperaturen unterhalb 30°C, welche nicht für Warmwasser und Heizung benutzt werden kann, dem geschlossenen Solesystem zugeführt und zwischengespeichert. Die gespeicherte Energie wird in der Heizperiode mittels der Wärmepumpe auf ein für Heizwecke nutzbares Temperaturniveau angehoben und den Heizflächen und Warmwasserbereitung zugeführt.

Abbildung: IMMOSOLAR

Während der Kühlperiode in den Sommermonaten wird mittels der Wärmepumpe das geschlossene Solesystem genutzt, um die Raumwärme in den Ponton abzuführen. Zur Wärme- und Kälteverteilung im Gebäude kommen Heiz- und Kühldecken zum Einsatz. Diese Flächensysteme arbeiten auf einem niedrigen Temperaturniveau von max. 35°C Vorlauftemperatur.

Abbildung: IMMOSOLAR

Zur Stromversorgung des Gebäudes wird eine 16,7 kWp-Photovoltaikanlage über der Dachterrasse installiert, die gleichzeitig als partielle Beschattung dient. Sie erzeugen einen Teil der elektrischen Hilfsenergie, die benötigt wird, um Kompressoren, Pumpen etc. zu betreiben. Diese Energie wird in das Netz der Stadt Hamburg eingespeist. Die Fertigstellung des IBA-Docks ist derzeit für das dritte Quartal 2009 geplant.
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