13.07.2020 Thomas Jakob

Die BAU wird stattfinden

Foto: Messe München

Detail: Velux, Schüco, Rockwool, Xella, Teckentrup: Diese und weitere Firmen haben ihre Teilnahme an der BAU 2021 abgesagt. Das muss sie doch beunruhigen.
Reinhard Pfeiffer: Natürlich ist es schade, dass diese Unternehmen im kommenden Jahr nicht mit dabei sind. Wir verzeichnen aber auch Neuzugänge und Wiederkehrer bzw. Unternehmen, die ihren Stand deutlich vergrößern. Wir hatten zum Beispiel noch nie eine so hohe Flächennachfrage von Ausstellern aus dem europäischen Ausland. Derzeit liegen wir hier 20% über dem Niveau zum vergleichbaren Zeitpunkt vor zwei Jahren. Neu gewonnen haben wir etwa den belgischen Marktführer im Bereich Bodenbeläge, Unilin/IVC group. Der polnische Marktführer im Bereich Fenster, die Firma Drutex, wird seine Fläche verdoppeln. Die Firma Steuler Fliesen wiederum ist zum ersten Mal seit 2011 wieder mit dabei. Insgesamt sind bislang 80% der Standfläche belegt, das entspricht dem Stand von vor zwei Jahren. Es gibt also keinen Grund zur Panik.

Warum dann die Kampagne „Wir sind dabei“?
Natürlich gibt es eine allgemeine Verunsicherung. Auf der anderen Seite ist die Bau für viele Unternehmen, der Start in die Post-Corona-Lockdown-Zeit sozusagen. Im Rahmen unserer Presse- und Medien Kampagne „Wir sind dabei!“ erläutern Aussteller aus allen Segmenten, warum für sie die BAU im Januar „ein Must“ ist. Für sie ist die Messe die Basis und der positive Anstoß für das Geschäftsjahr 2021.

Planen Sie die Standflächen insgesamt großzügiger, um einer eventuellen Beschränkung von Personen je Quadratmeter gerecht zu werden?
Das ist tatsächlich nicht notwendig. Schon auf Basis des aktuellen Schutz- und Hygienekonzeptes, das die Wiederaufnahme von Messen in Bayern ab dem 1. September ermöglicht, ist die gesamte Bruttofläche des genutzten Veranstaltungsgeländes die relevante Messegröße für die Besucherzahl. Die Bruttofläche bei einer BAU liegt über 300.000 m², das heißt wir könnten Stand jetzt pro Tag und bei Vorgabe von einer Person pro 10 m² schon 30.000 Besucher gemäß den Vorgaben passend abbilden. Wir gehen zudem davon aus, dass es bis zur BAU, genau wie in der Gastronomie und im Einzelhandel, zu Lockerungen kommen wird. Hier darf ich immer wieder betonen, dass es bis zur Messe hin noch ein halbes Jahr ist. Aktuell ist es nicht erforderlich, dass etwa Gänge verändert oder verbreitert werden müssten. Auch die Standbauten unserer Aussteller müssen nur insofern angepasst werden, dass dort vor allem beim Catering – vergleichbar zur Gastronomie – die Abstände und die Hygieneregeln passend eingehalten werden. Wir werden in den Hallen „Meeting Areas“ und „Meeting Points“ schaffen. Dort haben Aussteller dann zusätzliche, passende Möglichkeiten des Austauschs.

Maximale Besucherzahl, verbindliche Registrierung der Besucher mir klar geregelten Einlasszeiten, Laufwege, Mund-Nasen-Bedeckung, Standpartys. Was ist aus heutiger Sicht unabdingbar? Und womit können bzw. wollen Sie sich überhaupt nicht anfreunden?
Wie gesagt: Bei der Besucherfrequenz sind wir für die BAU 2021 schon jetzt gut aufgestellt. Für bestimmte Einlasszeiten verteilt etwa über den Vormittag oder feste Tickets für bestimmte Tage bereiten wir uns vor. Wir glauben aber, dass dies nicht nötig sein wird. Entscheidend ist das Thema der Registrierung der Besucher. Die BAU ist bereits seit 2015 eine sogenannte vollregistrierte Messe, das heißt, die Besucher mussten sich seitdem ohnedies mit ihren Daten vor Eintritt in die Messe entsprechend registrieren. Zur BAU 2019 lag der Prozentsatz der Online-Vorregistrierung bei über 85%. Diese Entwicklung werden wir zur BAU 2021 weiter fördern, um möglichst nahe an die 100% zu kommen. Wir werden zudem alle unsere Aussteller mit einer kostenlosen Scan-Technologie mit unserem sog. „Scan2Lead“ unterstützen. Zum Kontaktnachweis reicht dann ein einfacher Scan des Besuchertickets bei Eintritt auf den Stand und beim Verlassen des Standes nach dem Gespräch. Wände entlang der Gänge kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Das ist auch nicht erforderlich. Wir wollen eben trotz Corona den Charakter der BAU grundsätzlich weiterführen, und zwar auch wenn es im Januar noch Regelungen in Bezug auf Mund-Nasen-Bedeckung geben sollte. Bei einem weiteren positiven Verlauf des Infektionsgeschehens sind wir aber zuversichtlich, dass zum Beispiel auf den Messeständen die Maske – ähnlich wie in der Gastronomie – abgenommen werden kann. Die BAU 2021 wird sicherlich anders als eine BAU 2019 oder BAU 2017, aber ich bin mir sicher: Die Qualität und auch Quantität der Kontakte wird sehr gut sein. Es kann natürlich sein, dass wir und unsere Aussteller auf das ein oder andere lieb gewonnene Instrument verzichten werden müssen. Dazu gehören wahrscheinlich die Standpartys.

Beobachten Sie, was andere Messen machen und wie sich Präsenz- und digitale Formate ergänzen lassen? Die Expo Real hat da ja viele Ideen.
Die Expo Real ist tatsächlich ein gutes Beispiel, auf das wir aufbauen. Wir werden die BAU 2021 natürlich mit digitalen Formaten ergänzen. Begleitende digitale Formate bieten allen Beteiligten ein neues, noch besseres Messeerlebnis. Wesentliche digitale Eckpfeiler sind für die BAU 2021 dabei unsere sogenannten Connect App mit erweiterten Matchmaking, also Funktionen zur Verknüpfung zwischen Besucher, Ausstellern und Partnern. Livestreaming Möglichkeiten für Aussteller von der Messe, und was ich besonders wichtig finde: Wir bieten über unserer Retargeting-Technologie mit dem schönen Namen „trusted targeting“ für unsere Aussteller die Möglichkeit virtueller Konferenzen, Seminare und Produktpräsentationen, zu denen wir als BAU die passenden Teilnehmer einladen. Egal ob diese gerade auf der Messe sind oder nicht.

Wie passen Sie das Rahmenprogramm für Architekten an?
Neben unseren vier Leitthemen „Herausforderung Klimawandel“, „Digitale Transformation“, „Zukunft des Wohnens“ und „Ressourcen und Recycling“, alles Themen, die für Architekten sowieso spannend sind, haben wir für unser Rahmenprogramm das Sonderthema „Die Baubranche nach Corona – wie geht es weiter?“ aufgelegt. Richtig spannend für Architekten wird es dabei unter anderem im Forum „Zukunft des Bauens“ in Halle C2. Dort geht es darum, wie sich die Architektur durch Corona verändert.
 
Führen Sie Gespräche mit den Münchner Hotels über geänderte Stornierungsmöglichkeiten?
Das haben wir bereits getan und können Erfreuliches berichten: Die Munich Hotel Alliance hat jetzt Flexibilität bei den Stornobedingungen für die BAU 2021 geschaffen. Hierzu hat dieser Zusammenschluss der 27 führenden Hotels in München die Stornobedingungen für Messen- und Gruppenkontingente der BAU 2021 bereits angepasst: Bestehende direkte Gruppenbuchungen können im Falle einer Messeabsage bis zwei Monate vor der Messe kostenfrei storniert werden. Sofern die kostenfreie Stornierungsfrist bereits abgelaufen ist, sollten die Aussteller wegen Vertragsveränderungen mit dem jeweiligen Hotel besprechen.
Die Munich Hotel Alliance hat zudem zugesagt, dass sie sich beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband und der Dehoga dafür einsetzt, dass auch deren Mitglieder diese Regelung übernehmen. Hier sind wir zuversichtlich, dass diese beiden großen Hotelverbände der Empfehlung der Munich Hotel Alliance folgen und ihre Mitgliedshotels entsprechend überzeugen. In jedem Fall empfehlen wir unseren Ausstellern, dass sie sich mit dem jeweiligen Hotel in Verbindung setzen, da nur zwischen dem Aussteller und dem entsprechenden Hotel – und nicht mit der Messe München – ein Vertragsverhältnis besteht.
Wie Sie sehen, gibt es zur BAU 2021 trotz der Rückschläge sehr viele positive Nachrichten zu vermelden. Viele Aussteller spiegeln uns, dass sie sich sehr auf die Messe im Januar freuen und sich vor allem für die Branche einen positiven Impuls versprechen nach diesen herausfordernden Zeiten. Daher bin ich persönlich überzeugt davon, dass die BAU stattfinden wird.

Foto: Messe München

Foto: Messe München

Foto: Messe München

Foto: Messe München

Dr. Reinhard Pfeiffer, Foto: Messe München

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