Die Isar zwischen Müllerschem Volksbad und Luitpoldbrücke - John Höpfner*

Für mich ist der Bereich an der Isar zwischen Müllerschem Volksbad und Luitpoldbrücke ein für das übliche München-Bild unüblicher Ort: Oszillierend zwischen Zweckpragmatismus und 'Urban Void' lebt er einerseits vom Bezug zum Wasser und andererseits von der räumlichen Nähe zu besonderen Bauten und Anlagen wie dem Müllerschen Volksbad, dem Maximilianeum, dem Friedensengel oder der Wiedenmayerstraße.

Am Kabelsteg wird das besonders auffällig: Zwischen Kabelsteg, Wehrsteg und Ostufer liegt ein Raum, der von Kiesbänken und einer Leere oder Nichtgestaltung geprägt ist, die im Kontrast steht zu dem eleganten Kabelsteg, dem groben Technikgebäude am Wehr, dem Donnern des Wassers am Wehrsteg und dem Blick auf die Kirche St. Lukas. Je nach Wasserstand und Öffnungsgrad der Wehre ist dieser Flussraum zwischen Wehr, Ostufer und Kabelsteg mal unzugänglich und mal betretbar. Bewegt man sich dorthin, so befindet man sich in einer anderen Wahrnehmungszone. Man geht auf lockeren Kieselsteinen zwischen Wasserläufen und schaut von Zeit zu Zeit besorgt auf das Wehr mit den herunterrauschenden Wassermassen. Die Blickrichtung verläuft längs des Flusses, man sieht die schön gestalteten und konstruierten Brücken.

Dieser Ort zeigt nicht das gewohnte München – so nah am Wasser. Und dennoch steht er programmatisch für einen wesentlichen Teil der Münchner Stadtentwicklung. Erst das 'Bändigen' der Isar mit Isarkanal und robuster Flussuferverbauung am Westufer ermöglichte ein sicheres Bauen und Wohnen zwischen Altstadt (Isartor) und Isar mit den gründerzeitlichen Stadtteilen Gärtnerplatzviertel und Lehel. Andererseits wurde dadurch der nun nicht mehr gefährliche Fluss auch in der Stadtwahrnehmung unbedeutend. Erst seit kurzem ist man bemüht, Stadt und Fluss wieder als eine Einheit zu gestalten. Zur Person: John Höpfner ist Architekt. Haack & Höpfner Architekten. www.haackhoepfner-architekten.de