30.04.2009

Die Sonne schickt uns keine Rechnung

Es war noch nie so leicht wie heute, das ökologisch Vernünftige zu tun. Denn Öko rechnet sich. Die Mehrheit der Menschen in den reichen Ländern sind nicht plötzlich Ökologen geworden. Aber die meisten Menschen werden auf Ökoenergien und bessere Energieeffizienz-Technologien umsteigen, weil sie Geld sparen wollen. In Deutschland lassen immer mehr Hausbesitzer ihre Häuser besser dämmen, weil die sich daraus ergebende Energieeinsparung schon mittelfristig billiger ist als die alte Energieverschwendung. Es hat sich in Deutschland, Österreich und in der Schweiz herumgesprochen, dass Energie sparen Geld sparen heißt. Kosten senken und Klima schützen passen also sehr gut zusammen.
Das Potenzial erneuerbarer Energien
Einer unserer Nachbarn in Baden-Baden hat 16 Jahre lang über unsere beiden Solaranlagen für Strom und Wärme gelästert, jetzt steigt er selbst um. »Die alte Energie ist mir zu teuer geworden«, argumentiert er heute. Und Angela Merkel weiß: »Je länger man das Notwendige unterlässt, desto teurer wird es später, das Unvermeidliche zu tun« – und das gilt insbesondere beim Bauen. Klimaschutz kostet, das ist wahr – aber was kostet es, wenn wir das Klima nicht schützen? Kein Klimaschutz kostet die Zukunft, hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau schon vor Jahren ihren Kunden vorgerechnet.
Die Gesellschaften, die in den nächsten Jahrzehnten zu hundert Prozent auf erneuerbare Energien umsteigen, werden morgen an der Spitze der Weltwirtschaft stehen. Sie organisieren sich sonnige Aussichten für die Zukunft. Wer jedoch zu spät kommt, den bestraft das Leben. Es liegt an jedem und jeder von uns, sich bewusst für erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz zu entscheiden – jeder verfügt über die Freiheit des Handelns. Erneuerbare Energien bedeuten aber auch mehr Unabhängigkeit. Das wichtigste Potenzial sind jene Menschen, die mit dem natürlichen Potenzial der erneuerbaren Energien zusammenarbeiten.
Das Solarzeitalter bringt erstmals in der Geschichte die Lösung unserer Energieprobleme für alle Zeiten. Öl, Kohle, Gas und Uran werden allesamt bald zu Ende gehen. Im Gegensatz hierzu können wir Sonne, Wind, Bioenergie, Meeresenergie, Wasserkraft und Erdwärme noch in Milliarden von Jahren nutzen. Trotzdem unternehmen Politiker und Bevölkerung, Architekten und Planer bis jetzt in keinem Land der Welt genug, um die Klimakatastrophe zu verhindern. Wenn wir das endlich tun, dann entstehen Millionen von neuen Arbeitsplätzen, die solare Wertschöpfung verbleibt in den Regionen, das regionale Handwerk profitiert, regionale Kulturen und Identitäten werden gefördert, die demokratische Kontrolle über die künftige, dezentrale Energiebereitstellung wird endlich möglich, und die Lebensgrundlagen heutiger und künftiger Generationen werden geschützt.

Das Ölscheichtum Abu Dhabi gehört zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es verdankt seinen riesigen Reichtum zu 98% dem schwarzen Gold. Aber ausgerechnet hier soll 2009 die erste solare Industriestadt der Welt gebaut werden, Masdar. 47.500 Menschen und 1500 Firmen werden im Ölscheichtum zu hundert Prozent mit erneuerbarer Energie leben und arbeiten. Der Leiter des Projekts, Sultan Al Jaber, ist sich sicher: »Eines Tages werden alle Städte so gebaut sein wie Masdar.« Stadtplaner von Masdar ist der bekannte englische Architekt Norman Foster, der sowohl den Reichstag in Berlin zu 95% mit erneuerbarer Energie versorgt als auch das Energiesparhochhaus der Commerzbank in Frankfurt geplant hat. Foster: »Solararchitektur ist keine Modeerscheinung, sondern die Überlebensfrage der Menschheit.« Das deutsche Solarunternehmen Conergy baut das solare Großkraftwerk für die Sonnenstadt. Kann Masdar tatsächlich überall werden?

Sogar der Chef des größten europäischen Energiekonzerns, Wulf Bernotat, enthüllte eine kleine Sensation, als er verriet, dass sein neu gebautes Haus mit Wärmepumpe und Solarzellen ausgestattet sei und er damit 80% der bisherigen Stromkosten einspare. Privat also nutzt der E.ON-Chef bereits die Sonne und ihre Kostenvorteile, während er seinen Kunden noch immer überwiegend die alte und immer teurer werdende Energie verkauft. Während der E.ON-Chef gelernt hat, dass ihm die Sonne nie eine Rechnung schickt, kündigt er seinen Kunden auch in Zukunft steigende Preise für Strom und Gas an.

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Der solare Reichtum – Wohlstand für alle
Unsere Erde verdankt ihren Reichtum der Sonne. Die Sonne schickt uns jede Sekunde 15.000-mal mehr Energie, als zurzeit alle 6,7 Milliarden Menschen verbrauchen. Aber wir nutzen diesen natürlichen Reichtum viel zu wenig, weil er uns nicht bewusst ist. Wir liegen noch in den Ketten der alten atomar-fossilen Energiewirtschaft gefangen. Und dieser Zustand der Gefangenschaft bedeutet Kriege, Umweltzerstörung, Ausbeutung, Armut für viele und Wirtschaftsvernichtung für alle. Um unseren heutigen Energiebedarf zu decken, holen wir Öl aus Arabien, Gas aus Sibirien und Uran aus Australien. Aber die umweltfreundliche, preisgünstige heimische Energie aus Sonne, Wind, Biomasse, Wasserkraft und Erdwärme nutzen wir bisher nur zu wenigen Prozenten. Wir leisten uns damit »das größte Marktversagen der Menschheitsgeschichte«, wie der frühere Chefvolkswirt der Weltbank, Sir Niclas Stern, unsere heutige aberwitzige Energiepolitik nennt.

Schon allein deshalb gilt: Die Zukunft gehört der Sonne, die noch einige Milliarden Jahre lang scheinen wird – kostenlos, umweltfreundlich und auch ganz ohne Kriege. Ohne Sonne kann kein Leben existieren. Dennoch verbrennen wir heute an einem Tag noch immer so viel Kohle, Gas und Öl, wie sie in der Natur in 500.000 Tagen entstanden sind. Erst wenn wir uns dieses Wahnsinns bewusst werden, werden wir uns auf den Weg ins Solarzeitalter begeben. Nur eine solare Weltwirtschaft wird ernsthaft damit beginnen, im großen Stil auf die unendlich vorhandenen und nicht zuletzt allen Menschen zur Verfügung stehenden solaren Energieträger umzusteigen. Das Ziel des solaren Zeitalters und einer solaren Weltwirtschaft könnte heißen: Bürger zur Sonne, zur Freiheit! Und damit zum Frieden in einer gerechteren Welt. Wer mit der Sonne baut, der leistet auch einen Beitrag zum Frieden.
Solare Architektur im Zeichen der Energiewende
Die Technologien für den hundertprozentigen Umstieg sind bereits entwickelt – auch und gerade in Deutschland. Der Solararchitekt Rolf Disch beispielsweise hat in Freiburg 60 Häuser gebaut, deren Solardächer dreimal so viel Strom produzieren, wie die Bewohner verbrauchen. Künftig werden wir mit unseren Hausdächern Geld verdienen und die Umwelt schützen können. Ein doppelter Gewinn. O sole mio!

Die solare Weltwirtschaft und eine ästhetische solare Architektur werden das kreative Potenzial der Menschheit neu herausfordern: Es entstehen Millionen von neuen Trägern und Förderern der solaren Energiewende im Mittelstand, im Handwerk, bei den Bauern, bei den Hausbesitzern, bei Architekten, auf der ganzen Welt. Es gibt keine Gesellschaft, keine Region und kein Land, das nicht zu hundert Prozent auf erneuerbare Energien umsteigen könnte. Die Sonne scheint schließlich für alle. Das heißt: Klimaschutz ist möglich. Noch gibt es einen Fluchtweg aus dem Treibhaus. Im Jahr 2007 hat die Branche der erneuerbaren Energien weltweit erstmals über 100 Milliarden US-Dollar umgesetzt – schon 2012 könnten es 800 Milliarden sein. Das solare Zeitalter beginnt. Und Architekten werden lernen, wo Süden ist, und mit der Sonne bauen. Wer sein Haus nach Süden öffnet und nach Norden dicht macht, spart schon dadurch die Hälfte der Heizenergie. Worauf warten wir eigentlich?
Franz Alt ist Journalist und Buchautor, schreibt Gastkommentare und Hintergrundberichte für Zeitungen und Magazine und hält weltweit Vorträge über erneuerbare Energien und das Solarzeitalter. Für sein Engagement wurde er mit zahlreichen Umwelt- und Solarpreisen ausgezeichnet.


www.sonnenseite.com

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