03.06.2013 gfx3@detail.de

Familientreffen in Mailand

Möbelmesse in Mailand – wie jedes Jahr im April dreht sich eine Woche lang alles um Design- und Interiortrends der kommenden Saison. Nicht nur auf dem eigentlichen Messegelände, sondern in der ganzen Stadt gibt es während des Salone wohl kaum ein anderes Thema. Jeder, der in der Szene etwas auf sich hält, ist dabei – vom Platzhirsch bis zum Newcomer. Einer der Big Player auf dem italienischen wie internationalen Markt ist B&B Italia. Dem Zeitgeist immer einen Schritt voraus und doch stets mit der Traditon und dem Spirit des Unternehmens verbunden, machen Produkte wie »Lombrico«, »Up«, »Le Bambole«, »Sity«, »Grande Papilio« oder »Canasta« seit den späten 1960er Jahren den anhaltenden Erfolg der Marke aus. Es sind dabei aber nicht nur die Namen der renommierten Designer wie Antonio Citterio, Naoto Fukasawa oder Patricia Urquiola, welche für die Qualiät der Entwürfe stehen, sondern auch die Innovationskraft des Unternehmens selbst. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch die Jahrzehnte und die gesamte Wertschöpfungskette – von der Entwicklung über die Produktion bis hin zur Vermarktung.

Vorreiter des Ganzen war Piero Ambrogio Busnelli. 1966 gründete er gemeinsam mit Cesare Cassina das Label C&B. Gegenüber der klassischen, handwerklichen Produktion von Cassina bildete bei C&B die industrielle Produktion mit Stahlrahmen und geschäumtem Polyurethan (Abb. 1) die Basis für die neuartigen Entwürfe. Das Sofa »Coronado« (Abb. 2), entworfen von Afra und Tobia Scarpa, und die modulare Sitzbank »Lombrico« von Marco Zanuso gehören zu den Glanzstücken dieser frühen Ära.

Abb. 1

Abb. 2

Die Idee, außergewöhnliche Formgebung mit technologischer Innovation zu verbinden, ist von Anfang an stilprägend. Mit einem hausinternen Forschungs- und Entwicklungszentrum gehört dieser Aspekt auch heute noch zu den Hauptmerkmalen der strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Ein schönes Beispiel aus der Anfangszeit ist die 1969 mit Gaetano Pesce entwickelte Serie «Up (Abb. 3). Nach dem Prinzip eines Schwamms, der sich auf ein Minium seines Volumens zusammendrücken lässt, wurden die Möbelstücke vacuumiert in flachen Schachteln ausgeliefert. Sobald man diese öffnete, entfalteten die Möbel ihre einzigartige Form und ihr gesamtes Volumen. Doch nicht nur die Designs und technologische Entwicklungen sorgten für Aufsehen, auch die damaligen Werbekampagnen wie die provokanten Oben-ohne-Fotos des Models Donna Jordan von Oliviero Toscani für den Sessel »Le Bambole« trugen zur Bekanntheit und letztendlich auch zur Trennung von Cassina und der Gründung von B&B Italia 1973 bei.

Beim Bau seines neuen Firmensitzes in Novedrate in der Nähe von Mailand erwies sich das Gespür Busnellis für Erfolgskonzepte ebenfalls als richtig. Nicht nur er ließ sich von den experimentellen Ideen der jungen Architekten Renzo Piano und Richard Rogers anstecken – nur wenige Jahre später erreichten diese 1977 mit dem Bau des Centre Pompidou internationales Ansehen.

Mit dem Schranksysteme »Sisamo« von Studio Kairos und dem ersten modularen Sofakonzept »Sity« von Antonio Citterio setzte sich der Erfolg in den 1980er und -90er Jahren fort. Insbesondere die geradlinigen Entwürfe von Citterio prägten den Zeitgeist dieser Epoche und gehören bis heute zu den Highlights. Doch auch die organische Formensprache der frühen Jahre kehrt ab 2003 zurück ins Portfolio von B&B Italia. Der Loungechair »Mart«, ebenfalls von Citterio, die Bank »Moon System« von Zaha Hadid oder die Entwicklung von »Grande Papilio« mit Naoto Fukasawa (Abb. 4) stehen exemplarisch für diese Entwicklung. Die Zusammenarbeit mit Patricia Urquiola führt 2007 zudem zur Präsentation einer ersten Outdoor-Kollektion, die gekonnt ethnologische Motive mit ins Spiel bringt und damit einen weiteren Trend vorwegnimmt (Abb. 5).

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 5

Zurück in Mailand 2013 treffen wir viele Mitglieder der B&B-Familie im neuen Outfit der aktuellen Saison wieder. So präsentiert sich beispielsweise Papilio für diesen Sommer in einer leichteren Outdoor-Variante aus anthrazitfarbenem gewebtem Polyurethan, und auch ein Bett ist zur Papilio-Serie hinzugekommen. Ebenso hat Patricia Urquiolas ihre Idee für »Husk« in einen neuen Entwurf für ein Bett umgewandelt. Zuwachs haben die Produktfamilien auch bekommen: das Ensemble »Hive« von Atelier Oï stellt eine ungewöhnliche und originelle Lösung dar, wie Sitz- und Ablagemöglichkeiten im Wohn­berich miteinander kombiniert und flexibel genutzt werden können. Wie Blütenblätter fügen sich die sechseckigen Ottomanen um die niedrigen Metalltische. Die geflochtenen Bezüge aus Lederresten spielen zudem gekonnt und stylisch mit dem zeitgemäßen Thema des Recyclings.

www.bebitalia.com

Abb. 6

Abb. 7

Abb. 8

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