25.01.2011

Flächennutzung klug bewerten

Architektur verbraucht Flächen. Das gilt sowohl direkt (in Form von Baugrundstücken, die versiegelt werden) als auch indirekt (durch Ressourcenabbau zur Herstellung von Bauprodukten). Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik hat nun ein digitales Tool entwickelt, mit dem sich die Flächennutzung durch industrielle Prozesse bewerten lässt.
Land- und Forstwirtschaft, aber auch der Bergbau sind nur einige Beispiele, bei denen der Mensch massiv in die Natur eingreift. Welche Auswirkungen ergeben sich beim Abbau von Rohstoffen auf das Ökosystem? Wie verändert sich die Bodenbeschaffenheit oder gar das Klima? Und wie wirkt sich das wiederum auf den Menschen aus? Das Forschungsfeld der Ökobilanzierung (LCA – Life Cycle Assessment) ist eine Möglichkeit, die Umweltwirkungen von Gebäuden, Produkten und Dienstleistungen entlang des gesamten Lebensweges abzubilden. Speziell für die Analyse von Prozessen in Bezug auf die Flächennutzung hat das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP das »Land Use Indicator Calculation Tool« (LANCA) entwickelt und ein Methodenbuch dazu veröffentlicht.

In vielen Arbeitsbereichen ist es wichtig, nicht nur die Umweltauswirkungen der Prozesse an sich zu ermitteln, sondern auch deren Umweltwirkungen auf die genutzten Flächen. »In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage für entsprechende Methoden und Werkzeugen stark gestiegen und wir haben mit LANCA darauf reagiert«, resümiert Prof. Dr. Klaus Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer IBP.

Für die Entwicklung des Tools wurden fünf Indikatoren, die eng mit den zugrunde liegendem Ökosystemen verknüpft sind, definiert: der Erosionswiderstand des Bodens, physikochemische Filterung (die Fähigkeit des Bodens, gelöste Substanzen zu absorbieren und so Umweltschäden entgegenzuwirken), mechanische Filterung, die Grundwasserneubildung sowie die biotische Produktionsfähigkeit des Bodens. Darauf basierend, berechneten die Forscher mithilfe des »Land Use Indicator Calculation Tool« (LANCA) die entsprechenden Indikatorwerte für verschiedene industrielle und landwirtschaftliche Prozesse und integrierten diese in die bereits bestehende GaBi 4-Software sowie deren Datenbanksystem (Ganzheitliche Bilanzierung). Die Methodenbeschreibung, die diesen Berechnungen zu Grunde liegt, haben die Wissenschaftler kürzlich im Rahmen des Symposiums »sustainability 2.0 – from green to blue« vorgestellt und in dem Buch »LANCA – Land Use Indicator Value Calculation in Life Cycle Assessment“ veröffentlicht.

Mit LANCA können standortspezifische Auswirkungen verschiedener Flächennutzungsarten quantifiziert, bewertet und miteinander verglichen werden. Die Generierung vn LANCA-Daten kann sowohl länder- als auch standortspezifisch erfolgen. Das LANCA-Tool soll kontinuierlich weiter entwickelt werden. Dabei werden Ergebnisse und Indikatorwerte, die gewonnen werden, laufend in die GaBi-Datenbank eingepflegt.

Hintergrundinformation
Die Ökobilanz (LCA) ist ein Teil der Ganzheitlichen Bilanzierung und umfasst eine systematische Analyse der Umweltwirkungen von Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen während des gesamten Lebensweges. Dazu gehören sämtliche Umweltwirkungen während der Produktion, der Nutzungsphase und der Entsorgung sowie alle damit verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozesse wie beispielsweise die Herstellung der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe. Die Methode der Ökobilanz kann als Werkzeug für umweltorientierte Entscheidungen herangezogen werden. Angewendet wird sie, um Produkte zu entwickeln und zu verbessern. Außerdem wird die Methode im Rahmen strategischer Planung, bei politischen Entscheidungsprozessen und im Marketing angewendet. Die Ökobilanz ist in DIN ISO 14040 und DIN ISO 14044 standardisiert.
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