09.10.2011

Future Building Trends - Evolution von Raumstrukturen

5. Bewohnbare Infrastrukturen Mobilität als treibende Kraft ist ebenfalls für den nächsten sich bereits abzeichnenden Trend verantwortlich: Bewohnbare Infrastrukturen, wie zum Beispiel die Living Bridge, auch Wohnbrücke genannt. Dieser Typus war im Mittelalter besonders in Paris verbreitet, aber auch London ist für seine alte London Bridge bekannt. In Hamburg sollte die Living Bridge von BRT als Bindeglied zwischen der neuen Hamburger HafenCity und den angrenzenden Quartieren fungieren. Trotz ihrer Vorzüge sind Wohnbrücken nicht unumstritten und aufgrund der unklaren Gesetzeslage zum Thema Grundstück und Immobilie schlecht zu vermarkten. Ein weiteres infrastrukturelles Bauwerk ist The Circle von Riken Yamamoto & Field Shop. Dieses Bauwerk soll auf einem großen, viel befahrenen Kreisverkehr vor dem Züricher Flughafen entstehen und eine Grenze zwischen Verkehr auf der einen Seite und Park auf der anderen Seite erzeugen. Hierfür wurde die zum Verkehr angrenzende Fassade geschlossen gehalten, während sich die gesamte Gebäudestruktur nach innen zur Parkanlage hin auflöst. (BS)

Photo: Ann-Kathrin Eberhard

Photo: Ann-Kathrin Eberhard

FUCON Trendcluster: Tragwerk als Exoskelett, kernfreie Erschließung, neutrale Raumstrukturen (White Space), Mobilität als Designtreiber und bewohnbare Infrastrukturen Die Studie "Future Building Trends" des Fraunhofer IAO gibt eine Übersicht über aktuelle Entwicklungen, Schwerpunkte und Trends im Rahmen des Forschungsprojekts FUCON Bauen im Jahr 2020. Eines der erforschten Trendcluster sind die evolutionären Entwicklungen von Raumstrukturen. In der heutigen sich ständig verändernden Welt müssen sich vor allem Architekten und Planer mit der Frage beschäftigen, wie sie auf zukünftige Anforderungen reagieren, ihre Gebäude möglichst flexibel und zugleich höchst effizient gestalten. Dies hat gestalterische und technische Auswirkungen auf die Architektur.
1. Tragwerk als Exoskelett Eine Methode, die schon länger Anwendung findet, ist die des Exoskeletts, hier werden sämtliche anfallende Lasten über Kerne und die äußere Trag- und Stützstruktur abgeleitet. Durch die Abtragung der Lasten über die Hülle bleiben die Innenräume praktisch stützenfrei, sodass diese je nach Nutzungsanforderung flexibel gestaltet werden können. Die Nutzung eines Exoskeletts kann, wenn es gewünscht ist, erheblichen Einfluss auf die äußere Gestalt eines Gebäudes nehmen. So geschehen beispielsweise beim O-14 Tower in Dubai von RUR Architecture. Der Turm verfügt über ein 40 cm starkes Exoskelett, welches einen Meter vor der innen liegenden, eigentlichen Gebäudehülle platziert wurde. Das Exoskelett dient als Vorhang und Sonnenschutz. Der Zwischenraum als klimatischer Kamin.

Foto: Hersteller

2. Kernfreie Erschließung Einen anderen Weg beschreibt die so genannte kernfreie Erschließung. Bei dieser Art der Planung werden vorzugsweise Rampen, Spiralen und Split-Level eingebaut und dienen als raumbildende Elemente. Mit deren Hilfe soll ein intuitives Erschließungssystem mit einer intelligenten Raumordnung gewonnen werden und somit Flächen eingespart, bzw. besser genutzt werden. Traditionelle Erschließungsflure und Zellenstrukturen werden unnötig, lediglich Fluchtwege müssen eingehalten werden. Die niederländische Botschaft von Rem Koolhaas in Berlin ist ein gebautes Beispiel. Über zehn Stockwerke schlängelt sich eine innere Wegeführung, die sich mal als Treppe, mal als Rampe darstellt. Ein weiteres Projekt stellt der Wettbewerbsentwurf von LAVA für die HfT-Stuttgart dar. Bei diesem Projekt entwickelten sich die Räume über einen generativen Prozess, dies führte zu einer optimierten Raumanordnung und einer dafür angepassten Erschließung.

Foto: Glen Dimplex Thermal Solutions

Foto: Glen Dimplex Thermal Solutions

Photo: Glen Dimplex Thermal Solutions

Photo: Glen Dimplex Thermal Solutions

3. Neutrale Raumstrukturen (White Spaces) Architekturen müssen sich immer mehr auf unterschiedliche Nutzungsszenarien einstellen und durch Vermeidung von geschlossenen Strukturen hohe Flexibilität anbieten. Hierzu müssen neutrale Flächen für unterschiedliche Nutzungsszenarien, so genannte "White Spaces", generiert werden. Es wird vor allem Wert auf eine hohe Nutzungsvarianz und flexible Raumstrukturen gelegt. Ein Beispiel hierfür ist der Neubau der Cité du Design im französischen Saint-Étienne von LIN Architects. Das Gebäude zeichnet sich durch einen eingeschossigen Baukörper aus, in welchem sich die wichtigen Funktionen wie Ausstellungsräume, Bibliothek und Amphitheater befinden. Das Gebäude kommt gänzlich ohne zusätzliche Erschließungsflächen aus. Ebenso das Rolex Learning Center in Lausanne von SANAA. Der eingeschossige Bau wird lediglich durch Innenhöfe und unterschiedliche Fußbodenniveaus, Plateaus und Rampen zoniert.

Foto: WindowMaster GmbH

Foto: WindowMaster GmbH

Photo: WindowMaster GmbH

Photo: WindowMaster GmbH

4. Mobilität als Designtreiber Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts, mit einem steigenden Aufgebot an motorisiertem Individualverkehr, wurden viele Städte zu autogerechten Städten ausgebaut. Dies hatte zur Folge, dass jeder Verkehrsträger seine eigenen Verkehrsflächen bekam. Heute ist jedoch klar, dass eine solche strikte Trennung zu einer Vielzahl von Problemen im städtischen Kontext führen kann. Es wird versucht, verschiedene Verkehrsträger in so genannten Shared-Space Konzepten wieder vermehrt zu vereinen. Diese Entwicklung wird den städtischen Verkehr grundlegend verändern. Elektromobile werden den motorisierten Individualverkehr ersetzen, zu einer reduzierten Lärm- und Abgasemission führen und zu einem Raumgewinn beitragen. Langfristig wird sich die Lebensqualität in den Städten verbessern. Diese neuartige Verschmelzung von Lebens- und Verkehrsräumen wird heute schon in Einzelprojekten realisiert und erprobt. So verbindet das 2010 in Miami fertiggestellte und von Herzog & de Meuron geplante Gebäude 1111 Lincoln Road gastronomische sowie gewerbliche Nutzungen mit denen eines Parkhauses. Parkebenen, Wohnflächen, Gewerbe- und Restaurantebenen wechseln sich ab.

© Foto: GHM

© Foto: GHM

IFH/Intherm Nürnberg 2018 © photo: GHM

IFH/Intherm Nürnberg 2018 © photo: GHM

Weitere Informationen finden Sie hier Bildrechte:
 1. O-14 Tower, Torsten Seidel; 2.Wettbewerbsentwurf HfT-Stuttgart, Laboratory for Visionary Architecture (LAVA); 3. Cité du Design, Christian Richters; 4. 1111 Lincoln Road, Iwan Baan; 5. Living Bridge, BRT Architekten (Bothe Richter Teherani); zur Verfügung gestellt von Fraunhofer IAO, Stuttgart
https://detail-cdn.s3.eu-central-1.amazonaws.com/media/catalog/product/R/T/RTEmagicC_FUCON_Trendcluster_Raumstrukturen.jpg.jpg?width=437&height=582&store=de_de&image-type=image
Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein, um einen Link zum Zurücksetzen Ihres Passworts zu erhalten.
Pflichtfelder
oder
Copyright © 2024 DETAIL. Alle Rechte vorbehalten.