31.08.2012 Linder@detail.de

Gebäude minimalinvasiv sanieren

Wenn Wohngebäude energetisch saniert werden müssen, ist das oft mit langwierigen Baumaßnahmen verbunden. Nun haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik ein vorgefertigtes, multifunktionales Fensterelementen entwickelt, das Montagezeiten verkürzen und Störungen für die Gebäudebewohner minimieren soll.
Chirurgen führen Operationen im Bauchraum immer häufiger minimalinvasiv durch. Diese Methode strapaziert den Körper weniger als konventionelle OPs. Auch für Architekten und Bauträger empfiehlt sich diese Vorgehensweise grundsätzlich – wenn denn die notwendigen Bauelemente und –komponenten vorliegen, die sie ermöglichen. Jetzt haben Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Kassel im Projekt »Prefab« multifunktionale Fensterelemente entwickelt, die künftig klassische, langwierige und damit für Bewohner lästige Renovierungsmethoden ersetzen sollen. »Prefab« wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert. Das Element besteht neben Fenster und Fensterzarge aus einer Technikbox und einem Dämmstoffrand, der beispielsweise als Wärmedämmverbundsystem aus Polystyrol gefertigt sein kann. Dieses selbsttragende Modul wird von außen in die alte Fensterlücke geschoben und überdämmt die alte Fassade im Fensterbereich. Alternativ zum Wärmedämmverbundsystem können Architekten auch eine Holzrahmenkonstruktion mit mineralischen Dämmstoffen wie Glas- oder Steinwolle verwenden.

Foto: Fraunhofer IBP

Die herausnehmbare Technikbox befindet sich unter der Fensterbank. In die Box lassen sich Komponenten wie Wärmetauscher, dezentrale Heizungsmikropumpen und Lüftungsfilter einbauen, aber auch Stromanschlüsse, Lüftungskanäle oder Internetkabel. Stromleitungen und Wasserrohre werden unter dem Dämmstoff über die Fassade erschlossen und über Einlässe durch die Technikbox ins Haus geführt. Zahlreiche Arbeiten im Gebäude wie das Verlegen von Rohren und Leitungen entfallen auf diese Weise. Der Fensterbauer liefert die Elemente inklusive Technikbox vorgefertigt an, dadurch beschleunigt sich der Installationsprozess am Gebäude deutlich, so das Fraunhofer-Institut. Ein weiterer Vorteil: Da man die Fensterbank öffnen könne, ließen sich sämtliche Komponenten einfach warten, nachrüsten oder austauschen, etwa wenn eine Reparatur erforderlich ist.

Foto: Fraunhofer IBP

»Indem wir Wärmetauscher und Lüftungstechnik in das Sanierungssystem integrieren, reduzieren wir Wärmeverluste durch die Gebäudehülle und die Lüftung. Außerdem werden durch die gute Verarbeitung des Systems Luftundichtigkeiten und Wärmebrücken vermieden, das heißt, die Wärme kann nicht nach außen entweichen. Alles in allem senken wir den Energieverbrauch«, resümiert Projektleiter Michael Krause. »Da die Dämmelemente mit einer Tragstruktur kommen, sind sie so stabil, dass es denkbar ist, sie mit Solarkollektoren und Potovoltaikmodulen zu bestücken.«
Das vorgefertigte, multifunktionale Fensterelement gibt es bereits als Demonstrator. Hergestellt wurde es von dem Kasseler Industriepartner Walter Fenster + Türen. Im nächsten Schritt wollen Krause und seine Kollegen das Fassadenelement in einem sanierungsbedürftigen Wohngebäude im realen Einsatz testen: »Prinzipiell ist es in vielen Bestandsbauten einsetzbar, wir haben vor allem die Mehrfamilienhäuser der Wiederaufbaujahre im Visier.«

Foto: Fraunhofer IBP

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