Gestrandetes Ovoid: Tij Bird Hide von RAU Architecten und RO&AD Architecten
Foto: Katja Effting
Tij ist ein Wortspiel aus den niederländischen Wörtern »Gezeiten« und »Ei«, deren Aussprache sehr ähnlich klingt. Beide Begriffe sind maßgeblich für den Entwurf: So wird die von einem Ei abgeleitete ovoide Gesamtform zeitweise von Flutwasser unterspült.
Materialkonzept
Durch den Einfluss der Gezeiten mussten ausgewählte Materialien verwendet werden: Im bodennahen Bereich besteht die Konstruktion aus acetyliertem Holz, dessen chemische Beschichtung vor Feuchtigkeit und Schimmelpilzen schützt. Weiter oben entfällt diese spezielle Behandlung: Hier kommt unbehandeltes Kiefernholz zum Einsatz. Eine Dacheindeckung aus regionalem Reet umhüllt die Form und endet knapp über dem maximal erwarteten Wasserpegel.
Atmosphäre im Innenraum
Vom Innenraum aus ist die hölzerne Tragstruktur offen sichtbar. Die 402 vorfabrizierten Elemente wirken zusammengefügt wie ein gewebtes Nest. An einigen Stellen hat die Reetdeckung Lücken, damit Licht ins Innere dringen kann. Besonders zwei Öffnungen stechen sofort ins Auge: An den beiden Enden der Grundform läuft die Verästelung der Holzkonstruktion zusammen und lenkt den Blick auf die kreisrunden Löcher.
Es entsteht ein atmosphärischer Zusammenklang von natürlichen Baustoffen sowie Licht und Schatten.
Einbindung ins Ökosystem
Mit dem Natuschutzgebiet Scheelhoek als Standort war ein sensibler Umgang mit dem umliegenden Ökosystem von großer Wichtigkeit. Besucher betreten das Tij daher über einen Pfad, der kurz vor dem Gebäude unter die Erde führt. Gucklöcher ermöglichen flüchtige Blicke auf Wattmöwen und Seeschwalben, die so ungestört brüten können.
Das Tij kann aufgrund seines modularen Aufbaus, der Materialwahl und der Fügetechniken komplett demontiert werden. Danach besteht die Möglichkeit, es wiederaufzubauen oder zu recyceln. In jedem Fall verbleibt das Projekt ohne nachteilige Effekte auf die Umwelt.
Weitere Informationen:
Design: RAU Architecten, RO&AD Architecten
Bauingenieur: Breed ID, Aalto University Finnland, Geometria
Landschaftsarchitektur: H+N+S Landschaftsarchitektur
Reetdach: Elg Rietdekkers, Schoonebeek