29.06.2012 popp@detail.de

MACHEN! Die deutschen Gewinner der Holcim Awards 2011/2012

Die Architekturgalerie Aedes widmet den deutschen Gewinnern der Holcim Awards 2011/2012 eine Ausstellung in Berlin. Unter dem Titel "Machen!" werden die prämierten Projekte durch Modelle, Materialproben und Prototypen vorgestellt - eine Ausstellung zum "Anfassen".
Ort: Aedes Am Pfefferberg, Christinenstraße 18-19, D-10119 Berlin
Dauer: 13. Juli - 30. August 2012 Die Holcim Foundation for Sustainable Construction zeichnet nachhaltige Projekte aus, die ökologische Ansätze mit sozialen, ökonomischen und ästhetischen Kriterien vereinen. In einem zweistufigen Wettbewerb werden zunächst fünf regionale und ein globaler Preis vergeben. Dass sich unter den Finalisten auch sechs deutsche Teilnehmer befanden, gab den Anstoß, den folgenden Projekten eine eigene Ausstellung in Berlin zu widmen:
- Collège de Gando, Burkina Faso von Kéré Architecture
- Flussbad in Berlin von realities:united
- Schulungszentrum für Nachhaltigkeit in Marrakesch, Marokko von
Heringer Rauch Nägele Waibel Naji
- Lehmschule in Tipu Sultan Merkez in Jar Maulw, Pakistan von Ziegert Roswag Seiler
- Smart Material House in Hamburg von Barkow Leibinger
- Sitra Headquarters in Helsinki, Finnland von Sauerbruch Hutton

Foto: Courtesy Holcim Foundation

Die von Ilka und Andreas Ruby kuratierte Ausstellung trägt den Titel "Machen!". Schließlich handelt es sich bei den ausgezeichneten Projekten um Ideen, die erst noch umgesetzt werden müssen. Die Holcim Awards tragen einen weiteren Schub zur Realisierung bei – einerseits durch die öffentliche Präsenz der Projekte, andererseits mithilfe eines Preisgelds von insgesamt zwei Millionen US-Dollar, das von den Architekten zur Weiterentwicklung ihrer innovativen Projekte eingesetzt werden kann. Charakteristisch für alle sechs vorgestellten Projekte ist, dass sie Nachhaltigkeit aus einem gestalterisch-konzeptionellen Ansatz entwickeln. Die Ausstellung stellt nicht nur die sechs prämierten Entwürfe vor, sondern versucht deren Entwicklungsprozess zu begleiten. Die Panels geben den Stand der Wettbewerbsabgabe wieder. Sie sind nicht aufgehängt, um mit Abstand betrachtet zu werden. Stattdessen ist der Ausstellungsbesucher eingeladen, die eingereichten Wettbewerbspläne auf den Tischen der Galerie auszubreiten und je nach Interesse durch das detaillierte Publikationsmaterial zu blättern.

Foto: Courtesy Holcim Foundation

Anhand von Modellen, Konstruktions- und Materialstudien, sowie Prototypen im Maßstab 1:1 zeigt die Ausstellung darüber hinaus, wie sich die Projekte seit der Prämierung konkretisiert und entwickelt haben.

Die Austellung verdeutlich die vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten des traditionellen Baustoffes Lehm. Die prämierten Projekte aus Burkina Faso, Marokko und Pakistan sind als Lehmbauten konzipiert, um die örtliche Verfügbarkeit und die klimaintelligenten Eigenschaften des Materials zu nutzen. Ziegert Roswag Seiler Architekten setzen Lehm in Verbindung mit einer Bambuskonstruktion ein. Kéré Architecture hingegen experimentiert mit einer Mischung aus Lehm und Zement, um den Baustoff ähnlich wie Beton gießen zu können.

Modellstudien für das Schulungszentrum in Marokko, Foto: Courtesy Holcim Foundation

Die Architekten Barkow Leibinger beweisen, dass auch der Baustoff Beton durchaus nachhaltige Attribute haben kann. Sie entwickelten für ihr „Smart Material House“ eine Hybridkonstruktion, die Fertigteile aus Infraleichtbeton mit Brettschichtholz kombiniert. Im Hof der Galerie befindet sich das 1:1 Modell eines Wandelements, das die Eigenschaften des Infraleichtbetons als tragende Dämmung und sichtbares Fassadenmaterial vermittelt.

Wandelement aus Infraleichtbeton, Foto: Courtesy Holcim Foundation

Dass der Entwicklungsprozess, das Forschen und Experimentieren in den Vordergrund gestellt werden, zeigt: Nachhaltigkeit ist ein Lernprozess. Durch die Materialproben und die großmaßstäblichen Modelle präsentieren sich die Projekte als Ausstellung zum „Anfassen“. Gerade wenn es um innovative Ansätze und neue Materialien geht, ist die Haptik ein geeignetes Mittel, um Vertrauen in eine neue Bauweise zu wecken. Es darf nicht vergessen werden, dass das Gelingen der Projekte in der Realität von weitaus mehr Kriterien abhängt, als von einer gelungenen Verbindung aus Ökologie und Ästhetik. Beispielsweise bringen gerade arme Länder eine geringe Akzeptanz für traditionelle Baustoffe wie Lehm auf. Sie orientieren sich oftmals an westlichen Standards und ziehen dem Lehmbau ein „modernes Glashaus“ vor, das nur durch aufwendige Klimatisierung nutzbar ist. Die Etablierung einer ortsspezifischen, nachhaltigen Baukultur kann jedoch nicht durch einen erhobenen Zeigefinger erzwungen, sondern nur in enger Zusammenarbeit und durch Mut zum Experimentieren vor Ort entstehen. Auch wenn die Ausstellung „Machen!“ diese kritische Auseinandersetzung ein wenig zu kurz kommen lässt, leistet sie dennoch einen wichtigen Beitrag, um eine Diskussion in Gang zu setzen.

Das Rahmenprogramm bietet eine Plattform, um die Aspekte der Nachhaltikeit mit den Preisträgern der Holcim Awards zu erörtern und mehr über den Fortschritt der prämierten Entwürfe zu erfahren. Mit den Bildern seiner Baustelle in Gando macht Francis Kéré die zahlreichen Besucher der Diskussion am 17. August 2012 neugierig auf die Zukunft des Projekts. Ob Kéré und seine Mitstreiter unser Verständnis von Nachhaltigkeit positiv prägen, wird sich zeigen, wenn in drei Jahren die nächsten Holcim Awards vergeben werden.
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