26.04.2013

Mobilfalt: Car-Sharing-Konzept für den ländlichen Raum in Nordhessen

Mit dem Pilotprojekt „Mobilfalt“ in Nordhessen sollen öffentliche Verkehrsangebote mit Bus und Bahn durch die gemeinschaftliche Nutzung privater Autofahrten ergänzt werden.

Fahrgemeinschaften sind eine prima Erfindung. Wir kennen sie aus der Schulzeit: Fünf Kinder quetschten sich zusammen mit dem Fahrer in einen Familienwagen, die Gurte mussten für zwei reichen, was nicht wirklich verkehrssicher war, dafür aber sehr lustig. Auf dem Weg zur Schule konnte man noch einen Skat kloppen, ohne Gefahr zu laufen, dabei die richtige Bushaltestelle zu verpassen. Dieses bewährte Modell wurde irgendwann von den Erfindern der „Mitfahrzentrale“ aufgegriffen und professionell weiter entwickelt.

Mit dem Konzept „Mobilfalt“ hat die Region Nordhessen die gute alte Fahrgemeinschaft nun wieder zum Leben erweckt. Denn nicht nur in den großen Metropolen, wo der motorisierte Individualverkehr immer mehr zu Gunsten von kommerziellen und gemeinschaftlichen Car-Sharing-Modellen, dem Fahrradverkehr und selbstverständlich auch dem öffentlichen Nahverkehr abnimmt: Vor allem im ländlichen Raum wird Mobilität immer mehr zum Problem beziehungsweise zum raren Gut. Einerseits werden ländliche Regionen immer bevölkerungsschwächer, gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter, und es sinkt das Einkommen. Öffentliche Verkehrsverbände dünnen die Busfahrpläne aus, manche Orte werden gar nicht mehr angefahren. Das Modell Mobilfalt funktioniert folgendermaßen: Jeder Autobesitzer in einer der Pilotregionen ist eingeladen, zum Anbieter von Fahrten zu werden. Fahrplangebundene Systeme wie Busse sollen so um Autofahrten ergänzt werden. Dabei können die Anbieter solcher Fahrten ihre eigenen Kosten senken: Sie erhalten 30 Cent pro Kilometer. Es können sowohl regelmäßige Fahrten angeboten werden als auch unregelmäßige: ganz gleich, ob man also als Pendler täglich um sieben zur Arbeit fährt, oder ob man nur einmal zum Arzt oder zum Einkaufen in die Stadt muss. Für Mitfahrer gibt es feste günstige Tarife: Kurze Strecken kosten 1 Euro, lange 2 Euro.

Ziel ist es, einen durchgehenden Taktfahrplan zu gewährleisten, in dem möglichst stündlich ein Fahrzeug zur Verfügung steht. Der Ein- und Ausstieg erfolgt an den ÖPNV-Haltestellen, die mit weiteren Mobilfalt-Haltestellen ergänzt werden sollen. Um die Beförderung zu garantieren, über nimmt der NVV deren Organisation und finanzielle Unterstützung. Stehen keine privaten Anbieter zur Verfügung oder fallen diese aus, werden Taxen, Mietwagen oder der Bürgerbus eingesetzt.

Im Herbst 2013 startet der Nordhessische Verkehrsverband NVV mit dem Projekt in drei Pilotregionen. Es wurden zwei besonders ländliche Räume ausgewählt sowie ein Raum, der ein starkes regionales Zentrum hat Die Regionen sind Sontra/Nentershausen/Herleshausen (als Zweckverband interkommunaler Zusammenarbeit), Witzenhausen im Werra-Meißner-Kreis sowie Niedenstein im Schwalm-Eder-Kreis. Der Pilotbetrieb ist vorerst auf zwei Jahre ausgelegt und wird wissenschaftlich begleitet.

In einer „Mobilitätszentrale“ im Kundenzentrum des Bahnhofs Eschwege können sich Interessierte und Teilnehmer von „Mobilfalt“ beraten lassen. Eschwege liegt im räumlichen Zentrum der Pilotregionen. Weitere Informationen: www.mobilfalt.de
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