03.01.2013 Florian Maier

Neues Panoramabad am Salzburger Mirabellgarten

Die Stadt Salzburg möchte das Paracelsusbad aus den 1950er Jahren ersetzen, wobei auch ein neues Kurhaus und ein Bürokomplex für eine Magistratsabteilung geplant sind. Außerdem könnte auf dem Areal noch eine Seniorenresidenz entstehen. Beim Realisierungswettbewerb zum Paracelsusbad waren baukünstlerische Vorentwurfskonzepte gefragt. »Das Siegerprojekt hat von Anfang an hervorgestochen, weil es das Unmögliche möglich macht«, kommentierte Architektin Ursula Spannberger, die Mitglied der Jury war.

Südansicht vom Mirabellgarten mit Passage zur Auerspergstraße mit Haupteingang und Außencafé

1. Preis: HMGB Architekten, Berlin

Mit ihrem Projekt entwickeln Matcha und Barczik die Idee des Panoramabades spektakulär weiter: Die Becken liegen auf vier Ebenen und ragen wie Balkone in den vom Erdgeschoß bis zum Glasdach offenen Raum. Man habe den Eindruck, »in den Baumwipfeln zu baden«, so das Architektenteam. Die von außen sichtbaren Balkone, anknüpfend an die Terrassierung des benachbarten Sheraton-Hotels, sind mit einer markanten Glasfassade verkleidet. Der Saunabereich ist im obersten Stock angesiedelt, auf der Dachterrasse finden sich ein Außenbecken und ein Cafe. Das Bad wird ein Familienbecken, ein Sportbecken, ein Lehrschwimmbecken, Sprungtürme und eine Rutsche beinhalten.

Alle Becken sind zu einer kontinuierlichen, sich verzweigenden und wieder verbindenden Landschaft verbunden.

Bewertung des Preisgerichts
Der Entwurf fasziniert durch die terrassierte Badelandschaft, die zum Park hin orientiert ist. Der Mirabellgarten und die einzigartige Stadtsilhouette werden in das Badeerlebnis mit einbezogen. Die Besonderheiten des Ortes werden produktiv genützt, um ein attraktives und auf selbstverständliche Weise unverwechselbares Stadtbad zu entwickeln.

Einige der Becken sind seitlich und an der Unterseite verglast um zusätzliche Blickbeziehungen zu erzeugen.

Innenansicht Büroräume nach Osten, mitsamt Blick durch Beckenlandschaft zum Mirabellgarten

Innenansicht Saunabereich im Dach

Die gesamte Beckenlandchaft kragt von einer Rückwand aus, die teils opak, teils transparent ist und so auch den nördlichen Sauna-, Therapie- und Bürobereichen Blicke durch die Beckenlandschaft in den Park eröffnet.

»Das wird ein neues Wahrzeichen für die Stadt«, prognostizierte Bürgermeister Heinz Schaden bei der Präsentation der Pläne. Die Kosten für das Gesamtprojekt liegen bei mehr als 50 Mio. Euro, das Hallenbad schätzte Schaden auf 35 Mio. Euro. Baubeginn für das Paracelsusbad soll 2014 sein.

Projektdaten

Nutzfläche
Bäderbereich: 4.500 m²
Gastro/Café: 170 m²
Sauna: 900 m²
Kurhaus: 3.000 m²
Bürobereich: 2.300 m²

Wasserflächen
Eltern-Kind-Bereich: 40 m²
65-Meter-Rutsche: 20 m²
1- und 3-Meter-Sprungbrett: 100 m²
Familienbecken: 240 m²
Lehrschwimmbecken: 100 m²
Schwimmer (4 Bahnen): 250 m²
Außenbecken: 100 m²

Für den Architektenwettbewerb waren 64 Projekte eingereicht worden, fünf Entwürfe schafften es in die Endrunde.
2. Preis: Berger + Parkkinen Architekten ZT GmbH, Wien

3. Preis: kadawittfeldarchitektur, Aachen

Anerkennungen
  • Atelier Thomas Pucher, Graz
  • Architekt DI Helmut Reitter, Architekt DI Ralf Eck, Innsbruck
  • Sophie und Peter Thalbauer Architekten, Wien; Architekturkonsulat Walter Kräutler, Wien
Jury
  • Vorsitzender Arch. DI Peter Riepl (Linz; auch Vorsitzender des Gestaltungsbeirates)
  • Stellvertreter Arch. Mag. E. Fuchs (Wien)
  • Arch. DI Ursula Spannberger (Salzburg)
  • Ing. Mag. Josef Lackner (Salzburg; Geschäftsführer SIG)
  • MMag. Herbert Brugger (Salzburg; Geschäftsführer Tourismus Salzburg Gesellschaft, Betreiber)
  • DI Jürgen Kannewischer (Baden-Baden; Bäderplaner)
  • Mag. Claudia Schmidt (Salzburg, Baustadträtin)
  • DI Harry Preuner (Salzburg, Bürgermeister-Stellvertreter)

Schematische Darstellung der Gebäudezonierung

Die städtebauliche Disposition ist lapidar und plausibel. Kurhaus und Büros bilden in Fortsetzung des benachbarten Hotels einen »harten Rücken« entlang der Auerspergstraße. Zum Park hin öffnet sich die Badelandschaft auf eindrucksvolle Weise. Dementsprechend zweigeteilt ist auch die architektonische Umsetzung – hermetisch, rigid und orthogonal im Norden – offen, filigran und geschmeidiger im Süden. Fließende Grenzen zwischen innen und außen sowie eine innige Verschränkung mit dem Kurgarten bestimmen die einzigartige Atmosphäre des Bades.

Der Zugangsbereich und die innere Struktur im rückwärtigen Teil (Kurhaus und Büros) sind noch deutlich zu dicht und zu schematisch. Das zeigt sich auch in den äußeren Fassaden. Eine durchlässigere Struktur wäre wünschenswert (ev. durch den Einbau von Höfen). Eine dementsprechende Weiterbearbeitung und qualitätsvolle Differenzierung sind erforderlich. Insgesamt bildet das vorliegende Konzept eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Weiterentwicklung. Diese ist – insbesondere auch aufgrund der Komplexität der Themenstellung – noch intensiv zu leisten.
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