13.05.2014 Bettina Sigmund

Stoffkreislauf von Baumaterialien: Strategien, Richtlinien, Normen

Rohstoffe sind knapp und teuer, und sollten daher immer stärker dem Baukreislauf wieder zugeführt werden. Die Bundesregierung widmet sich in unterschiedlichen Politikfeldern sowie nationalen und europäischen Initiativen den Themen Nachhaltigkeit, Energie- und Ressourceneffizienz. Neben der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, die ökonomische, ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt, greift beispielsweise das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm. Wichtige Aspekte sind die Kreislaufwirtschaft und die Lebenszyklusbetrachtung von Bauprodukten und Gebäuden. Im Rahmen der Vortragsreihe „Die Zukunft des Bauens“, stellte Michael Greulich vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) verschiedene Ansätze, Richtlinien und geförderte Forschungsvorhaben vor, die sich den Potenzialen der Baubranche widmen.
Europäische Strategien Auf europäischer Ebene existieren vielzählige Strategien, die sich mit der Nachhaltigkeit von natürlichen Rohstoffen beschäftigen. Diese sind teilweise kurzfristig bis ins Jahr 2020 oder langfristig bis 2050 angelegt. Die Leitinitiative „Ressourcenschonendes Europa“ bündelt strategische Programme in den Bereichen Klimaschutz, Energie, Verkehr, Industrie, Rohstoffe, Landwirtschaft, Fischerei, Biodiversität und regionale Entwicklung. Übergeordnetes Ziel aller Strategien – mit unterschiedlicher Ausrichtung und Wirkungsbereich – ist die Eingrenzung der mit der Ressourcennutzung verbundenen Umweltauswirkungen. So will die Europäische Ressourceneffizienzplattform (EREP) – die aus Vertretern der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments und vier EU-Umweltministern sowie internationaler Organisationen, Wirtschafts- und Wissenschaftsvertretern besteht – mit ihrem 2012 festgelegten Manifest eine Verdoppelung der nachhaltig genutzten Ressourcen in Europa erreichen. Neben der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) und dem allgemeinen Umweltaktionsprogramm der Europäischen Union „Gut leben innerhalb der Belastungsgrenzen unseres Planeten“ sind auch die Studie des „Directorate General for Internal Policies“ des EP „Ressource Efficiency in European Industry“ und die EU-Verordnung zur europäischen Normung auf die schonende Nutzung von Rohstoffen ausgerichtet. Eine EU-Bauproduktenverordnung reguliert dabei nicht nur die bisherigen Anforderungen an den Schall- und Brandschutz sowie die Statik, sondern soll jetzt auch den Umweltschutz und die nachhaltige Nutzung von Baustoffen. Das entworfene und errichtete Bauwerk muss aus umweltverträglichen Rohstoffen und Sekundärstoffen erstellt werden, die eine Wiederverwendung oder das Recyceln seiner Baustoffe nach dem Abriss ermöglichen.

Nationale Strategien Die Rohstoffstrategie der Bundesregierung ist eng mit der EU-Rohstoffinitiative verknüpft und befasst sich u.a. mit Rohstoffeffizienz und Recycling im Bereich Forschung und Entwicklung, mit Bezugsquellen und politischen Rahmenbedingungen. Sie bündelt die Aktivitäten verschiedener Akteure wie z.B. der Deutsche Rohstoffagentur, IMA Rohstoffe oder dem Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologien. Auch der Koalitionsvertrag Deutschlands enthält Vereinbarungen zur Steigerung der Ressourceneffizienz, der Stärkung des Recyclings, der Qualifizierung und Beratung von Unternehmen und der Fortentwicklung des Ressourceneffizienzprogramms ProgRess. Der Fokus dieses 2012 verabschiedeten Programms liegt auf abiotischen und nichtenergetischen Rohstoffen wie Erze, Industrie- und Baumineralien. ProgRess strebt eine Verdopplung der Rohstoffproduktivität bis zum Jahr 2020 sowie eine Senkung der Umweltbelastungen an. Neben dieser Verantwortung für künftige Generationen soll auch die Stärkung der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gesichert werden. Um die Forschung und Förderung voranzubringen und eine Beratung von Unternehmen zu sichern, wurde bereits vor einigen Jahren vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) das Zentrum Ressourceneffizienz gegründet. Die Kreislaufwirtschaft Bau ist eine Initiative der Deutschen Bauwirtschaft, die seit 1996 im Zweijahresrhythmus Monitoring-Berichte zum Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle in Deutschland veröffentlicht. Laut dieser Berichte liegt die durchschnittliche Verwertungsquote in Deutschland bei 91,7%. Die Ströme der einzelnen Stoffe können dabei jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. Beton beispielsweise kann zu 100% im Straßen- oder Betonbau wieder verwendet werden. Bei Kunststoffen wie sie in Fenstern vorkommen, können beispielsweise die Primärrohstoffe zu 40% in neuen Fenstern und zu 10% bei PVC-Bodenbelägen in den unteren Schichten genutzt werden. Um eine Einstufung der ressourcenschonenden Erstellung und Nutzung von Gebäuden kenntlich zu machen, wurde vom BMUB das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) entwickelt. Erstmalig steht mit diesem Leitfaden ein ergänzendes, quantitatives Bewertungsverfahren für Büro- und Verwaltungsbauten zur Verfügung.

Auch wenn Deutschland dem europäischen und außereuropäischen Ausland beim Recycling von Baumaterialien weit von voraus ist, so können auch hierzulande noch bessere Werte erzielt werden, um eine Verdopplung der Rohstoffproduktivität bis zum Jahr 2020 zu erzielen. Weitere Informationen wie Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen rund um das Thema nachhaltiges Bauen können unter www.nachhaltigesbauen.de herunter geladen werden. Vortrag von Michael Greulich, Referent im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), im Rahmen der fünfteiligen Veranstaltungsreihe „Die Zukunft des Bauens“, veranstaltet von DETAIL research und der Forschungsinitiative Zukunft Bau des BMUB und BBSR am 20. Februar in Berlin zum Thema "Höhere Effizienz und Recyclingfähigkeit dank neuer Materialkombinationen"

Broschüre: Rohstoffstrategie der Bundesregierung, BMWi

Zur Person Dipl.-Ing. Michael Greulich arbeitet als Referent im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Er absolvierte ein Studium des Bauingenieurwesens und war als Leiter eines Bau- und Stadtplanungsamtes verantwortlich für die Planung und Realisierung diverser Bauaufgaben im Hoch- und Tiefbau sowie der Stadt- und Flächennutzungsplanung. Im Bundesministerium liegen seine Arbeitsschwerpunkte auf dem Gebiet der Europäischen Harmonisierung von Bauprodukten und technischen Baubestimmungen nach der Bauproduktenverordnung sowie ingenieurtechnischen Fragen des Bausektors. Seit einigen Jahren gehört auch die Ressourceneffizienz im Bauwesen zu seinen aktuellen Aufgaben.

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