25.01.2007

TUB: Ein Medizinmann für Brücken und Häuser - Prof. Dr.-Ing. Yuri Petryna forscht zur Lebensdauer von Bauwerken

Wie erkennt man, ob und wo Bauwerke krank, also beschädigt sind? Woher weiß man, wie hoch ihre Lebenserwartung ist, und wie bekommt man heraus, welche "Medizin" sie benötigen, um lange zu "leben"?

Der Halleneinsturz in Bad Reichenhall, die Schäden an Hochspannungsmasten im Münsterland im Winter 2006 oder der Einsturz des Daches der Olympiahalle im kanadischen Vancouver vor wenigen Wochen machen deutlich, wie wichtig diese Fragen für die Sicherheit sind. Ihnen geht Prof. Dr.-Ing. Yuri Petryna am Institut für Bauingenieurwesen an der TU Berlin nach. Der Leiter des Fachgebietes Statik und Dynamik setzt damit einen neuen Schwerpunkt an der Universität.

Die Prognosen für die Lebensdauer von Gebäuden, Straßen und Brücken sind immer problematisch, weil sie Jahrzehnte umfassen müssen. In dieser Zeit unterliegen die Bauwerke sich ständig veränderten Bedingungen. Vor 50 Jahren war das Verkehrsaufkommen ein anderes als heute und damit waren Straßen und Brücken einer anderen Belastung ausgesetzt. Auch stellt sich die Frage der Sicherheit von Bauwerken angesichts wachsender Terrorgefahr.

Plötzliches Versagen der Baustoffe
"Moderne Statik darf sich nicht mehr nur auf die klassischen Felder der Tragwerksberechnung und -planung beschränken", sagt Petryna, "vielmehr ist eine Diagnostik und fachliche Betreuung vorhandener Bausubstanz gefragt."
Das Problem sei, dass die Baunormen sich überwiegend mit dem Neuzustand der Bauwerke beschäftigen und diesen damit indirekt "ewige Jugend" verschreiben. Dafür fehlten jedoch wissenschaftlich abgesicherte Verfahren, um Aussagen über die Tragwerkslebensdauer treffen zu können, erläutert Petryna. Genau darin sieht er die Herausforderung für seine Arbeit in Wissenschaft und Lehre.

Tragstrukturen aller Art stehen deshalb im Fokus seiner Forschung. Die Instabilität kleinster Verbundstrukturen im Materialinneren erklärt beispielsweise, warum manche Baustoffe extrem dehnbar bleiben, während andere ohne Vorzeichen durch Sprödbruch versagen. Auf der anderen Seite benötigt man eine Analyse der Baukonstruktionen einer ganzen Region, zum Beispiel sämtlicher ca. 1 Million Bauten im Istanbuler Raum, um diese in kurzer Zeit erdbebensicher zu machen.

Der wissenschaftliche Weg führte Yuri Petryna aus der Ukraine nach Deutschland. Sein Studium des Bauingenieurwesens absolvierte er in Kiew.
Dort promovierte er auf dem Gebiet Strukturmechanik über dynamische Stabilität dünnwandiger Konstruktionen. Internationale Anerkennung fand er 1996 mit dem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Ruhr-Universität Bochum. 2004 habilitierte er sich. Von seinen weltweiten Kontakten, seinen Kenntnissen und Erfahrungen profitieren nun auch die Studierenden der TU Berlin.

Quelle: TU Berlin

Photo: Pixel Lab

Photo: Pixel Lab

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